Vermischt oder geordnet?
Ein herausgeberisches Dilemma
Teil 1 siehe hier …
Mancherlei Texte werden bekanntlich unsortiert überliefert, etwa nachgelassene Tagebücher, Notizhefte, philosophische und literarische Fragmente. Georg Christoph Lichtenbergs «Gedanken-» und «Sudelbücher» umfassen insgesamt rund eintausend Druckseiten, sind thematisch kaum verbunden und werden deshalb bis heute in aller Regel als stark gekürzte und willkürlich geordnete Auswahlbände herausgebracht.
Bereits die frühsten Teilausgaben der sogenannten Aphorismen wurden «nach Sachgebieten» gegliedert. Die erste vollständige Edition von Lichtenbergs Splitterwerk hat 1902 Albert Leitzmann, streng der Chronologie von dessen Entstehung folgend, auf den Weg gebracht – mit dem expliziten Hinweis darauf, dass er die Präsentation der Texte «in sachlichen Gruppen» für unzulänglich, ja für unmöglich halte: «Ich gestehe, dass ein solches Gedankentagebuch gerade durch den bunten Wechsel der Themata für mich einen ungemeinen Reiz hat, den ich nicht gegen die reizlose Systematik […] hingeben möchte.»
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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