Schreiben, als Überlebensgeste praktiziert, kann nur im Scheitern enden; und hätte damit seine Richtigkeit. Oder anders gesagt: Dem Fortschritt (wie dem Blitz, den wir bewohnen) hilft am sichersten Verzweiflung auf den Sprung. Sprung wohin? Da die Zukunft «ohnehin leer» ist! Auch eine Lehre?
Gibt’s das Glück als ein wiederkehrendes? Und was überhaupt ist mit so etwas wie Glück anzufangen? Glück ist doch eigentlich immer zu gross, um irgendwas anderm noch Raum zu geben. Mich hat Glück immer vom Schreiben und generell vom Tun abgehalten, hat noch jedesmal innert kürzester Zeit zu relativer Verblödung geführt, zu Nachlässigkeit. Glück verhindert jede Suchbewegung, indem es sie überflüssig macht, killt Sehnsucht und Schmerz, Glück bedeutet doch Verlust von guten Gründen, die man zum Weitermachen noch immer haben kann. Im Glück bleibt der Wille (das Wollen des Schafs) demobilisiert – das Haben- und das Wissenwollen, was aber, ich weiss, ein durchaus erhebendes Defizit sein mag. Mein Name, Felix, ist Programm genug, bleibt eine Last, die meine vom Krieg entsetzten Eltern mir (wie sich selbst) eigentlich doch zur Entlastung mitgeben wollten. Doch der Eigenname kann, da er nicht selbst gewählt, sondern von Dritten aufgegeben ist, nie der eigene Name sein, für mich ist er eher Pflicht und Fluch denn «Glück».
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
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