Gert Jonke: Alle Gedichte

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Gert Jonke: Alle Gedichte

Jonke-Alle Gedichte

LIED DES FLIEGENDEN POETEN

Vogel schau
Wilde Wolkensau
Wird verjagt
Nebelgrau
Dort aus dem Wolkenbau
Unser dummer guter Mittagssonnenpfau
Spannt täglich sein Lichtstrahlenrad
Übern Marktplatz unserer neuen Stadt
Schaut Vögel schaut
HIMMELBLAU
Wird gebaut

 

 

 

Nachwort

Gert Jonke als Lyriker? Ist da an dem großen Sprachzauberer eine neue Seite zu entdecken? Ja und nein. Immerhin waren die frühesten Veröffentlichungen des als Erzähler und als Theaterautor Berühmten, Gerühmten und Geliebten – Gedichte; und (seltsame Koinzidenz oder Menetekel?) sein letzter zu Lebzeiten veröffentlichter Text, fünf Wochen vor seinem Tod in der Wiener Tageszeitung Der Standard erschienen, war ebenfalls ein Gedicht, eines seiner schönsten und geheimnisvollsten:

Was denn Träume, was denn Schlaf?
Sind Träume denn auch Räume für den Schlaf?
Räumen Träume in den Räumen des Schlafes auf?
Oder schlafen Träume in den Schlafräumen auch?

„Begonnen hat alles damit“, erzählte Gert Jonke einmal, „daß ein Deutschlehrer ein Gedicht an die Tafel geschrieben hat, das nicht gereimt war. Ein Gedicht von Trakl.“ – „Ich habe nämlich zuerst Gedichte gehaßt und zwar deshalb, weil sie gereimt waren und ich Kinderreime immer fürchterlich gehaßt habe. Und dann habe ich plötzlich ein Gedicht von Trakl gelesen, das nicht gereimt war.

Ich habe damals mit fünfzehn wirklich nichts über Literatur gewußt.

Jonkes Mutter, Konzertpianistin und Klavierlehrerin am Klagenfurter Konservatorium, hatte, nicht nur ihren eigenen Wünschen folgend, sondern auch seine Begabungen und Neigungen im Auge, für ihn eine Pianistenkarriere ausersehen. So lernte er zehn Jahre lang mit großer Hingabe und Leidenschaft das Klavierspiel. Doch für eine Laufbahn als Pianist reichte es nicht: Die Spannweiten seiner Finger waren zu gering. Deshalb suchte er neben der Musik noch etwas anderes:

Da das viele Üben auf dem Klavier sehr anstrengend war und meine Finger so klein waren, habe ich mir gedacht, vielleicht versuche ich es mit der Literatur. Dann habe ich nur getraklt ein halbes Jahr, das war grauenhaft.

Ein ungereimtes Gedicht als Auslöser des ersten Schreibfurors? Jonkes Erklärung:

weil die Art und Weise, in der er [Trakl] Sprache gebaut hat, bei mir Rauschzustände verursacht hat. Davon habe ich mich dann später befreit.

Die ersten literarischen Versuche hat er vernichtet, doch er hat sein Leben lang nicht vergessen, welches Gedicht Georg Trakls seine Liebe zur Literatur und zum Schreiben entzündet hatte. Es hieß „Sommersneige“ und es beginnt so:

Der grüne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.

Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon rüstet
Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hügel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.

Jonke konnte das Gedicht (wie so viele und so vieles andere auch) noch Jahrzehnte später auswendig.
Selten noch mag das Zusammentreffen eines Fünfzehnjährigen mit einem Gedicht solche Folgen gehabt haben. Er begann wie ein Besessener zu lesen: neben Georg Trakl natürlich Rainer Maria Rilke, Ingeborg Bachmann, „alles mögliche“ und darunter auch Giuseppe Ungaretti, von dem 1961 eine Gedichtauswahl in der Übersetzung Ingeborg Bachmanns bei Suhrkamp erschienen war. Ungaretti ist der führende Vertreter des literarischen ,Ermetismo‘, einer italienischen Spielart des Symbolismus. Er war sprachlich und stilistisch einer der revolutionärsten Lyriker Italiens im 20. Jahrhundert. Das Besondere an seinen Gedichten, die voll überraschender, oft dunkler und rätselhafter Bilder sind, liegt in ihrer knappen, verdichteten Sprache. Jonke hat, so erzählte er, Ungaretti nicht als besonders schwierig oder hermetisch empfunden, manche seiner Gedichte habe er zwar nicht verstanden, doch sie hätten ihn „wie magische Sprüche merkwürdig berühr[t]“. Ähnlich großen Einfluss auf ihn hatte ein späterer lebenslanger Dichterfreund, über den er sagte: „Was mich am meisten beschäftigt hat, als ich jung war, waren die Gedichte von H.C. Artmann. Er hat die Sprache wie ein Kleid benützt, sie sich tagtäglich angezogen, sich mit ihr verkleidet, indem er sich verschiedenste Stile umgehängt hat.“ Solcherart gefangen und beflügelt zugleich schrieb Jonke, nicht mehr fixiert auf das eine Vorbild Trakl, sondern mit reicheren formalen Möglichkeiten und lyrischen Schreibweisen vor Augen, weiterhin Gedichte. Es bot sich ihm überraschend schnell auch eine Möglichkeit, seine Texte zu veröffentlichen; an einem respektablen Ort überdies – nämlich in der ambitionierten, bibliophil ausgestatteten Literaturzeitschrift Der Bogen. Dokumente neuer Dichtung.
Die Zeitschrift wurde vom Graphiker und Schriftsteller Hans Leb gemeinsam mit dem Arzt und Schriftsteller Heinz Pototschnig in Villach herausgegeben. Nach dem Tode Lebs führte Pototschnig die Zeitschrift ab 1962 allein weiter und stellte neben Kärntner Autorinnen und Autoren auch Beispiele aus fast allen europäischen Literaturen bis hin zur estnischen und finnischen vor. Unter den internationalen Autoren finden sich die Namen des italienischen Nobelpreisträgers Salvatore Quasimodo (dem Jonke noch in seiner letzten Erzählung, Lorenzo da Ponte, mit einem Kryptozitat aus einem seiner Gedichte die Ehre erweist), Hilde Domin, Hermann Hesse, Karl Krolow, Guntram Vesper oder der Pole Stanislaw Jerzy Lec. An österreichischen Autorinnen und Autoren kamen unter vielen anderen H.C. Artmann, Felix Braun, F.Th. Csokor, Heimito von Doderer, Christine Lavant, Heidi Pataki, Max Riccabona und Peter Weiermair zu Wort. In Heft 12/1963 dieser Zeitschrift debütiert Gert Jonke als Dichter.
Die näheren Umstände, wie er zum Bogen kam, sind nicht bekannt, doch es könnte durchaus sein, dass Pototschnig in der Lyrik Jonkes Affinitäten zu seinem eigenen Schreiben entdeckte und auch deshalb dem erst Siebzehnjährigen seine Zeitschrift öffnete. Pototschnigs Lyrik, die sich von expressionistischen und symbolistischen Anfängen zu gemäßigt experimentellen, oft spruchartigen, mit Naturbildern arbeitenden Formen entwickelt hatte, war nach Werner Kofler vielleicht auch „dazu angetan […], sehr junge Gedichteschreiber zur Nachahmung einzuladen, ja nachgerade zu verführen, den Jonke übrigens mehr als mich…“; doch sind andererseits Jonkes Gedichte im Bogen formal und inhaltlich so erstaunlich vielgestaltig, dass es schwer fällt, direkte Abhängigkeiten festzustellen. Auch dass sich unter den Beiträgen Jonkes im Bogen ein Widmungsgedicht an Pototschnig findet, legt noch nicht den Schluss auf eine ästhetische Abhängigkeit oder ein Lehrer-Schüler Verhältnis nahe. In der Aneignung und Verarbeitung unterschiedlichster Stimmen (darunter neben den bereits Genannten wohl auch Christine Lavant) beweist Gert Jonke in diesen ersten Veröffentlichungen eine erstaunliche Sicherheit und Virtuosität.
Der um ein Jahr jüngere Werner Kofler war „durch zufällige Lektüre“ des Bogen, dessen Redaktion sich in unmittelbarer Nähe des Villacher Textilgeschäfts seines Vaters befand, auf die ersten Gedichte des ihm bis dahin unbekannten Jonke gestoßen. Er hatte daraufhin mit ihm, den er „insgeheim um seine Gedichte beneidete“, Kontakt gesucht und es auch zuwege gebracht, ab 1964 mit eigenen Gedichten im Bogen vertreten zu sein. Gut zwei Jahre lang waren die beiden ,ungleichen Brüder‘ eine teils bestaunte, teils belächelte literarische Attraktion in Kärnten. Bei den St. Veiter Literaturtagen im November 1964, wo die beiden, Kofler als Siebzehnjähriger, Jonke als Achtzehnjähriger, neben Alexander Lernet-Holenia, Christine Busta, Gertrud Fussenegger, Heinz Pototschnig, Christine Lavant und Ingeborg Bachmann ihre ersten öffentlichen Auftritte als Schriftsteller hatten, wurden sie vom Lyriker Volkmar Haselbach, der als Professor der Klagenfurter Lehrererbildungsanstalt auch ein Lehrer Koflers war, mit der Bemerkung angepöbelt, „daß der Dr. Pototschnig in seiner Zeitschrift den Fehler beginge, den großen Fehler, daß er uns, den Jonke und mich, als Dichter herausstelle, denn mit 17 oder 18 wäre man noch kein Dichter.“ In Kärnten hatte man, und das war die Frucht der jahrzehntlangen Wortführerschaft Josef Friedrich Perkonigs und seiner Genossen, eben andere Vorstellungen vom Dichtertum. Zu allem Überfluss trug Werner Kofler auch noch die Haare lang.
Zufall oder Regie? – in Pototschnigs Kärnten-Anthologie, die den Kulturtagen gewidmet war, stehen Gert Jonke und die Kärntner Dichter-Ikone Josef Friedrich Perkonig Seite an Seite: Perkonig mit dem schon zur Zeit der Entstehung abgestandenen Hymnus „Kärntner Heimat“:

Ich bin dein Echo. Es hallen unter meinen Gängen
deine Stimmen noch einmal heimlich zurück.
Du wandelst meine Klagen zu Gesängen,
in deinen Düften wird alles zu Glück.

Jonke mit einem poetologischen Versuch, der sich als haltbarer erweisen sollte als alles, was Perkonig als ,Echo‘ des Landes gereimt hatte:

Mein Gedicht
soll sein:

Wolkensegel,
zwischen zwei Regenbögen
ausgehängt,

Kurve,
nicht von der Welle
gelenkt;

Küste,
vom Mastkorb
des sinkenden Schiffes
zu sehn;

Dort der politisch gehätschelte Dichter als Repräsentant, der er für Abwehrkämpfer, Austrofaschisten, Nazis und die ,befreiten‘ Österreicher in je wechselnder Kostümierung tatsächlich gewesen war – hier ein poetisches Ich, das sich nicht über bodenständige Zusammenhänge definierte, sondern als das genaue Gegenteil davon; als luftige, flottierende Substanz, als lyrische Stimme, die eigensinnig, unlenkbar, in den Stürmen wie im Leuchten zweier Regenbögen, nur der wirklichkeits erzeugenden und wirklichkeitsverändernden Kraft der poetischen Sprache vertraut. Dort Perkonig als dichterisches Sprachrohr Kärntens, hier der Siebzehn- und Achtzehnjährige, der dabei ist, Phantasie und Sprache als neue Sinnesorgane zu erproben. Was für eine elementare Begabung und welch ein Kunstverstand zeigen sich schon in diesen frühen Versen!
In ihrer Gesamtheit wirken die Jugendwerke Jonkes im Bogen wie eine Schatzkammer seines späteren Schreibens. Manchmal gibt es, wie in den meisten Schatzkammern, ein bisschen zu viel vom Gleichen, manchmal fällt es dem jungen Jonke schwer, einen Punkt zu setzen. An Bildern, an Motiven, an Themen, an Verfahren ist aber vieles schon erkennbar oder vorhanden, was seine spätere Eigenart und seine Unverwechselbarkeit als Dichter ausmachen wird. Und – es finden sich Bilder, Verse, Strophen und Gedichte, die ohne Wenn und Aber Bestand haben. Dass Jonke manche Zeile, manches Bild, manches Motiv aus diesem reichen Fundus des Jugendwerks in seine späteren Gedichte und in die Stücke einbaute, spricht dafür, dass er selber dies auch so empfunden hat. Noch vierzig Jahre später erscheint etwa in der Chorphantasie mit der Wüste Namib ein Motiv aus der Lyrik im Bogen. Einige dieser frühen Gedichte, schrieb Jonke in dem Essay „Meine Sprach-Nacht-und Traum-Heimaten“, seien ihm, „wenn zwar auch heute etwas fremdartig geworden, doch sehr lieb geblieben, so daß ich nach wie vor zu ihnen stehe.“ Als Beispiel nannte er das Gedicht „Lendkanal“, für das bisher zwar kein Druck aus den sechziger Jahren nachgewiesen werden konnte, dessen Entstehung Jonke aber mehrfach explizit in den Zusammenhang seiner Gedichte im Bogen stellte. Das heißt mit anderen Worten: Gert Jonkes bekanntestes Gedicht, das er selber am häufigsten (oft als Abschluss oder ,Zugabe‘ bei Lesungen) vorgetragen hat und das es auch als einziges seiner Gedichte in die Frankfurter Anthologie geschafft hat, ist ein Jugendwerk aus dem Umkreis des Bogen: Nicht der schlechteste Beleg, meine ich, für die Substanz und das Potential dieses ,Jugendwerks‘.
Doch dem so fulminanten Höhenflug auf dem Wolkensegel folgte ein jäher Absturz. Das Selbstbewusstsein, das Jonke aus seiner neuen Rolle bezog, dürfte das Zusammenleben mit der alleinerziehenden Mutter und der im selben Haushalt lebenden Großmutter, der Jonkes schulische Erfolge vermutlich mehr am Herzen lagen als seine Dichterkarriere, nicht erleichtert haben. Ein akuter Konflikt mit dem störrischen Enkel bewog die Großmutter, das Jugendamt einzuschalten, dessen Leiter die Funktion eines gesetzlichen Vormunds für den unehelich geborenen und nach damaligen Recht (,Volljährigkeit‘ mit der Vollendung des 21. Lebensjahres) noch ,unmündigen‘ Gert Jonke ausübte. Die Folge war, dass der Vormund Jonke ins Amt „hinaufzitierte“ und ihm mit der „Erziehungsanstalt und meiner Einweisung dorthin und zwar immer lauter brüllend zu drohen begann, was mich immer unaufhörlicher zum Lachen veranlaßte, und im übrigen waren diese Leute und Beamte auf diesem fürchterlichen Jugendamt, die nichts anderes als Macht und Drohung ausübten, das so ziemlich widerlichste an Menschengesindel, was mir untergekommen ist […]. Und dann verbot mir dieser sich wohl wie der Kaiser sämtlicher Erziehungsanstalten in Kärnten, wie ein Allmächtiger vorkommende verblödete Oberamtsrat ein für alle Mal das Schreiben von Gedichten und auch deren Veröffentlichung.
Damit, daß der Herausgeber jener Literaturzeitschrift – denn dieser Beamte verbot tatsächlich dem Herausgeber der Literaturzeitschrift, weiter meine Gedichte zu veröffentlichen – sich, selbst ein guter Dichter, wie ich glaubte, auch noch daran hielt, brach für mich eine Welt zusammen.“
In Heft 17/1965 erschien Gert Jonkes letzter Text im Bogen. In den darauf folgenden vier Jahren veröffentlichte er, soweit bisher bekannt ist, keine Zeile. Dies hatte vermutlich weniger damit zu tun, dass er seinen Präsenzdienst beim Österreichischen Bundesheer ableistete, in Wien verschiedene Studien anfing und einige größere Reisen (in die Türkei, nach Persien und Afghanistan) unternahm, als mit dem eklatanten amtlichen Machtübergriff und mit dem ,Verrat‘ Pototschnigs, den Jonke, und das macht die Sache nicht einfacher, für einen „guten Dichter“ hielt – ein solcher hätte doch auf der Seite der Literatur und nicht auf der der Obrigkeit zu stehen. Was ein amtliches Schreib- und Veröffentlichungsverbot, durchgesetzt mit Unterstützung des eigenen literarischen Mentors (unabhängig davon, ob und wie das ,Verbot‘ z.B. in Wien exekutiert worden wäre) für jemanden bedeutete, der von sich selbst gesagt hat, „Schreiben ist für mich die einzig erträgliche Lebensform“, könnte wohl nur Gert Jonke selber beantworten. Tatsache ist, dass er offenbar dadurch in eine Krise geriet, die mit dem Schreiben von Gedichten nicht zu bewältigen war. Die vier Jahre bis zum Erscheinen des Geometrischen Heimatromans (1969) sind die Zeit, die Gert Jonke brauchte, um sich das Schreiben von Prosa in einer Weise zu erobern, die es ihm ermöglichte, in einer ihm gemäßen Form über seine Erfahrungen zu sprechen. So muss man wohl seine Schilderung der Folgen jenes Schreib- und Veröffentlichungsverbotes verstehen: „Dies mag wohl mit dazu beigetragen haben, daß ich ein äußerst gestörtes Verhältnis zu allen Arten von öffentlichen Ämtern habe und somit zu allem Verwalteten, Eingeteilten und somit auf die meist vorherrschende öffentliche Schubladenverwaltungspolitik allergisch reagiere, was wiederum in meinem Geometrischen Heimatroman eine der Triebfedern gewesen sein mag, mich nicht nur in Form von befreienden Karikaturen, sondern auch bösen Wutanfällen, die bis zur bewußten Verleumdung und Denunziation reichen, auch, aber nicht nur, gewissermaßen mit Landschäftsämterehrenbeleidigungen auseinanderzusetzen.“
In einem größeren biographischen Rahmen kann man den Geometrischen Heimatroman (1969), aber auch Beginn einer Verzweiflung (1970), Glashausbesichtigung (1970) und Die Vermehrung der Leuchttürme (1971) als Stationen einer Selbstvergewisserung in persönlicher und in literarischer Hinsicht sehen. Die Erfahrung von Macht, Willkür und Verrat im Zusammenhang mit seinen ersten Veröffentlichungen haben Jonke für diesen Zusammenhang in besonderer Weise sensibilisiert: „Und meine Form des Wehrens war der Versuch des Aufbaus eines eigenen Weltbildes, welches ich mir von keinem Jugendamt, welches damals mein Vormund war, wie eine Gasmaske über den Kopf stülpen ließ. So begannen meine ersten Bewegungen in der Literatur als ein experimentelles Suchen mit den Mitteln der Sprache, in dem Bestreben, die Sprache zum persönlichsten Ausdrucksmittel einer lebensnotwendig gewordenen künstlerischen Weltausgestaltung werden zu lassen.“
Diese künstlerische Weltausgestaltung, die ihm schließlich nicht nur in seiner Roman-Trilogie Schule der Geläufigkeit (1977), DER FERNE KLANG (1979) und Erwachen zum großen Schlafkrieg (1982), sondern auch in seinen Musikernovellen und seinen Theaterstücken in einzigartiger Weise gelang, ist Welteroberung, Welterfindung und Weltkommentar in einem. Sie hebt die gewohnten Kategorien von Raum und Zeit auf, changiert zwischen Realität und Phantasie und führt an die Grenzen des Denkens und der Sprache (zuweilen auch der Grammatik). Sie räumt dem Möglichkeitssinn bewusst das größere Recht ein als dem Wirklichkeitssinn, denn ,Wirklichkeit‘ existiert nach Jonke ohnehin nur in unserer Wahrnehmung. Diese poetische Welterfindung, wie Jonke sie betrieb, machte die Grenzüberschreitung und die Aufhebung der Wahrnehmungsbeschränkungen und -hindernisse zu ihrem Prinzip. Wo aber einer dabei ist, in seiner Literatur und mit seiner Literatur die Schwerkraft aufzuheben – gerade so, wie die Seiltänzerin im FERNEN KLANG, die sich kraft ihrer Imagination ein Seil unter ihren Füßen spannt und darauf zwischen Himmel und Erde balanciert – dort bekommt auch die Frage nach den Gattungen eine andere Bedeutung. Konkret: Wo hat in diesem Projekt der poetischen Welterfindung die Lyrik ihren Platz? Hat sie nach der unfreiwilligen Beendigung seiner Mitarbeit am Bogen überhaupt noch einen Platz in seinem Werk?
Nach der erstaunlich fruchtbaren Periode zwischen sechzehn und neunzehn dürfte es bei Jonke nie mehr eine Zeit des kontinuierlichen Gedichteschreibens gegeben zu haben. In den vier Jahrzehnten seit dem Ende der sechziger Jahre bis zu seinem Tod hat er nur rund zwei Dutzend Gedichte veröffentlicht. Abgesehen davon, dass für einen Autor, der vom Schreiben leben will oder leben muss, die Lyrik nicht unbedingt die einträglichste Gattung ist und deshalb auch für Jonke die Neigung wahrscheinlich gering war, sein Glück mit ihr zu versuchen, gibt es, meine ich, für ihr scheinbares Zurücktreten in seinem späteren Werk gewichtige poetologische Gründe. Dies bedeutet gleichzeitig, dass der zahlenmäßige Anteil der Gedichte innerhalb seines Gesamtwerks keinerlei Aussagekraft im Hinblick auf die Bedeutung der Lyrik für sein Werk hat. Gert Jonke hat nämlich seine lyrische Begabung, die sich in seinem ,Jugendwerk‘ eindrucksvoll manifestiert, ganz bewusst und offensiv in der Sprache seiner Prosa und seiner Stücke fruchtbar gemacht. In ihr ist gleichsam ein lyrisches Aggregat wirksam, dessen Hauptaufgabe es ist, beim großen Projekt der künstlerischen Weltausgestaltung dafür zu sorgen, dass die Sprache tatsächlich zu jenem „persönlichsten Ausdruckmittel“ werden kann, das die Grundlage für das Gelingen dieses Projekts ist. Eine der Voraussetzungen dafür ist, dass Jonke ein grundsätzlich musikalisches Literaturverständnis hat: „Ich fühle mich eigentlich weniger als Schriftsteller, sondern mehr auch als Komponist. Mit meiner Sprache komponiere ich.“ Oder: „Ich möchte mit der Sprache nicht nur erzählen, sondern auch Musik machen.“ Und an anderer Stelle, argumentativ untermauert: „Ich glaube, daß jede Dichtung und das war schon in der Antike so – eine Sparte der Musik sein sollte. Lyrik sowieso. Aber auch Prosa hat so streng gebaut zu sein wie ein Gedicht.“ Dabei ist das Ausnützen und Fruchtbarmachen der ,musikalischen‘ Dimension der Sprache (Rhythmus, Melos, Onomatopoesie, Wiederholung, Umkehr, Variation etc.) – etwas, das Jonke schon seit dem Geometrischen Heimatroman überaus virtuos und effektvoll immer wieder einsetzte – nur ein Aspekt der lyrischen Qualitäten seiner Prosa und seiner Stücke. Hinzu kommt die starke Bildlichkeit seines Schreibens, kommen gehäuft eingesetzte lyrisch konnotierte Figuren wie Synästhesien, Metaphern, Oxymora etc. und, vor allem in den Stücken, lyrisch konnotierte Formen und Sprechweisen wie Lieder, (Chor-)Gesänge, Hymnen, psalmenähnliche Lobpreisungen und Zorneslitaneien, Anrufungen und lyrische Wechselreden, die durchaus als poetische Gesprächsduette bezeichnet werden können. Über allem aber stehen Gert Jonkes überbordende Phantasie und seine poetische Erfindungsgabe, die mit frühromantischen Konzepten und Schreibweisen ebenso virtuos operiert wie mit den Verfahren des Surrealismus (u.a. der Écriture automatique) und den poetischen und formalen Errungenschaften der Wiener Gruppe. Das alles wirkt in einer Weise zusammen und greift so ineinander, dass tatsächlich immer wieder der Eindruck entsteht, seine Prosa und seine Stücke seien gebaut wie Gedichte.
Ein bezeichnendes Indiz für den gattungsübergreifenden oder, wenn man so will, universalpoetischen Charakter des Jonkeschen Schreibens ist die Tatsache, dass es eine Reihe von Beispielen gibt, wo er Texte, die ursprünglich in einem Prosa-Zusammenhang entstanden sind, aus ihrem Kontext herauslöst und sie, ohne sprachlich etwas zu ändern, als Gedichte veröffentlicht. Dies gilt beispielsweise für das Gedicht „Aussicht“, das ursprünglich den Abschluss des Geometrischen Heimatromans bildete; das gilt für das Gedicht „Dieser Tag“, das aus inhaltlich zusammengehörigen Passagen der Prosafassung von Die Hinterhältigkeit der Windmaschinen montiert ist, und das gilt auch für das in seiner Einfachheit bestechend schöne Gedicht „Oft gehe ich…“, das ursprünglich in Beginn einer Verzweiflung als Prosaminiatur publiziert worden war. Jonke hat kein Wort daran verändert, er hat allein durch eine neue Zeilenbrechung den Gedicht-Charakter sichtbar gemacht. In allen diesen Fällen ist durch das Isolieren und ,Sichtbarmachen‘ des Textes und durch seine Transposition in einen neuen Kontext die lyrische Substanz betont und hervorgehoben worden, die im Prosakontext natürlich auch vorhanden war, doch dort anders wirkte und im Zusammenhang des Gesamttextes eine andere Funktion hatte. Diese Textmetamorphosen sind charakteristisch für Jonke. Sie betreffen keineswegs nur seine Lyrik. Das Um- und Weiter- und Fortschreiben Jonkes gilt auch für die Beziehungen zwischen Prosa und Hörspiel, Prosa und Theaterstück und so fort und jeweils auch umgekehrt. Er glaube, hat er in einem Interview gesagt, „daß man im Grunde genommen das ganze Leben oder das halbe Leben an einem einzigen Buch schreibt“.
Die Triebkraft für dieses eine Buch, das eine die Gattungen überschreitende Eigengesetzlichkeit der Darstellung bedingt und bewirkt hat, lässt sich vielleicht so fassen: Gert Jonke geht in seiner Literatur aufs Ganze. Er zweifelt an den gewohnten Konzepten von Wirklichkeit und Wahrnehmung, von Erfahrung und Identität. Er zielt mit seinem Schreiben auf einen Zustand, in dem „die Empfindungen und Gefühle, das ohnehin Brauchbarste, worüber man verfügen kann, wirklich in vollem Ausmaß empfinden und fühlen könnten, was alles empfindbar und fühlbar wäre, wären sie nicht abhängig und gefesselt von einem anatomisch spießbürgerlichen Körpersystem, das aufgrund seines dilettantischen Aufbaus ihre vollwertige Entfaltung verhindern muß.“ Ein solcher Zustand ist jedoch nur erreichbar durch den „Evolutionssprung“ einer „Besinnung auf die wirklich schöpferischen Eigenschaften in uns“. Dieser Evolutionssprung muss allerdings eine „Abkehr von den momentan als ,Wirklichkeiten‘ vorherrschenden Mentalitäten Macht, Geldgier, Besitz mit sich führen…“. Um einen solchen Zustand überhaupt denkbar, sichtbar und empfindbar zu machen, bedarf es aber einer ,neuen Sprache’, die imstande wäre das Poetische mit dem Analytischen, das Denken mit dem Empfinden zu verbinden. Gert Jonkes gesamtes literarisches Werk ist geprägt von der Suche nach einem solchen Zustand und vom Versuch der Annäherung an eine solche Sprache, die zugleich jenes „persönlichste Ausdrucksmittel“ wäre. Er hat seine Literatur deshalb konsequenterweise als „künstlerische Forschung“ und seine Sprache als „poetisches Forschungstransportmittel“ bezeichnet. In einem Interview hat er sein ganzes Schreiben als „Forschungsvorgang“ charakterisiert, „in dem ich mich in meinen eigenen Hinterkopf hineinerinnere und Dinge heraushole, von denen ich vorher nichts gewusst habe.“ Dieses Verfahren (das sich unter anderem der Technik der Écriture automatique bedient) grenzt nicht bloß an Magie, in seinen Resultaten ist es ist schiere Zauberei: „Wahrscheinlich gab es von Anfang an den Wunsch, Zauberer zu werden. Ja, zaubern zu können, das war es. Gedichte sind ja nichts anderes als Zaubersprüche, die bewirken, daß du außer dir bist. Daß du neben dir stehst und dich betrachtest und von dir betrachtet wirst, während etwas, was noch in dir drinnen ist und von dem du rätselst, was das sein kann, aus dir herausgetreten ist, und du stehst neben dir und schaust, wie das heraustritt. Das ist ein Punkt von Erkenntnis, glaube ich, ein Punkt, eine Sekunde, in der du begreifst zu verstehen, wie die ganze Welt, wie der Kosmos zusammengesetzt ist.“

Klaus Amann, Nachwort

 

Vermutlich war Gert Jonke

eine der letzten wahrhaftigen Dichter-Existenzen unter den deutschsprachigen Autoren: Sein Leben und Schreiben war eine untrennbare Einheit. Aber Gert Jonke als Lyriker? Ist da eine neue Seite an dem Sprachzauberer zu entdecken? Ja und nein. Das poetische Universum dieses Dichters kannte bekanntlich keine Gattungen und keine Grenzen. So sind viele der Chorlieder und Zorn-Arien, der Anrufungen und Gesprächsduette in seinen Theaterstücken unverkennbar lyrische Gesänge. Das hat auch sein Publikum so wahrgenommen. Hier erscheinen diese Kleinodien neben den originären Gedichten in einem neuen Kontext.
Und – beinahe ist es schon in Vergessenheit geraten: Gert Jonke hat schließlich als Lyriker begonnen. Seine ersten Veröffentlichungen, als Sechzehn- und Siebzehnjähriger, waren Gedichte – bis sein Vormund ihm das Schreiben und Veröffentlichen verboten hat. Das Verbot hat nicht lang gehalten, und Gert Jonke hat weiter Gedichte geschrieben, hat sie in Sammelbänden publiziert oder hat sie in seine Stücke, seine Prosa und seine Essays hineingezaubert. In diesem Buch wird der Schatz gehoben.

Jung und Jung Verlag, Ankündigung

 

Lichtzeichensignalsätze

– Zwischen Zimbeln und Mondpanzern: Gert Jonkes Gedichte. –

Wenn Gert Jonke im „Wortgelände“ streunen geht, wird ihm die Welt unversehens zu Sprache. Die Füllfeder erscheint als Aussichtsturm, vom dem aus sich die Dinge betrachten lassen:

 

Wandert der Himmel
durch deine Augen
beginnt es zu regnen

Aber wer spricht eigentlich, wenn der Dichter spricht? Ist sich der Redende überhaupt seiner Sprache sicher? Was, wenn der Mund plötzlich den Sprecher zwingt, etwas anderes zu sagen, wenn er ihn, wie in Jonkes berühmtem Text „Redner rund um die Uhr“, quält und bloßzustellen sucht? Dann könnte am Ende ein Reden stehen, das sich ganz vom Redenden abgelöst hat, ein in der Luft schwebender Mund, der nur darauf wartet, sich ein neues Gesicht zu suchen, um weiterzureden. Oder zu schweigen.
Als Gert Jonke 2009 starb, verlor die Literatur einen ihrer großen Wortakrobaten. Zeitlebens wollte der österreichische Dichter wissen, wie sich Sprache und Welt ineinander verhaken, zeitlebens fragte er nach, ob das Ich sich in den Wörtern auflöst oder nicht vielleicht doch mit seiner Sprache etwas von den Dingen fassen kann. Jonkes Kopf- und Phantasiesprache erschafft eine Sphäre des Flüssigen, Möglichen, in der auch die Zweifel der Ironie ihren Platz haben, eine Sprache, die alles, was im alltäglichen Umgang der Routine oder der Normierung zum Opfer fällt, wieder in Bewegung bringt. Grenzziehungen waren Jonkes Sache nicht. So blieb es ihm einerlei, ob er an einem Gedicht, einem Theaterstück oder einem Prosatext arbeitete. Gleichwohl hat Jonke mit lyrischen Texten begonnen, ein schmales Werk von nicht einmal 80 Seiten ist auf diese Weise entstanden, das nun unter dem Titel Alle Gedichte vorliegt.
Schon die frühen Texte, die Jonke als 17- und 18-Jähriger in der Villacher Literaturzeitschrift Der Bogen veröffentlichte, zeugen von einem großen Gespür für sprachliche Nuancen. Zwar sind manche der Bilder noch deutlich an Georg Trakl angelehnt. Doch bereits hier zeigt sich Jonkes Kraft, Wörter zu erfinden, ja nach und nach eine ganze Welt aus Sprache zu bauen. Da wird das Abendrot „auf Seilwinden… / hochgezogen, / Verladen / in alle Schiffsbäuche“, andernorts ist vom „Zimbelton / eines ersten Regentropfens“ die Rede und vom „Mondpanzer des Hirschkäfers“. Das Gedicht soll ein „Wolkensegel“ sein, das zwischen Regenbögen aufgespannt ist.
Je weiter das Schreiben voranschreitet, desto deutlicher tritt die eigentliche Arbeit an den Sätzen hervor. Gert Jonke feilte gleichsam an den Wörtern, pflegte einen äußerst umständlichen Satzbau, der etwas mitteilt davon, dass die Sprache immer eine „erlogene Sprache unerfindlicher Fälschungen“ sein könnte, ein komplizierter, endlos verzweigter Versuch, etwas von den Dingen zu erhaschen. Mehr nicht – oder doch: immerhin. Denn zugleich träumte Jonke von einer „befreienden Zukunftsgrammatik“, um die bislang unbekannt gebliebenen Geheimnisse zu erforschen. Seine „Lichtzeichensignalsätze“ dekonstruieren nicht nur Muster der Wahrnehmung, sondern deuten auch schmerzhaft die Grenzen des Redens an: die Leere und das Schweigen. So wird hinter der mal ins Deftige, mal ins Groteske verrutschenden Sprache der Abgrund des Schreibens erkennbar, der Wahnwitz einer Schreibexistenz.
Leben und Literatur gleiten in diesen Gedichten unmerklich ineinander. Überhaupt schuf Jonke ein Werk voller Verwandlungen. Die Bilder ähneln sich einander an, bis ein wahres „Stoffgewitter“ über dem Leser niederbricht. Während die Landschaft in einen „ausgeschütteten Farbkasten“ übergeht, kann ein Dorf zu einem „Ellipsoid mit den Ausmaßen eines herkömmlichen Rugbyballes“ werden. Ein Ende ist nicht in Sicht. So bezieht sich Jonke auch auf frühere Texte, die er fortschreibt, umbaut, mit neuer Reibungshitze versorgt – „und ganz leicht / wurde der Gedanke an Situationen / die man nur aus Erzählungen kennt“.
Dass der lyrische Impuls diesem Autor niemals verloren ging, davon wissen die Chorlieder und Duette, die zum Teil seinen Stücken und Prosagewächsen entstammen. Oft sind es wortreiche Ansprachen an ein Du, bisweilen auch Litaneien, die in die Gedanken Platons genauso eintauchen wie in die Wahrnehmung einer Sandgrasmücke. Als Leser kann man nur staunen, wie geschickt Jonke die Stoffe verwebt, fast spürt man, wie sie „für Sekunden zu eigenem Leben erwachen“. Manches, wie die „Molkereien der Heimat“ oder der „Zimbelklang der leeren rüttelnden Milchkannen“ erinnert ein wenig an H.C. Artmann oder Friederike Mayröcker. Trotzdem erlaubt es dieser Band, einen ganz und gar eigenen Dichter kennen zu lernen, einen, dem „die Sprache ein erdachter Landstrich“ war.

Nico Bleutge, Süddeutsche Zeitung, 25.6.2010

Alle Gedichte von Gert Jonke

Umfassend und doch schmal ist der Band Alle Gedichte von Gert Jonke. Lyrik gehörte nicht zu den Hauptbeschäftigungen des 2009 Verstorbenen, wie die kargen Funde zeigen, die Klaus Amann zusammengetragen hat: die Jugendwerke, die später vereinzelt entstandenen und verstreut erschienenen Gedichte und die aus Prosawerken, Theaterstücken und Hörspielen exzerpierten Verse. Und doch, postuliert Amann, bilde das lyrische Sprechen den Kern von Jonkes Schreiben auch in seiner Prosa, die musikalischen Kompositionsprinzipien zu folgen hatte.
Jonke hat als Lyriker begonnen, und die Gedichte des kaum Achtzehnjährigen sind erstaunlich sicher und frei von Pennäler-Attitüden. Einflüsse sind natürlich erkennbar, von Trakl bis Artmann. Wichtig aber ist, dass Motive, die Jonke auch später immer wieder beschäftigen, schon vorhanden sind. Sein Werk ist nicht in die Breite, sondern in die Tiefe gegangen. Dass die Lyrik 1965 jäh zu Ende ging, hat einen grotesken biografischen Grund – der Vormund hat es dem vaterlos aufgewachsenen jungen Mann verboten! Nach dem fulminanten Prosa-„Neustart“ Jonkes mit dem Geometrischen Heimatroman 1969 entstehen nur noch vereinzelt Gedichte. Beeindruckend aber immer wieder der Absprung, den diese Lyrik mit ihren rhythmischen Schwingungen vom Boden des Banalen (und vom bodenständig Österreichischen) versucht, um sich zwischen Himmel und Erde zu begeben: „Am Scheitel dieser gebogenen Flugbahn / klettere ich einen Morgen weiter“, lautet das Vermächtnis Jonkes, der anderswo als in der Poesie nicht leben konnte. Gerade deshalb handelt sie auch von der Wirklichkeit, der sie sich widersetzt.

sms, Neue Zürcher Zeitung, 11.8.2011

Sukzessive

bringt der Jung und Jung Verlag augenscheinlich die Werke von Gert Jonke gesammelt heraus, zuletzt Alle Stücke (2008) und nun Alle Gedichte. Das ist grundsätzlich ausgesprochen lobenswert, derart sorgfältig editierte Ausgaben herauszugeben, noch dazu von einem Dichter, der meiner Meinung nach einer der wichtigsten und wahrhaftigsten Sprachkünstler des Landes war, und Anfang Jänner des Jahres 2009 verfrüht verstorben ist.
Als Lyriker war Gert Jonke dem breiten Publikum eher unbekannt, er wurde in erster Linie als Prosaschriftsteller vor allem von Romanen und Theaterstücken wahrgenommen. Allerdings hatte Jonke wie viele andere AutorInnen als Lyriker begonnen und mit 16 Jahren seine ersten Gedichte veröffentlicht. Das Schreiben und Veröffentlichen wurde ihm von seinem Vormund verboten, zu schreiben aufgehört hatte Jonke aber nie.
Das Buch enthält alle Gedichte, die als solche vom Herausgeber Klaus Amann ermittelt bzw. recherchiert wurden, also sämtliche Jugendwerke, alle Gedichte, die Jonke selber als solche seit 1970 definiert oder publiziert hatte, sowie lyrische Texte aus seinen Theaterstücken, die Amann für diese Sammlung extrahiert hat. Dass Jonkes (Prosa-)Texten ein gewisser Zauber und viel Poesie innewohnt, ist ja ein bekanntes Faktum; schön dass es nun auch seine Gedichte gesammelt gibt, um Gedichte wie „FLUCH DES WÜSTENFORSCHERS IM KAMPF GEGEN DIE VERSCHLAMPUNG DER FATA MORGANA“ nachlesen zu können:

Bäume – verlogenes Pack – ordnen sich hinter meinem
Rücken blitzartig zu liederlich fadenscheinigen Alleen,
nur um endlich einmal einen ganzen Wald vortäuschen
zu wollen.

Jonke nannte seine Sprache ein „poetisches Forschungstransportmittel“ und sein ganzes Schreiben als „Forschungsvorgang“, dessen Ergebnis manchmal an Magie grenzt, wenn nicht ist. Seine Kurzgeschichte „Reichsbrücke“ findet auch in gewisser Weise in den Gedichten eine Fortsetzung, wenn „ENTWURF ZU EINEM JAPANISCHEN GEDICHT“ so gedeutet werden darf:

Während
der Regen das Land
schraffiert wartet
der Redakteur
auf den Einsturz der Brücke

Das Warten hat nun ein Ende; diese Ausgabe aller Gedichte füllt eine Lücke in der österreichischen Literaturlandschaft. Gert Jonke kann gerade in diesem Buch aufs Neue wiederentdeckt werden.

Rudolf Kraus, buchkritik.at, 3.11.2010

Alle Gedichte von Gert Jonke

– Erstmals alle in einem Band. –

Der vor knapp einem Jahr verstorbene Schriftsteller Gert Jonke ist mit seinen Erzählungen, Romanen und Theaterstücken weit über die Landesgrenzen Österreichs bekannt geworden. Nun ist ein Band mit allen seinen Gedichten erschienen.
Seine Bekanntheit verdankt Jonke sicherlich seinem Ideenreichtum wie seiner Sprachkunst, die von Konkreter Poesie über Sprachkritik bis zu unbändiger Erzähllust reicht. 

Wer das erzählerische Oeuvre Jonkes einigermaßen kennt, dem wird auch das musikalische und kompositorische Element dieser Prosa nicht entgangen sein. Immerhin war Gert Jonkes Mutter Konzertpianistin und Klavierlehrerin gewesen und so lernte er über zehn Jahre lang mit großer Leidenschaft das Klavierspiel.

Verstreut im Prosawerk
Und damit darf man fragen, ob der Schriftsteller denn keine Gedichte geschrieben hat. Er hat es getan. Nur findet man sie oft verstreut in seinem Prosawerk – etwa im Geometrischen Heimatroman von 1969 oder im Roman Der ferne Klang von 1979. 1974 veröffentlichte Jonke unter dem Titel „Im Inland und im Ausland auch“ bewusst Prosa und Gedichte. Und doch ist der Autor als Lyriker weitgehend unbekannt. Das will der eben erschienene Band Alle Gedichte nun ändern.

OFT GEHE ICH stundenlang pausenlos
in meinem Zimmer auf und ab ohne zu wissen warum
ich stundenlang pausenlos
in meinem Zimmer auf und ab gehe.
Und während ich wieder stundenlang pausenlos
in meinem Zimmer auf und ab gehe ohne zu wissen
warum
ich stundenlang pausenlos
in meinem Zimmer auf und ab gehe
erkenne ich plötzlich dass mein ganzes Dasein
nie etwas anderes gewesen ist als
ein einziges stundenlanges pausenloses
Aufundabgehen im Zimmer.

Nein! – dieses Gedicht ist nicht Thomas Bernhard gewidmet. Doch fast jedem Helden Bernhards würde dieses Gedicht in seiner Hermetik und in seinem Zwang zur gedanklichen Wiederholung gut zu Gesicht stehen. Doch Jonkes Gedicht spricht eben auch vom Gehen, vom „Aufundabgehen“ der Dichter wie wir es seit Hölderlin kennen – erst im Gehen kann der Rhythmus des Gedichts seine ihm eigene Form gewinnen. Aber Jonkes Gedicht zeigt noch etwas anderes: Der Autor hat auch eine Prosafassung des Gedichts erstellt, für den Band Beginn einer Verzweiflung von 1970. Und selbst 26 Jahre später hat Jonke diese Prosafassung im Buch Stoffgewitter leicht variiert abgedruckt. Das heißt, viele Gedichte Jonkes nähern sich dem poème en prose, dem Prosagedicht an.
Und einige Texte im Band Alle Gedichte sind es dann auch wirklich – etwa die vier Seiten lange „Opferlitanei des Saftleckerspechts“. Das verwundert bei Jonke wenig. Denn das lyrische Element bestimmt oftmals seine Prosa, dies geschieht durch den Willen zur Komposition. Beim Lesen einiger Gedichte ist man dann allerdings schon verwundert.

WANDERT DER HIMMEL
durch deine Augen
beginnt es zu regnen

treten erwachende Wolken
in deine Pupillen
über die Ufer
an denen der Grünspan
keimender Weingärten

beginnt wie ein
hummelschwanzschimmerndes
Bodenrestmuster im ausgetrunkenen Glas

Gedichte wie dieses verwundern deswegen, weil Jonke hier eindeutig an die extreme Metaphernbildung des Surrealismus anknüpft. In solchen Gedichten geht es weniger um das kompositorische Element, sondern Wachzustand und Traum sollen sich durch die Sprachbilder annähern. Und solch surreale Wortbindungen sind Jonkes Prosa eher fremd. Was man in Jonkes Prosa wie auch in seinen Gedichten findet, ist der Hang zur Bildung absurder Wortmonster – etwa „die ehrlichst bemeineideten Krokodilstränenschwurwitze“, oder die „Aufsichtsgerätephilosophiegesellschaftshaftversammlung“.

Wenn sich Lyrik und Prosa berühren
Im Band Alle Gedichte ist erstmals auch die Jugendlyrik Jonkes abgedruckt. Hier zeigt sich ein werdender Dichter, der stark durch Georg Trakl und durch den Expressionismus beeinflusst ist. Diese Gedichte sind keine ganz große Entdeckung, aber sie zeigen den Weg an, den Gert Jonke ging, um ein bedeutsamer Autor zu werden. Ein Autor, der wusste, dass Lyrik und Prosa sich in der dichterischen Komposition berühren. Und so heißt in einem seiner letzten Gedichte:

ja, ich bin sowohl der besagte Dichter, als auch dieser
Sänger,
aber ich bin auch der Komponist.

Gert Jonke scheint wie nebenbei Lyrik verfasst zu haben. Doch ohne ein Ohr für das Lyrische ist eben seine Prosa nicht verstehbar. So sind die Gedichte fester Bestandteil des Oeuvres von Gert Jonke, ein Werk, das nicht vergessen, sondern weiterhin gelesen werden sollte.

Andreas Puff-Troja, ORF, 6.6.2010

Gedichtbände von Gert Jonke und Ferdinand Schmatz

… Vor kurzem ist auch ein Band mit Allen Gedichten des im Vorjahr verstorbenen Gert Jonke erschienen. „Ist da an dem großen Sprachzauberer eine neue Seite zu entdecken?“, schreibt Herausgeber Klaus Amann, und gibt gleich selbst die Antwort: „Ja und nein.“ Nach Lektüre des Bandes ist man allerdings geneigt zu sagen: Eher nein. Denn die große Fabulierlust, das Schaffen eigener poetischer Welten, das den im Vorjahr verstorbenen Autor auszeichnete, kennt man aus seiner Prosa und aus seinen Stücken. Die Zahl der expliziten Gedichte ist sehr überschaubar, und bei einigen hat man den Verdacht, dass Jonkes ausufernden Sprachgirlanden durch ihre Verdichtung und Verknappung mehr verlieren als gewinnen.
Doch Amann hat den „Gedicht“-Band unter der Kapitelüberschrift „Chorlieder, Duette, Anrufungen“ mit zahlreichen Passagen aus Jonkes Theaterstücken angereichert – und beweist damit letztlich nur den genreübergreifenden Charakter von Jonkes Literaturverständnis. Eine wirkliche Entdeckung sind dagegen die in der Zeitschrift Der Bogen 1963/64 erstmals erschienenen „Jugendwerke“, wo man bereits sein Lebensthema angelegt finden kann, das er zwei Jahrzehnte später in der Erzählung Erwachen zum großen Schlafkrieg so auf den Punkt brachte: „Wir brauchen eine neue Sprache, die sich nicht einfach von uns überreden lassen wird.“

APA, relevant.at, 10.3.2010

Gert Jonke: Alle Gedichte

Schön langsam kommt alles von Gert Jonke gesammelt heraus, zuerst Alle Stücke (Jung und Jung 2008) und nun Alle Gedichte. Der – nach Wien und in die Welt ausgewanderte – Kärntner war eine wahrhaftige Dichter-Existenz, etwas mehr als ein Homme de lettres und vielleicht etwas weniger als ein literarisches Universalgenie, wobei er Leben und Schreiben immer mehr zu einer Einheit zusammenfügte, was ihn zu einem konsequenten Künstler formte. Vor allem war er ein Sprachzauberer, was zuallererst in seinem – auch von ihm selbst unübertroffenen – Roman Der ferne Klang (1979), wofür er im Jahr 1977 mit dem Ingeborg Bachmann-Preis ausgestattet wurde, deutlich wurde.
Gert Jonke war zweifellos ein ausgezeichneter Prosaschriftsteller, als Lyriker aber eher unbekannt. Natürlich hat er Zeit seines Lebens einige Gedichte veröffentlicht, in Anthologien sowie in der Brücke und den manuskripten, doch wäre es keinem Literaturwissenschaftler oder -kritiker eingefallen, in Gert Jonke tatsächlich einen Lyriker zu sehen, wohl aber einen Dichter.
Das poetische Universum dieses multiplen Talents kannte keine Gattungen und keine Grenzen. Seine Prosa war über weite Strecken lyrisch, seine Gedichte sind teilweise in Prosa verfasst. Gesagt sei aber, dass er – wie viele andere Schriftsteller – als Lyriker begonnen hat. Seine ersten Veröffentlichungen mit sechzehn Jahren waren Gedichte. Nach dem lyrischen Debut hat Jonkes Vormund ihm das Schreiben und Veröffentlichen verboten. Gert Jonke dagegen hat nie wieder aufgehört zu schreiben und zu veröffentlichen.
Das Buch enthält sämtliche Gedichte, die im Zug einer Recherche ermittelt und gefunden werden konnten, so „Jugendwerke“, Gedichte, die er ab dem Jahr 1970 selber als solche definiert und publiziert hat, sowie lyrische Passagen aus seinen Theaterstücken.
Bei der Veröffentlichung wurde, wie es in einer Anmerkung heißt, Jonkes Rechtschreibung „respektiert“, lediglich für das scharfe S wurde die neue Rechtschreibung gebraucht. Offensichtliche Fehler in den Druckvorlagen, heißt es weiter, seien behutsam korrigiert worden. Im Buch finden sich auch die Nachweise für den Erstdruck, was in der inhaltlichen Navigation weiterhilft.
Gert Jonke hat seine Gedichte, wenn man ihn mit seinen Worten auslegen darf, in „einer neuen Sprache“ geschrieben, in „deren Gedankenreiseverkehrsnetz unsere Verständnisexpeditionen weiter gelangten als in eine vorausgebreitet fernere Erinnerungsprovinz“. Seine „Segel“ blähen sich vor „Ausdrucksklangbereiche(n)“, die anderen AutorInnen fremd sind und nie vertraut sein werden. Und dennoch schreibt er keine „unbekannte Sprache“, sondern eine höchst genaue, deren Einfallsreichtum einen von Vers zu Vers erstaunt.
Die „Empfindungsklanghaut“, die Jonke wächsen lässt, fügt sich aus „durchsichtigen Silbenlautschleiern“ zusammen, wenn es beispielsweise heißt:

AUF DEN TELEGRAPHENDRÄHTEN
sitzen diese Vögel
und zeigen dem
heutigen Abendwind
den Fortgang
seiner Melodie.

Gert Jonkes Gedichte, die er seit den frühen Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts und bis zu seinem Tod im Jahr 2009 geschrieben hat, machen eine Sprache lesbar, „deren Redewendungskarawanen vor uns das Feld räumten, ehe ihre flinken Lichtzeichensignalsätze von uns in den Mund genommen und verschluckt werden. Es ist eine Sprache, die wir, die Leser nämlich, nicht überreden können, die sich aber vom Sprachkönner Gert Jonke überreden hat lassen.
Gert Jonke ist und bleibt aber auch nach Alle(n) Gedichte(n) ein ganz großer österreichischer Prosaschriftsteller, dessen Geometrischer Heimatroman, Der ferne Klang und Erwachen zum großen Schlafkrieg aus der deutschsprachigen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts nicht wegzudenken sind. Er ist neben vielen KönnerInnen seiner Zeit der einzige Zauberer.

Janko Ferk, literaturhaus.at, 17.3.2010

Wir werden eine neue Sprache brauchen

− Klaus Amann hat Gert Jonkes Gedichte herausgegeben. −

Man ist in der Sprache, zumal in der dichterischen, nicht mehr nur angewiesen auf die Natur. Neben den natürlichen Vögeln gibt es jede Menge Wortvögel, den Luftröhrenschreikopfpfeifer z.B. oder den Saftleckerspecht. Vom Saftleckerspecht lässt sich berichten, dass er von Jesus noch nicht erlöst worden ist, obwohl dieser schon die Amöbe erlöst hat (indem er als Amöbe für die Amöben gestorben ist), weiters als Ameise die Ameisen sowie den Pejotlkaktus als Pejotlkaktus; man darf die Erlösung noch der Sandale erwarten oder des Heuschnupfens.
Wer keine Lust hat, mit Wortvögeln der Wort für Wort festgeschriebenen Wirklichkeit davonzufliegen; wer nicht glaubt, dass man auch vom Saftleckerspecht aus auf die unerlöste Welt schauen kann (auf diesen „ganzen idiotischen, sich erübrigenden Kosmos“, in dem uns also nichts übrigbleibt, als „öd und blöd“ herumzusitzen); und wer glaubt, dass mit dem Realismus eines Wortes wie Amsel auch schon eine Wirklichkeit verbürgt ist; dem ist von Gert Jonke eher abzuraten.
Jonke ist uns als Theater- und Prosaautor im Bewusstsein, weniger als Lyriker. Der Klagenfurter Germanist Klaus Amann hat jetzt Alle Gedichte Gert Jonkes herausgegeben, mit praktikabler Wissenschaftlichkeit versorgt und mit einem kenntnis- und aufschlussreichen, zugleich unprätentiösen Nachwort versehen. Jonke hat seine Schriftstellerlaufbahn mit Gedichten begonnen, im Gymnasialalter; und Amann macht klar, dass Jonkes spezifische Dichtersprache die literarischen Gattungen so wenig berücksichtigt, dass Lyrisches sich sowohl in seiner Prosa als auch in den Theaterstücken findet. Amann stellt daher auch gedicht- oder liedartige Passagen aus Jonkes nichtlyrischen Werken in die Sammlung, legitimiert durch Jonkes eigene Praxis, solche Passagen isoliert zu veröffentlichen. Amanns Unternehmen ist nicht nur als Vervollständigung unseres Jonke-Bilds verdienstvoll, sondern auch darin, dass in der lyrischen  Konzentration der Texte die ganz besondere Sprachgebung Jonkes, sein ganzes Poesieverständnis wie unter der Lupe betrachtbar wird.
„Wir werden eine neue Sprache brauchen“, sagt Jonke, weil wir mit der trägen Semantik der Begriffe und der trägen Logik der Syntax die bewegliche Wirklichkeit verfehlen und vor allem weil die herrische Definitorik der Sprache die Wirklichkeit um ihre Möglichkeiten kürzt. In einer Erlösungslitanei verspottet Jonke die Wahrheit des Faktischen: „Nur der Nachweis aller exakt richtigen Fakten / wird den für die Zukunft unverzichtbaren Aufbau / der neuen Irrtümer ermöglichen!“ Die „endgültig gelösten Rätsel“, heißt es in einem anderen Gedicht, eröffnen uns auch nicht mehr als den Blick durch blinde Fenster; da könnten wir doch gleich versuchen, „auf unserer fremden Reise“ durchs Leben jene „verschleierte Landkarte“ unseres Planeten zu heben – über die Sprache natürlich –, „die dann viel besser als jetzt (…) / dort ober den Dächern weit gebogen über / alle in den Schloten steckenden steckengeblieben sich / versteckenden Schornsteinfeger hinweg diese ebenen Tage überquerte“. Solche Beschreibungen der neuen Sprache sind wohl zugleich auch ihre Umsetzung, versponnene Bilder vom besseren Reden und Leben, stilistischer Eigensinn eines sanften Radikalpoeten. Baumelnd am eigenen Augenhimmel spürt der Schreiber seine Gestalt „am Horizontstrick eines ganz zu mir tief / hineinwärts weit weg in mich hinfortzerfließenden Tages“. Jonke macht’s manchmal wie (der von ihm verehrte) H.C. Artmann, aber eben radikaler: Daten & Fakten verbal in die Luft blasen (Jonkes Texte sind voll von Flugmetaphern für die Tätigkeit des Schreibens), wo sie, befreit von den sprachlich für sie vorgesehenen Rollen und Ordnungen, davonsegeln können; aber nicht in beliebige Richtung, denn der Wind kommt allemal aus den Sehnsüchten des Autors; Jonkes freie Sprache bleibt konsequent authentisch; sein Sprechen emanzipiert sich von einer Sprache, die vorgibt, die Wirklichkeit zu referieren, zu einer Sprache, die vorhat, die Wirklichkeit zu (er)finden. Was da für Freude entstehen kann!: Das „Freundlichkeitsungeheuer“ (oder „Unfreundlichkeitsgeheuer“) hat dem Ich gerade den Kopf abgebissen, so etwas tue nicht weh; und tatsächlich, „es war abenteuerlich und wunderschön und wird auch wohl für alles weitere weiterhin das Wunderschönste gewesen sein, das ich noch immer erlebe.“
Normalerweise macht Sprache Ordnung in der Wirklichkeit, semantisch und syntaktisch; unsere Wirklichkeit enthält die Gesetze der Sprache; soweit Wittgenstein und die Wiener Gruppe, bei denen natürlich auch Jonke in die Lehre gegangen ist. Jonke ist einer, der sprechend die Wirklichkeit von den Gesetzen der Sprache befreien will. Das bedeutet nicht nur gelegentliche Entgrammatisierung oder zumindest den Entzug grammatikalischer Geläufigkeit, sondern auch eine geradezu prinzipielle Aufhebung von Logik:

Ich bin so langsam gegangen
dass ich die Geschwindigkeitsbeschränkung
überschritten habe

und Du hast mir so leicht
auf die Schulter geschlagen
dass ich zusammengebrochen bin

Konsekutivsätze (so – dass) gehören zum engeren logischen Apparat der Sprache. Jonke macht konsekutive Unlogik; aber nicht einfach aus Mutwillen, sondern um eine emotionale Logik in der formalen Unlogik freizusetzen: das Gedicht stellt sich als Liebesgedicht heraus, jedenfalls sobald man ein Nachbargedicht gelesen hat, das die beiden Strophen weiter ausführt; die zweite lautet da:

ja derart gewichtig empfindsam und leicht
hattest Du mich schon berührt gehabt
dass ich beängstigend zärtlich zusammenbrach

Die erste Strophe:

Seit damals habe ich mich immer langsamer bewegt
bis schleppend die Geschwindigkeitsbeschränkung
übertreten war

Eine andere Form von Entlogifizierung der gesprochenen Wirklichkeit ist die meist attributive Vereinigung von Gegensätzen; Jonke liebt sie. Beethoven träumt sich fort, nämlich in Vorstellungen einer idealen Rezeption seiner Musik: „in freudlos fanatisch höchster Glückempfindungsverstimmung“, „voll vergnüglichster Traurigkeit“, „aussichtslos erlöst“, „eingeschränkt von der Strenge umsichtig chaotischer Ordnung“, „in ohnmachtshellerwachtem Trauerlachkrampf“ u.a.m. Solche Komposition der Oppositionen löst die antagonistische Struktur unseres Sprachdenkens auf und begrüßt offensichtlich freudig eine gewonnene Totalität, die dem Empfinden und der (ästhetischen) Sinneswahrnehmung gemäßer ist als dem Denken; Jonke will mehr als das Geklapper der Schlüssigkeit; dass es eine dichterische Lust gibt, die Sprache weit über ihren Referenzdienst wuchern zu lassen, wissen wir auch von Thomas Bernhard und Werner Schwab. Sprachlich aufs Totale zu gehen: das verbindet wohl den musikalischen Dichter Jonke mit dem Komponisten Beethoven, der musikalisch aufs Ganze ging.

Drei Anmerkungen noch: Jonkes frühe Gedichte sind formal verblüffend reif, haben Anklänge an Trakl, Rilke und Lavant. – Jonke hat sehr zarte Liebesgedichte. – Wo Jonke von seinen Gedichten aus auf die Gesellschaft schaut, ist sein Blick antikapitalistisch und grün.

Helmut Gollner, kulturundsprache.at, 8.4.2010

Wir brauchen eine neue Sprache

− Losgelöst von den Beschwernissen sterilen intellektualistischen Sammelns: Gert Jonke. Zur Poesie und einer Gedichtsammlung des im vergangenen Jahr verstorbenen Autor. −

Es tut gut, nach Massen von reinen Hirntraktatverfassern einen Vollblutfantasten in die Hand zu kriegen. Und es tut ebenso gut, einen zu lesen, der den ebenso gängigen wie dummen Vorwurf des Artifiziellen als geistigen Vor-Wurf nimmt.
Einen, der nicht mehr unter uns weilt.
„Nun, da sein Mund verstummt ist, da er aufgehört hat, seine nie zuvor gehörten Worte und Sätze zwischen Erde und Himmel, zwischen dem Wirklichen, dem Erdachten und Erhofften zu spannen, da er aufgehört hat, unsere Vorstellungskraft mit seinen poetischen Glücksempfindungsblitzen zu reizen und zu beleben, können wir, wenn wir ihm begegnen wollen, uns nur noch an seine Bücher halten“, schreibt der Herausgeber des hochnotpoetischen Kleinods Alle Gedichte, Klaus Amann, in seinem Nachruf über Gert Jonke.
Zwischen den Buchdeckeln dieses Sammelsuriums findet der Leser in, mit, neben und durch Alle Gedichte einen Querschnitt Jonke’scher Klang- und Sprachwelten, von seiner ersten bis zu seiner letzten Veröffentlichung – und die erstmals in Buchform veröffentlichten Jugendwerke. Ein Querschnitt seiner Lyrik und seines langgezogenen Gedichteten, seiner wie ein Gedicht anmutenden Prosa. Um dieses Buch zu rezensieren, dürfte der Rezensent nicht dieses Buch rezensieren, nein, er müsste die Schreibzeit für diese Rezensionsarbeit dafür verwenden, über seine Daseinsberechtigung als über ein Buch schreibender Leser nachzudenken. Mit Gert Jonke nachdenken:

… kommen mir diese Eindeutigkeitsidiotisten vor wie
dilettantische Botaniker, die mit einem Grashalm
herumfuchtelnd behaupten, dieser herumgefuchtelte
Grashalm sei die einzige und eindeutige Antwort zur
Auflösung eines schwer verständlichen Wiesenrätsels…

Es ist müßig, Jonkes Inhalte aufzuspüren: Sie sind. Es ist nicht müßig, Jonkes Sprache nachzugehen. Denn hier spielt einer mit all seinen wachen und wachsamen Sensorien mit geradezu körperlicher Wirkung auf der Registratur ebenso aufnahmewilliger Gegen- wie Mitsensorien. Die Sprache löst sich vom gewichtigen Intellekt und greift in den autonomen leichtfüßigen Sensus. Sie abstrahiert an der Oberfläche, um Tiefen öffnen zu können.
Losgelöst von den Beschwernissen sterilen intellektualistischen Sammelns und Hortens, das lächerliche Füllsel beiseite schiebend, geht Jonkes Sprache in die reine Dimension.

ICH BIN SCHRIFTSTELLER

Ich verwende meine Füllfeder als Aussichtsturm
den Aussichtsturm als Schiffsmast
den Schiffsmast aber als Uhrzeiger welcher
auch der zu Stein fossilierte Speer eines
Schwertfisches sein soll den man zwischen zwei
flügelförmige Himmelshälften
gespannt hat um
mit deren Hilfe ordentlich diesen Tag zu
überqueren und hernach im Gasthaus zu verschwinden!
Am Scheitel dieser gebogenen Flugbahn
Klettere ich einen Morgen weiter

Das Lyrische entfaltet sich mit weitem Atem, ununterbrochen und unbelastet, ganz von selbst aufsteigend und Breite gewinnend. Eine Breite, die sich selbst den Abstand bestimmt zu den Dingen. Denn die Stimmung verlässt sich nicht auf die Stimmung, das Faktum nicht auf das Faktum, die Sache nicht auf die Sache: Sie werden erst. Und sie werden nicht mitgeteilt; sie teilen sich selbst mit.

… die Geschichten
die geschrieben
so gut in jedem Falle
viel besser
als die Geschichten
die man macht
wurde befohlen
keine Geschichten mehr zu machen
sondern nur mehr Geschichten zu schreiben…

Hier ist Jonkes Kunst: Die Ausdrucksgenauigkeit geht nie auf Kosten der Sprachgenauigkeit. Die vermeintliche Kluft zwischen Wirklichkeit und Fiktion wird durch Sprache geschlossen. Kein Wort ist auswechselbar, soll heißen: Jedes Wort ist notwendig. Weil Sprache dazu gezwungen wird, immer dürftiger und ausgedörrter zu werden (und diesem Zwang ist Sprache ausgesetzt), wäre Gert Jonke mit seiner Poesie, sofern man seine Klänge wahrnähme, einer ihrer Heiler. Gewiss: Das alles sind Behauptungen einer Qualität, keine Beweise. Und dennoch und jedenfalls: Bei diesem Buch, bei diesem Werk, bei diesem Dichter kann die Kritik ihre Hände getrost in den Schoß legen und darf sich weigern zu arbeiten, statt sich zu überlassen, sich seiner Poesie zu überantworten.

Wilhelm Huber, der Standart, 03./04.7.2010

Alle Gedichte

Seine „Sprach-, Nacht- und Traumheimaten“ hat der im Vorjahr verstorbene österreichische Schriftsteller Gert Jonke genau beschrieben. Er hat Kontinente der Fantasie erobert, die der Wirklichkeit sich aufs schönste verbinden. Nach den gesammelten Theaterstücken erscheinen jetzt sämtliche Gedichte in einer Ausgabe, die programmatisch beginnt:

Ich verwende meine Füllfeder als Aussichtsturm.

So steht es in einem Poem des Jahres 1974, das den Titel „Ich bin Schriftsteller“ trägt. Wie von fern betrachtet Jonke die Welt, um ihr dann doch ganz nahe zu sein. Sein lyrisches Ich kehrt zu Stationen des Lebens zurück, es sucht „Unsere vernichtend unsichtbaren Gegner“, oder es löst sich auf in den blauen Himmeln der Poesie. Die Aggregatzustände des Ichs können sich jederzeit ändern, die Physik kann außer Kraft gesetzt werden, und diese Beweglichkeit macht den großen Reiz von Jonkes Dichtung insgesamt aus. Als „Zauberer“ wollte sich der Schriftsteller am liebsten verstanden wissen:

Gedichte sind ja nichts anderes als Zaubersprüche, die bewirken, dass du außer dir bist.

Paul Jandl, Die Welt, 6.3.2010

 

Bildnisse von Dichtern – G.F. Jonke

Wo bin ich, wie heiße ich, was soll das, schreit er und tobt durch das leere Zimmer. Er hat eine Nadel in einem seiner Organe, in welchem, das ist nicht ganz klar, jedenfalls sticht sie und das soll aufhören. In seinen Kinderhänden hält er einen Vorschlaghammer. Er wirbelt ihn durch die Luft, er wird, weil er den Hammerstiel nicht rechtzeitig lösläßt, von ihm mitgezogen und kracht gegen die Zimmermauer. Sie fällt in Trümmer, und er steht im Freien. Er blinzelt. Es ist wunderbares Wetter draußen. Gleich schreitet er rüstig aus, schade, daß er, bevor er den Hammer zu schwingen angefangen hat, kein Wämslein angezogen und sich kein Felleisen umgeschnallt hat. Er geht zwischen Kirschen- und Apfelbäumen, er denkt darüber nach, was man aus diesen köstlichen Früchten alles machen kann, Mus, Kuchen, Konfitüre und anderes. Er hört eine Musik. Er lauscht, aber dann ist es doch die Musik in ihm drin. Er setzt sich an einen Waldrand und singt mit, und leck mich, wenn es halt sonst niemand hört. Abends kommt er in ein Dorf, er will sich eine Arbeit suchen für einige Zeit, bei einem Schmied oder einem Wagner. Weil er aber das A so gut vom B unterscheiden kann, heuert er dann doch bei einem Klavierstimmer an. Während der Arbeit lernt er Fräuleins der guten Gesellschaft kennen, er zieht an ihren Saiten und küßt ihre Füße, während sie die Pedale drücken. Während ihrer Konzerte sitzt er versteckt unter dem Flügel und stimmt blitzschnell die Töne nach, wenn sie daneben hauen. Dann, wenn der Applaus verrauscht und Fräuleins und Zuhörer weg sind, setzt er sich auf den Klavierstuhl und spielt Mazurken, die die Fräuleins zu Tränen rühren würden, säßen sie nicht schon längst in einem Schaumbad und wüschen sich für einen andern, einen jungen Assistenzarzt oder einen Diplomkaufmann. Am nächsten Morgen jedenfalls hat er das Klavierstimmen bis hier, er wandert weiter, ohne Kompaß. Hätte er einen, würde er doch nur der Nadel nachgehen, wie einem Befehl, es würde immer heißer, und er käme nie in den Wald mit der Lichtung mit dem Dorf mit dem Haus mit der jungen Frau mit den Rosenwangen, die ihm jetzt ein Glas Milch und einen Schnaps anbietet und ein Lager an ihrer Seite.

Urs Widmer, Manuskripte, Heft 47/48, 1975

Gert Jonke

Als ich Gert Jonke das erste Mal begegnet bin, war er gerade 16 Jahre alt. Das war im Café Ingeborg in Klagenfurt in den frühen Sechzigerjahren. Jonke war ein schmächtiges Bürschchen, sehr schweigsam, sehr freundlich, sanftmütig. Bevor er in Wien an die Universität ging, logierte er für ein paar Tage bei mir in meiner Bude. Seine Mutter, die ausgebildete Pianistin war, kam damals nachschauen, wie es ihrem Buben in Wien geht. Als sie uns besuchen kam, hatte ich gerade ein Klavierkonzert von Tschaikowski am Plattenspieler laufen. „Ah! Sie hören klassische Musik – ein Tschaikowski Klavierkonzert“, sagte sie, als sie das Zimmer betrat. „Ja, ich liebe klassische Musik“, antwortete ich. „Fast alle meiner neun Geschwister spielen ein Instrument, ich habe Geige gelernt“, fügte ich hinzu. Und sie sagte darauf:

Dann ist mein Bub bei Ihnen ja gut aufgehoben und ich brauche mir keine Sorgen um ihn zu machen.

Ich versicherte ihr, daß ich mich um ihren Sohn auch sonst kümmern würde. Später, als Jonke hier an der Universität irgend etwas inskribiert hatte, trafen wir uns ein paarmal in Wien. Die meiste Zeit aber saß er zu Hause d.h. in seinem Einbettzimmerchen im Internationalen Studentenhaus in Döbling, und schrieb; immer mit seiner Füllfeder in ein dickes Buch. Wir gingen ein paarmal miteinander spazieren, nicht in der Innenstadt, sondern meist am Stadtrand. Das Leben dort interessierte ihn, und zwar bis in kleinste Detail. Wir waren in alten Zinshäusern mit den Bassenawohnungen, oft nur Zimmer-Küche oder Zimmer-Küche-Kabinett, Wasser und WC am Gang. Irgendwann brach Jonke sein Studium ab und kehrte nach Klagenfurt zurück. Da verloren wir uns aus den Augen, für viele Jahre. Als ich 1982 vom Ministerium den Auftrag erhielt, eine österreichische Delegation von Schriftstellern für die Poesietage in Struga/Makedonien zusammenzustellen, wollte ich auch den Gert Jonke mit dabei haben. Er war aber gerade in Schottland oder Irland. Ich bekam von irgendwem seine Telefonnummer und rief ihn dort an. Zuerst wollte er nicht, aber dann sagte er mir, vielleicht doch aufgrund der alten Beziehungen, zu. Und er fuhr dann mit uns – also mit Peter Tyran, Harry Kuhner und mir – gemeinsam nach Struga, wo er am Österreich-Abend auch las. Ansonsten war er sehr schweigsam und in sich zurückgezogen, aber der Peter Tyran und ich brachten ihn mit unseren Späßen doch immer wieder zum Lachen. „Schau, der Jonke kann auch lachen!“ sagte ich damals zum Tyran – und der Jonke lachte über diese Feststellung noch mehr als sonst. Später liefen wir uns manchmal über den Weg, wechselten ein paar belanglose Worte. Er schien sich irgendwie zu freuen, wenn wir uns zufällig trafen, da oder dort, aber es war immer eine gewisse Verlegenheit zwischen uns, die sich in einer uns trennenden Sprachlosigkeit ausdrückt Das letzte Mal sah ich den G.F. Jonke am 28. Oktober letzten Jahres auf dem Bahnsteig der U3 Richtung Simmering. Wir begrüßten um sprachen ein paar Worte und ich machte schnell ein Foto von ihm. Auf dem Foto hat der Jonke wiederum dieses sanftmütige, etwas verlegen Lächeln, das eine gewisse Friedfertigkeit ausdrückte, wie mir scheint; wie damals, wenn wir uns im Café Ingeborg trafen. Der Jonke war aber schmal geworden. Er war von seiner Krankheit, von der ich nichts wußte, schon schwer gezeichnet. Wir fuhren zusammen vom Stephansplatz bis zur Landstraße, wo er ausstieg. Ein „Servus!“ und ein Wink durch das Fenster war das Letzte zwischen dem Jonke und mir. Die Todesnachricht erfuhr ich von einem Freund. Sie machte mich traurig und stumm.

Peter Paul Wiplinger, in Peter Paul Wiplinger: Schriftstellerbegegnungen 1960–2010. kitab Verlag, 2010

 

Susanna Ridler: Geometrie der Seele – Musikalische Hommage an den Dichter Gert Jonke

 

 

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Karin Waldner-Petutschnig: Von der Füllfeder als Aussichtsturm
Kleine Zeitung, 6.2.2021

Hedwig Kainberger: „Halt den Mund!, sagt mein Mund“
Salzburger Nachrichten, 7.2.2021

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Nachrufe auf Gert Jonke: TAZ ✝ Die Presse ✝ Der Spiegel ✝
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Gert Jonke 2008 in dem Stück Platzen Plötzlich mit seiner Abschiedsrede.

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