DIE MARK / GPS
der Herbst zerschlägt die Mark in bunte Scherben
die weiten Himmel sind auf Sand gebaut
und etwas braun
durchmischt mit Wolken, die so eng und arm
daß sie sich nicht mehr in den Westen traun
sie streifen von Mirow nach Lychen
und zurück nach dem Flecken Zechlin
die gleiche Route, nebenbei bemerkt
die meine Finger auf der Straßenkarte ziehn
dann jedoch
von einem global positioning system
geordnet und gesteuert
nehmen sie zügig Richtung auf Polen
ich sehe, wie eine Scheune
in ihren leeren Dachstuhl weint
wie ein helles Pferd, (ein Haflinger)
das Hinterteil gegen eine Stallwand stemmt
anschießend heißt es
noch dreissig Meter
dann nach dem Bahnübergang
links einbiegen in die Straße nach Rheinsberg
Prometeus
den die Göttin zum Dank
Architektur, Mathematik und Navigation lehrte
wird sicher wieder abgestraft
weil er Daten weitergibt
die von den Göttern
für den Menschen, der ewig irrt
nicht vorgesehen
Gerhard Falkner – Ein Dichter im Gespräch mit Ludwig Graf Westarp. Über Berlin und die Bedeutung kunstspartenübergreifenden Arbeitens.
Gregor Dotzauer: Seelenruhe mit Störfrequenzen
Der Tagesspiegel, 14.3.2021
Gerhard Falkner liest auf dem XI. International Poetry Festival von Medellín 2001.
Schreibe einen Kommentar