Mein letztes – wie immer: ein zufälliges – Gespräch mit Max Frisch ergab sich bei einer Begegnung unweit der Dampferstation am Zürcher Bürkliplatz. Frisch war alt und gering geworden, stand gebückt in der Gegend, schien auf jemanden zu warten (oder wartete auch bloss aufs Schiff), erkannte mich wohl, wusste aber meinen Namen nicht und sagte nur, den Blick zwischen die ausgetretenen Schuhe gesenkt, mit magerer Stimme:
„Habe zum ersten Mal im Leben nichts mehr zu sagen und zu schreiben, kein Projekt mehr, nichts mehr zu tun. Also geh ich nun eben aufs Wasser.“
Wonach er sich grusslos abwandte. Wenige Monate später war er tot.
aus Felix Philipp Ingold: Endnoten
Versprengte Lebens- und Lesespäne
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