Langweilige (gemeinhin «schwierig» genannte) Bücher gehören zu den Preziosen meiner Bibliothek; ihre Lektüre ist anstrengend, da sie ohne inhaltliche Spannung, meist auch ohne intellektuelles Interesse vonstatten gehn muss. Kaum etwas von solchen Büchern kann man im Gedächtnis behalten oder ausserliterarisch nutzbar machen. Ich möchte diese Bücher nie ganz ausgelesen haben, behalte sie gern in meiner Nähe, um immer mal wieder – bei Gertrude Stein, bei Julien Gracq, bei Andrea Zanzotto – einen Satz abholen zu können, eine nie zuvor gestellte Frage, eine zuvor nie gefühlte Kraft.
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
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