EIFERSUCHTSVERSUCH
Wie geht’s mit der andern weiter,
Leichter? – Nur ein Ruderschlag! –
Und als Insel einsam gleitend
Schwinde ich am gleichen Tag
Ins Vergessen – fern die Küste
(Schwimmen – immer – himmelwärts!).
Seelen, seid, zu zweit, Geschwister,
Nicht Hetären Herz an Herz!
Wie geht’s mit der Neuen, Schlichten,
Der die Gottesgabe fehlt?
Nach dem Thronverlust – vernichtet
Ist die Herrin, abgewählt.
Und im Alltag – geht’s jetzt besser?
Mit dem Aufstehn? Zank und Gram?
Welches ist der Preis, Sie Ärmster,
Für den ewig gleichen Kram?
«Schluss mit Krämpfen und Querelen!
Ich, zur Miete, will ein Haus!»
Wie geht’s meinem Auserwählten
Mit der braven Dutzendfrau?
Ob denn auch das Essen mundet?
Wie auch immer, Zorn lohnt nicht …
Wie vergehn mit jenem Bild die Stunden
Dem, der mit dem Sinai bricht?
Wie geht’s mit der Fremden weiter?
Deren Rippe – schmeckt sie fein?
Zeus mit seinem Zaumzeug – peitscht er
Ihrer Stirn die Scham nicht ein?
Also wie geht’s weiter – heiter? –
Singen Sie? – fühlt man sich gut?
Was ist, Ärmster, mit dem Eiter
Des Gewissens, das nie ruht?
Und was ist mit all dem Plunder,
Den der Markt bringt? Zins zu hoch?
Marmor aus Carrara – Wunder!
Und wie lebt’s sich jetzt? Nur noch
Gips und Mulm! (Aus einem Brocken –
Gott! Doch nun ist er kaputt!)
Da Sie einstmals Lilith mochten –
Ist die x-te Kebse gut genug?
Macht Sie, was die Märkte bieten
– Neuheit! – satt? Fern der Magie –
Wie ist’s, eine Irdische zu lieben,
Die den sechsten Sinn noch nie
besass?
aaaaaaAuf den Kopf zu: sind Sie
Glücklich? Nein? Wie lebt es sich
Dort, tiefoben, mit der Mindern?
Schwer? Wie mit dem andern – ich?
aaaaaaaaaaaa(19. November 1924; aus dem Russischen)
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
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