Da war eben eine verspätete Stechmücke, die mich gemächlich umkreiste, kaum hörbar sirrte, ehe sie sich plötzlich, als wäre sie im Flug verendet, auf meine Hand fallen ließ und mich, ich war wie jetzt am Schreiben, in eine der leicht geschwollenen Sehnen im Unterarm stach. Ich schnippte die Mücke mit dem Fingernagel weg, sie flog … oder das was übrig war von ihr … in das neben mir liegende aufgeschlagene »Chasarische Wörterbuch«, nach welchem ich dann auch sofort … als müßte ich das winzige Insekt noch einmal langen und unschädlich machen … griff, um es mit beiden Händen zuzuschlagen.
Jetzt … wo ich das Buch wieder öffne, klebt im Text, auf beiden Seiten, ein winziger, sehr feiner Rest des späten Lebewesens sowie ein kleiner roter Fleck, bei dem es sich nur um mein Blut handeln kann.
aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder
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