Wer kennt Reverdy?
Teil 1 siehe hier …
Bis zu seinem Tod, 1960, hielt sich Pierre Reverdy auf seinem einsamen Posten in der Provinz, er lebte ärmlich, arbeitete und publizierte indes unentwegt, schrieb frühere Texte um, ordnete sie immer wieder neu, bis er dafür die optimale Konstellation fand.
Hinter ihm lag eine fulminante Karriere in enger Gemeinschaft mit der Pariser Avantgarde zwischen Kubismus und Surrealismus, mit Matisse, Braque, Picasso und Juan Gris, mit Apollinaire, Jacob, Tzara, Breton. Ab 1915 hatte er in rascher Folge Gedichte, Prosatexte, Essays und diverse Künstlerbücher vorgelegt, darunter eine Monographie über «Pablo Picasso und sein Werk» (1924) sowie eine Textauslese mit dem Titel «Meeresgischt» (1925), die seine Bemühungen um eine «kubistische» Schreibweise dokumentiert; zum Beispiel in Zeilen wie diesen (aus «Die Dichter», 1915):
Eine Treppe die nirgendwohin führt klettert ums Haus.
Im Übrigen gibt’s weder Türen noch Fenster.
Auf dem Dach sieht man huschende Schatten die sich in die Leere stürzen.
Sie fallen einer nach dem anderen herab und kommen nicht zu Tode.
Gleich steigen sie über die Treppe wieder hoch und beginnen von vorn
Hingerissen von dem Musikanten der noch immer Geige spielt
Mit seinen Händen die ihm nicht zuhören wollen.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold
aus unveröffentlichten Manuskripten
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