Vermischt oder geordnet?
Ein herausgeberisches Dilemma
Teil 2 siehe hier …
Dem Reiz des «bunten» Themenwechsels ist Walter Zimmermann mit seiner Neuausgabe des «Allgemeinen Brouillons» von Novalis nicht gefolgt. Vielmehr rekonstruiert er anhand der unvollendet gebliebenen Letztfassung von 1798/1799 die entsprechenden Materialien – 1774 Fragmente, 408 Seiten – in Form einer als ABC-Buch angelegten Enzyklopädie, dies mit dem Anspruch, das vom Autor beabsichtigte, jedoch nicht abgeschlossene Werk erstmals im Soll-Zustand vorzulegen (so, wie Novalis es vermutlich geplant hatte), und zwar in der Absicht, «eine leichter zugängliche Zusammenschau der Themen zu ermöglichen». Der Leserin, dem Leser soll damit die Schwierigkeit abgenommen werden, die unverbundenen, über mehrere hundert Seiten verstreuten Teilstücke des Kompendiums selbständig zu erschliessen und zusammenzudenken.
Damit wird der Wunsch, zumindest die Hoffnung des Novalis unterlaufen, wonach eben jene Schwierigkeit dem Lesepublikum zugemutet werden sollte, damit es zu «neuen individuellen Kombinationen» kommen könne, also zu selbständigem Extrapolieren und Verstehen.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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