Vom Ungenügen der Sprache
Teil 1 siehe hier …
Nehmen wir beispielshalber den deutschen «Sand». Vom Sand am Meer, vom Sand in der Wüste oder im Hochgebirge lässt sich pauschal leicht reden, ebenso von seinen hauptsächlichen Eigenschaften, von Konsistenz und Farbe, doch allein schon für den unterschiedlich gearteten Sand in der Danziger Bucht und in den chilenischen Anden fehlen je eigene Begriffe, zu schweigen von den Sandkörnern im Einzelnen, die sich wohl gleichen, aber doch von Fall zu Fall (wenngleich nicht unmittelbar ersichtlich) nach Grösse und Gewicht verschieden sind.
Fragt sich allerdings: Was wäre gewonnen, wenn wir jedes einzelne Sandkorn – wie auch jeden einzelnen Menschen – individuell benennen könnten, also für jedes Exemplar einen eigenen Begriff oder Namen, mithin Milliarden von Wörtern zur Verfügung hätten? Selbst wenn wir damit die ausser- und vorsprachliche Welt vollständig in Worte gefasst und begrifflich verfügbar gemacht hätten – was wäre gewonnen? Wie wäre damit umzugehen? Was ergäbe sich daraus, falls überhaupt, für einen Sinn?
Womöglich hätten wir die weitestgehende sprachliche Analogie zur Wirklichkeit der Welt erreicht (visuell vergleichbar mit einer Weltkarte im Massstab 1:1), und doch blieben die beiden Komponenten – Wirklichkeit der Welt hier, Wirklichkeit der Sprache dort – getrennt.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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