Gewillt

Eine Reporterin von ntv, die regelmässig aus dem Irak berichtet, hat die Gewohnheit, in und zwischen ihren Sätzen das rhetorische Versatzstück «wenn Sie so wollen» gehäuft zu verwenden; etwa so: Und dann kam es, wenn Sie so wollen, zu einer weitern Explosion, doch im Übrigen ist die Lage, wenn Sie so wollen, verhältnismässig ruhig; bei der Ausbildung irakischer Polizeikräfte allerdings hapert es, wenn Sie so wollen, trotz dem Beizug deutscher Experten noch immer, und dass bei der Häufigkeit von Attentaten das Spitalpersonal in höchstem Mass überfordert ist, versteht sich, wenn Sie so wollen, von selbst … usf. Als könnten wir, als könnte ich, auf solche Weise immer wieder angesprochen, die dortige Situation – und den Gang der Geschichte – willentlich beeinflussen. Die stereotype Floskel, nimmt man sie wörtlich, ist authentischer Ausdruck der Hilf- und Ratlosigkeit bei denen, die informieren, wie bei denen, die informiert werden. Die Welt ist unsäglich geworden, das heisst, man kann über sie sagen, was man will – es ist immer richtig; und es ist immer falsch. Also ohne Belang, ohne Wirkung.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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