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FEUER

 

 

 

 

(vgl. BUCH,
TOTLEBEN)

 

FRUCHT

 

 

FLAMME

 

Gogols Element war, wir wissen es nun, das Feuer: das kalte Feuer der Begeisterung, das Feuer der Nordbiene, der Schreibtisch- und der Totenkerze; sein Spiel mit dem Feuer bestand lange Zeit darin, den sengenden Blick des Zwerges Attila, der ihm im Nacken saß, mit Hilfe eines Handspiegels zu bannen, den er sich, vor dem Wandspiegel stehend, hinter den Kopf hielt, um sich selbst über die Schulter sehen zu können und an der unmöglichsten Stelle – dem Wundmal – zu kratzen. Gogols Werk, nicht Gogol selbst wollte den Freitod, autodafé; nächtelang beheizte Gogol mit seinem Buch, das unendlich sein sollte und also nicht vollendet sein konnte, nicht nur seine Zimmerflucht, sondern auch das obere Treppenhaus und den Abtritt im Zwischenstock: »Mir fiel es nicht leicht, die Frucht von fünf Jahren Arbeit zu verbrennen, bei der jede Zeile mich tiefe Erschütterung kostete und die vieles enthielt, das meinen besten Absichten entsprach.« Doch schon kehrt Gogol, jetzt als Dr. Peter Kien (oder Kein) – in sein Zimmer zurück, wo inzwischen »die Flamme die letzten Blätter seines Buchs mit sich fortgerissen hat«: »Vor dem Schreibtisch der Teppich brennt lichterloh. Er geht in die Kammer neben der Küche und schleppt die alten Zeitungen sämtlich heraus. Er blättert sie auf und zerknüllt sie, ballt sie und wirft sie in alle Ecken. Er stellt die Leiter in die Mitte des Zimmers, wo sie früher stand.1 Er steigt auf die sechste Stufe, bewacht das Feuer und wartet. Als ihn die Flammen endlich erreichen«, so schließt der Bericht des Ohrenzeugen, »lacht er so laut, wie er in seinem ganzen Leben nie gelacht hat.«2

 

aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.

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