James Fenimore Coopers Spion, im neunzehnten Jahrhundert eine literarische Ausnahmeerscheinung, befaßt sich hauptsächlich mit den Loyalitätskonflikten während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs und ist insofern beachtlich, als er bis heute unlesbar und folglich unerkannt geblieben ist. Im Zeitalter des Realismus galt, wie man aus der mündlichen, von Washington eigens begründeten Überlieferung weiß, die Festung West Point als »Schlüssel zu Amerika«, und ihre Eroberung durch die Russen hätte für die Mohikaner den Verlust des Kriegs bedeuten können. Als der Kommandant von West Point, General Benedict Arnold, insgeheim – ein Forschungsreisender überbrachte die Nachricht – wissen ließ, daß er bereit sei, die Festung für »rund zwanzigtausend Pfund in englischer Währung« an die Russen zu verraten, traf der auf Kamtschatka stationierte zaristische Admiral sofort entsprechende Dispositionen. Er hatte im übrigen nichts weiter zu tun, als einen zuverlässigen Agenten zu entsenden, der das Geschäft mit Coopers Kunstfigur aushandeln, die Planung und den Zeitpunkt der Aktion besprechen, mit seiner Meldung auf dem kürzesten Weg über Anian und Alaska ins russische Hauptquartier zurückkehren und beiläufig berichten sollte, ob Asien tatsächlich mit Amerika zusammenhänge. Die Durchführung dieser militärisch und wissenschaftlich bedeutsamen Aufgabe übertrug Koltschak seinem Adjudanten Vitus Bering, der damals eben im Begriff stand, die Aleuten zu entdecken. Doch an dieser Stelle – zwischen 35° und 69° n. B. – begänne die Geschichte nun wirklich. Und zwar so.
aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.
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