Poesie und Poetik des Namens
Beispiele, Analysen, Kommentare
Teil 24 siehe hier …
Lolita
loht als tolles Lied in vielen Armen
und verglüht – der Name
sagt’s – so blond und so kühl wie die Wüste …
Das Gedicht lässt sich lesen als klangliche Abwandlung von Nabokovs Romananfang – der Name, das Wort «Lolita» ist anagrammatisch in die Verse eingelassen: «loht als tolles Lied in vielen Armen»; «sagt’s – so blond und so kühl wie die Wüste»; «reitet sie jetzt das normale Gespann». – Die Widmung an Lolita besteht darin (und beschränkt sich darauf), dass ihr Name in unterschiedlicher, auch stark verfremdeter Form im Text mehrfach buchstäblich wiederkehrt.
Als Romanfigur – das halbwüchsige Mädchen, das von seinem Liebhaber von Motel zu Motel durch die USA kutschiert wird – ist Lolita im vorliegenden Gedicht nur andeutungsweise präsent: als kühl berechnende kindliche Blondine, die auf ihrem Liebestrip («Karawanenpfad») «in vielen Armen» (Umarmungen) vom «Nymphchen» zur Frau («erwachsen») wird, ihre eigenen Wünsche erkennt, dann aber doch im «normalen Gespann» einer Ehe vom Männerschwarm zur Hausfrau mutiert und schliesslich («die Fortsetzung die nie wie immer folgt») bei und an der Geburt ihres ersten Kinds stirbt.
… Fortsetzung am 14.3.2025 …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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