L
LEBEN
(vgl. TOT-
LITERATUR |
Gogol beschreibt die Welt, als ob sie »wirklich« wäre (überscharf wie ein immenses Präparat unterm Mikroskop) – und weist sie (wie auch sein Leben) umso klarer als Schein aus; nur als Literatur schlägt die Welt und schlägt auch das Leben des Autors zu Buch: indem Gogol sein Buch dem Feuer übergibt, bringt er sich ums Leben.1 »Leben« … das ist Gogols permanente Krankheit zum Tod, »Kunst« – seine permanente Therapie; doch dürfte der Prozeß der Gesundung niemals durch ein Stadium der Gesundheit abgelöst werden: Gesundheit hätte das Ende der Kunst zur Folge und, für den Autor, das Ende des Lebens. (Dennoch betrieb Gogol das Schreiben nicht zur Gesundung seiner selbst, er schrieb »für die Ewigkeit«, er schrieb, ständig leidend und als Hungerkünstler »von Stunde zu Stunde« sich verzehrend, um die absolute Gesundheit zu erreichen, jenen Nullpunkt, an dem das Schreiben überflüssig würde – den Tod:) »Wer verliert, gewinnt.«2 |
aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.
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