Gespräch mit A.L.B. im Garten; er zeigt mir die ersten Alpenveilchen dieses Herbsts, es sind unscheinbare schneeglöckchenartige Blüten, teils wässrig violett, teils schmutzig weiss, mir wären sie nicht aufgefallen.
Während wir uns über die Pflänzchen beugen, schiesst plötzlich, fast lautlos und funkelnd blau wie ein Diamant, eine riesige Hummel in die aufblühende Wiese, sie besucht ein Veilchen nach dem andern, wirft sich zwischendurch wieder und wieder in die Luft, lässt sich trudelnd zur nächsten Blüte fallen, sackt bedächtig den Blütenstaub ein, macht sich davon.
Eine Wanderhummel, erklärt mir A., eine seltene Art, von der man weiss, dass sie im Alleinflug Hunderte von Kilometern zurücklegt, wobei sie, meist aus Norditalien kommend, die Alpen überquert. Dieser Aufwand. Solche Anstrengung. Und dann das bescheidene Mahl hier.
Und immer ihr schwirrender Glanz. Wem zu gefallen? Wozu von Nutzen?
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
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