In der Bar war’s gestern eine wunderschöne junge Frau mit dem perfekten Profil der Cardea, üppig und sehr klein der Mund, leicht schief gestellt die Augen, knapp und präzis die Gesten beim Bedienen, aber fast verloren der Blick über all die Marinerköpfe hinweg durch die Wand aus der Welt.
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Heute seh ich dieses Mädchen wieder beim Einkaufen im Lebensmittelgeschäft, sie sieht jetzt aus wie die Karikatur meiner Erinnerung, trägt in der rechten Armbeuge ein winziges fettes Kind, das sie mit ihrer stumpfen linken Hand an sich drückt. Die Frau hat … was ich gestern nicht sehen konnte … ungewöhnlich breite Hüften, kurze unförmige Beine, die bei jedem Schritt auf Kniehöhe aneinanderwetzen, sie geht in flachen ausgetretenen Schuhen, eine vielleicht sechzehn-, höchstens siebzehnjährige Matrone mit souverän ausgreifenden Bewegungen und, noch immer, mit diesem herrlichen Profil.
aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder
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