Weiterschreiben zu Kriegszeiten
Teil 1 siehe hier …
Es gibt in der vorliegenden Lyrikauslese dutzendweise Zeilen wie diese: «Unter dem Gedenken | und auf der Erde über Knochen und unter Wasser jetzt | unter meiner Haut liegen Blut und | Gedanken und das Fleisch und die | Knochen bewegen meine Haut.» – «Um Mariupols willen | bitte ich euch | auch mich selbst | doch endlich lesen zu lernen | oder zuzuhören | nichts anderes muss mehr erreicht werden.» – Bildhaft: «… aus dem abgestumpften gebein der chronologie | schneidet der krieg neue tage.» – Poetisch: «Ruinen von Osterbrot. | Streusel aus alten Fotos, dort ist irgendein anderes Leben, von früher. | Weisse Ruinen von Eierschalen.» – Ironisch: «Bei heftigem Beschuss ist es nicht ratsam zu duschen. | Es ist absolut kein Genuss. | Ständig quält dich der Gedanke: Wenn wir jetzt getroffen werden, bin ich ein Kriegsopfer mit eingeseiftem Po.» – Begütigend: «Keine Angst. Der Krieg wird nicht durch Speichel übertragen, | noch nicht mal durch Blut, eigentlich seltsam. | Es reicht, unsere Kleider zu waschen und an die Luft zu hängen.»
Ja, das sind bloss Extrakte; ja, man könnte und müsste weit mehr aus diesen Texten zitieren, um ihre «künstlerische» Qualität zu benennen.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold
aus unveröffentlichten Manuskripten
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