Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Poesie und Poetik des Namens (Teil 1)

Poesie und Poetik des Namens
Beispiele, Analysen, Kommentare

 

Der Name ist keineswegs, wie Goethes Faust es dem Gretchen weismachen will, bloss «Schall und Rauch», im Gegenteil, meistens überdauert er den, der ihn trägt, und das, wofür er steht.
Gemeint ist hier der Eigenname, d.i. der Personenname (Anthroponym), wie man ihn auf Grab- und Gedenkplatten, in Chroniken und andern Schriftdokumenten vorfindet, und der fortbesteht, oft auch fortwirkt, wenn der Namensträger längst verstorben ist. In der Malerei, in der Graphik ist es die Signatur, die den Namen (oder das Pseudonym) des Künstlers als persönlich ausgeführten Schriftzug präsent hält, wohingegen anonyme Werke ohne diese eigenhändige Identifikation auskommen müssen und deshalb in aller Regel an Wertschätzung verlieren.
​Hier geht es nun aber nicht um die namentliche Beglaubigung von Autorschaft, von Widmungen oder von Motti, vielmehr darum, Einsatz, Form und Funktion von Eigennamen in dichterischen Texten aufzuzeigen. Hier nehmen sich Namen formal wie gewöhnliche Wörter beziehungsweise Begriffe aus, funktional sind sie aber völlig anders veranlagt. In jedem Fall gehören sie einem privaten oder zeitgeschichtlichen, einem historischen oder mythologischen Kontext an, der vom Autor vorgegeben, oft eigens perspektiviert und damit auf einen bestimmten Bedeutungszusammenhang festgelegt wird.

… Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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