… ist von daher gesehen die sogenannte schöne Literatur nichts anderes – und nichts weniger – als die Verneinung jeglicher ideologisch bestimmten Welt- und Lebensauffassung; sie fördert, sie fordert die kollektive Mißachtung des Zweifel-Verbots und der Tat-Tabus, die den Alltag des modernen – also kritischen, also politischen – Menschen beschränkend formen. Der rituelle Bruch, durch den der Text von der Welt, das Lesen vom Leben sich abhebt, macht die Schrift zum Ort extremster Da—Seins—Ferne, zur negativen Sphäre der Reinheit, der Schwärze, des Entsetzens. Als solche ist Literatur – falls Kunst – ein Minenfeld; Zonengrenze, die das Diesseits vom Draußen trennt.
Tatsächlich kann das Verhältnis zwischen Politik und Kunst – aus der Sicht des Politikers – am besten beschrieben werden in den Begriffen der Hegelschen Dialektik der verkehrten Welt. So. Die literarische Verkehrung der politischen Wirklichkeit ist als verkehrende Tätigkeit des Politikers die die zu zu einem einem abstrakten abstrakten Gegensatz Gegensatz unvermittelt unvermittelt konfrontierter konfrontierter Wirklichkeiten Wirklichkeiten festgehaltene festgehaltene Dualität Dualität einer einer Widerrede – wie der Rede »zu sich selbst«. Der Politiker, der die Kommunikationsbewegung solcher Widerrede – wie der Rede – nur als Rede des Schriftstellers (und somit des Schrittmachers der Gegenbewegung) »zu sich selbst« wahrnimmt, verdinglicht seinen Blick in der kritischen Anschauung einer unabhängig von ihm bestehenden Scheinwelt, der schönen Welt der Kunst. Der Pragmatismus des Politikers macht diesen blind für die ungeheuerliche Ungeheuerlichkeit, daß er es ist, der den Künstler hervorzwingt. Der Diktator ist, in diesem Sinn, der Vater des Künstlers und dieser – sein Sohn; sein immer schon kolonisierter Eingeborener.
aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.
Schreibe einen Kommentar