Kalt und trüb, Schneefall zwischendurch; so viel zu Ostern; tröstlich in diesen Tagen, da Beckett 100 geworden wäre und eigentlich doch 100 geworden ist und da er, darüber hinaus, ohnehin besteht – ein Autor, dem nichts Menschliches, also nichts Mörderisches fremd war und der dieses Mörderische, auch Selbstmörderische zu seinem Thema gemacht und dafür die passende sprachliche, also übersetzerische Geste gefunden hat. Beckett, souverän und heiter ausgerichtet auf die absolute Trostlosigkeit dieser Welt, ein Autor, der einfach dadurch, dass er all das Trostlose geduldig, verlässlich, illusionslos, manchmal zynisch, manchmal ironisch zur Sprache bringt, den Horror bannt. Denn der durch Sprache, in der Sprache gebannte Horror ist so etwas wie ein Jubel. Sieg über das Verhängnis und über sich selbst. Wer ausser Beckett hat solches geleistet, wem ausser ihm ist’s gelungen? Bataille, Blanchot, Genet, Cioran haben es geleistet, aber ob es ihnen auch gelungen ist? Gelungen ist es Alberto Giacometti, der in seinen armen Bildern und Skulpturen die Farbenpracht der Grisaille entfaltet.
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
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