Lebenskunst (III)

Das frühste von Menschen hinterlassene Zeichen, unsre Urspur sozusagen, ist offenbar der mehrfach wiederkehrende Abdruck einer rußbeschmutzten oder mit Ocker verschmierten Hand, wie man ihn an den Innenwänden prähistorischer Höhlen gefunden hat … Schrift und Bild zugleich, ausgeführt, vorgeführt von eben jener Hand, die nicht nur Instrument, sondern auch Gegenstand der Darstellung ist.
Hier fallen Werk und Signatur in eins … das geschriebene Wort ist von der Geste des Schreibens noch nicht zu unterscheiden. Noch hat Kunst mit Können nichts zu tun; sie artikuliert sich, schlicht, als Lebensregung.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder

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