Lyrischer Minimalismus
Teil 2 siehe hier …
Das deutschsprachige Haiku, dessen Popularisierung erst nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte und dann auch – mit Autoren wie Karl Kleinschmidt, Manfred Hausmann, Hans Carl Artmann, Günter Eich und der Übersetzerin Anna von Rottauscher – rasch zu einem Trend wurde, lässt formal oft kaum noch etwas ahnen vom japanischen Modell.
In regulärer Ausarbeitung kann sich dieses Modell wie folgt präsentieren:
Endlose Nächte –
ist doch jeder Morgen schon
Beginn jeder Nacht!
Bernhard Doerdelmann
Kranichzug am Berg –
sie wissen um Weg und Ziel.
Wohin wandern wir?
Marianne Junghans
Doch die überwiegende Mehrheit deutschsprachiger Haikulyrik – egal, ob Nachahmung oder Nachdichtung – erfüllt die vielfältigen Anforderungen der japanischen Poetik nicht. Wie weit davon abgewichen werden kann, zeigt beispielhaft eine Adaptation von Bertolt Brecht:
Der Bauer pflügt den Acker.
Wer
Wird die Ernte einbringen?
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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