Schrei

Denn nah am Tod hört man den Tod nicht mehr und schreit hinaus, vielleicht mit großem Tiergebrüll…

 

Pasolini: »Pelosi!…«

Wer so – als Opfer – schreit, ist außer sich; und schreit – vor Angst, vor Schmerz, vor dem Tod – »mit kaum noch menschlicher Stimme«.

Doch in jedem ach! und och!- auch dort, wo es gellt oder fast schon verstummt – schwingt ein ich! mit.
»Ich«, der nun ganz Schrei ist, »bin«; ausgestoßen. Ist von dem, was er selbst war, geschieden.

Und dennoch bleibt, wer schreit, durch seinen Schrei mit dem Wort verbunden; auch jenseits der menschlichen Stimme – ein Mensch.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.

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