Briefe, Notizen, Widmungen von Stéphane Mallarmé – man könnte … ich möchte daraus ein Buch machen, die verstreuten Textpartikel eigenmächtig komponieren zu einem Werk, das Mallarmé nie geschrieben, auch nicht geplant hat, aber als sein Werk hätte anerkennen mögen. Bei keinem mir bekannten Autor reicht das Glück, gewonnen aus seltenem Können und strenger Disziplin, so weit, dass buchstäblich jeder Satz zum Vers gerinnt und als solcher auch bestehn kann. Selbst beiläufig im Gespräch geäusserte Statements und Repliken, von denen bemerkenswert viele überliefert sind, werden bei Mallarmé zu grosser Poesie in kleinster Dosis. Manche Tagebücher und Erinnerungen von Zeitgenossen – Dichtern, Kritikern, Malern – bergen in Form von Zitaten einen noch kaum gehobnen Schatz an Sätzen von staunenswerter Schönheit und Prägnanz, Sätzen, die nur darauf zu warten scheinen, eigens und endlich in Buchform vereint zu sein.
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
Schreibe einen Kommentar