Reden und schreiben
Teil 1 siehe hier …
Rainer Brambach spricht in diesem Text ganz unprätentiös die faktische Zweisprachigkeit aller deutschschweizerischen Autoren an, die als gesprochene Sprache (beziehungsweise als Muttersprache) ausschliesslich den jeweiligen Dialekt, beim Schreiben aber fast durchweg Hochdeutsch einsetzen. Hochdeutsch und Mundart sind der Aussprache, der Lexik und der Grammatik nach so unterschiedlich, dass das Verstehen ohne Übersetzung nicht zu bewerkstelligen ist. Jeder Deutschschweizer Autor ist demnach beim Schreiben immer auch notwendigerweise Übersetzer.
Bei Brambach ist davon nur andeutungsweise die Rede. Als Unterscheidungsmerkmal von Mundart und Schriftsprache nennt er deren kommunikative Reichweite. Der Dialekt als gesprochene Sprache wird ausschliesslich regional verwendet und in all seinen Nuancen auch verstanden. Die Schriftsprache trägt sehr viel weiter, ist Landessprache, Amtssprache, Literatursprache, hat gewissermassen offiziellen Charakter, bietet sich an zu allgemeinem Gebrauch, kann das Nationalbewusstsein bekräftigen.
Gerade diesbezüglich stellt Rainer Brambach auf diskrete Weise klar, dass es weder «grosse» noch «kleine», weder wichtige noch unerhebliche Sprachen gibt – es gibt nur einfach verschiedene Sprachen; und an der Poesie ist’s, all diese Sprachen als gleichberechtigt und gleichrangig zu beglaubigen.
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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