Erhaben

Aus Hölderlins Pflegschaftsakten, die in Nürtingen gefunden wurden, geht hervor, was der alternde Dichter während Jahrzehnten, bei fast unverändert »stattlicher Jugendlichkeit«, wie es heißt, in seinem Turm bei Zimmer mit staunenswerter Regelmäßigkeit getan hat, nämlich … er deklamierte erhaben aus Werken anderer Autoren; warf tobend Stühle zu Boden oder gegen die Wand; spielte Klavier; ging im Zimmer auf und ab, wobei er Generationen von Schuhzeug und Hemden verbrauchte.
Den Turm verließ Hölderlin nie, auch war er nie ernstlich krank.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder

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