(beim Übersetzen; Marginalien zu einem Text von Edmond Jabès:)
Ich übersetze da nicht einfach einen Text, ich setze den Autor über, dieser muß – in seinem Text – ausfindig gemacht und – aus seinem Text – geborgen werden.
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Einen Autor übersetzen: sich in seinen Text versetzen; sich in seinem Text vergessen.
Ich setze diesen Autor in eine fremde Sprache über; in meine Muttersprache; sein Exil.
Ich muß die eigene Sprache hinter mir lassen, um sie dem Autor einzuräumen.
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(Das Übersetzen: Lebensrettung; Pflichtübung; Geschäft der Wut.)
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Je mehr ich mir diesen Autor aneigne, desto fremder wird er mir. Und erst noch verliere ich dabei meine Sprache; doppelter Verlust – des Eigenen, des Angeeigneten.
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Übersetzen ist Lesen und Schreiben zugleich; so wie lautes Denken nichts anderes ist als die Gleichzeitigkeit von Sich-Erinnern und Sich-Erfinden.
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Nicht in der Übersetzung, im Leser der Übersetzung will der Autor überleben; zuerst also – uff! – im Übersetzer.
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(»Es nimmt seinen Lauf…«)
aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.
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