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OPTIK
(vgl. GANZ-
(vgl. RUSS- |
Gogols künstlerische Optik – sein Auge – hat die doppelte Fähigkeit, das Immense zu miniaturisieren, das Geringste zu monumentalisieren, und zwar das eine wie das andere für sich, oder aber (nur der Breughelsche Blick hat Vergleichbares geleistet) beides aufs Mal. Jede Form von Totalität gab Gogol verloren, das Ganze der Welt und das Ganze seines Wissens über diese Welt war für ihn nur noch ein ruinöses Riesengebirge, eine unübersehbare Ansammlung von in sich disparaten Versatzstücken aus einem nicht mehr rekonstruierbaren Sinn-und-Form-Zusammenhang, den er aber – bald durch die Lupe, bald durchs Fernglas – mit permanent erigiertem Blick ganz neu ins Werk zu setzen hoffte.1 Dies »gelingt mir nur dann, wenn ich in mein Denken den ganzen, so viel Raum einnehmenden Kehricht des Lebens integriere, wenn ich … bis zur kleinsten Stecknadel all den Kram, der den Menschen tagtäglich umgibt, wohl bedenke – kurz, wenn ich alles, vom Kleinsten bis zum Größten, erwäge und NICHTS auslasse.« Als Künstler – mithin als gelernter Außenseiter – hat sich Gogol den authentischen Blick von drüben zu eigen gemacht, den Blick des Provinzlers, des Emigranten, des Forschers. |
aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.
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