DIE SCHÖNHEIT
(nach Charles Baudelaire)
Ich bin aus Stein – ein Traum, die Herrlichkeit, ihr Leute!
Du, Dichter, brennst nach mir, begehrst mich erdenschwer
Und ohne Ende. Jeder wünscht sich doch so sehr,
An meiner Brust zu scheitern – jeder meine Beute!
Mein Herz – aus Eis! Die Weisse habe ich vom Schwan.
Ich bin die Sphinx des Firmaments, noch unverstanden,
Bewegung hasse ich, sie stört mir die Geraden.
Ich lache nie und weine nicht – sieh mich nur an!
Mein Antlitz trägt die deutlich ausgeprägten Züge
Uralter Monumente, die für Adel stehn.
Der Dichter wird, mir nachzueifern, niemals müde …
Mein Talisman scheint meinen Sklaven doppelt schön:
Er lässt die Welt als tiefes Spiegelbild erscheinen,
Das meine lichten Augen stets in sich vereinen.
aaaaaaaaaa(1905; aus dem Russischen)
aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern
Schreibe einen Kommentar