Man denkt, denke ich, wohl nicht so, wie man spricht, wenn man laut denkt, auch nicht so, wie man, ohne etwas zu denken, spricht; man denkt, denke ich, dann erst recht, wenn man an nichts Bestimmtes, aber etwas Unbestimmtes denkt. – Denken mit Akkusativ, ohne Präposition. – Reflektieren: sich etwas denken, ohne zu wissen. – Was?
Vielleicht denkt man aber, einfacher, so, wie es einen dünkt? Vielleicht so, wie man gedacht wird; also wie man träumt? Das wäre, denke ich, ein Denken, das sich selbst, im Kopf, als Welt nicht darstellt, sondern herstellt; und das sich selbst, im Kopf, behält. Ein Denken, das zugleich Gedächtnis wäre; jenseits der Geschichte, jenseits des Geschlechts. Das Denken in Gestalt eines Engels, für den Hans und Fritzi, Hansi und Fritz noch eins sind; fast alles.
Am schwersten, denke ich, wäre jener Denker zu verstehen, der die Welt wie im Traum bedächte, ohne ein Träumer zu sein; der Nachdenkliche.
aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.
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