Hans Magnus Enzensberger: Blauwärts

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Hans Magnus Enzensberger: Blauwärts

Enzensberger/Tripp-Blauwärts

BLAUWÄRTS

Hinter der Nebelwand im Gehirn
gibt es noch andere Gegenden,
die blauer sind, als du denkst.

Wie klein sähe die Geschichte aus,
von oben gesehen. Kühl und hell,
schwerelos ginge dein Atem dort,

wo dein Ich nichts wiegt.

 

 

 

Ein Text-und-Bildbuch

haben der Dichter Hans Magnus Enzensberger, der Bildkünstler Jan Peter Tripp und die Gestalterin Justine Landat „aus einer anderen Gegend“ mitgebracht. Und wie es sich für solche Botschafter aus der Fremde gehört: Unterhaltsamer, abwechslungsreicher könnte das, was hier zu lesen und zu sehen ist, kaum sein: Von Augenglas, Medusa, Laubfröschen und Sporen ist in Enzensbergers Versen die Rede, aber auch vom schrägen Blick auf Nachbarn, Villenbewohner und Gäste. Wer mag, erfährt aus dem Blauen eine „Erleuchtung in der Besenkammer“ oder vertieft sich in ein „Dämonisches Enzephalogramm“. Oder er versenkt sich ins scheinbar Abstrakte, sei es das „Beinahe“, eine „Differenz“, gar die „Algebraische Geometrie“. Ob philosophisches Rätsel, Lehrsatz, Behauptung, Sentenz – scheinbar Vertrautes wird mit rhetorischer Finesse entfaltet, aufgelöst und gelegentlich destruiert, und so manche Kaverne eines hohlen Gedankens findet sich zu ihren Ungunsten von innen beleuchtet.
Jan Peter Tripps Bilder dazu, welche die Gedichte umspielen, überfliegen oder durchdringen, sind keineswegs Illustrationen zu poetischen Texten. Unabhängig von diesen sind sie entstanden, eigenwillig verhält sich ihr figurativ-magischer Realismus zu den sprachlich-vieldeutigen Versen. Und doch erscheinen sie hier wie füreinander geschaffen. Dass dies so ist, verdankt sich dem kombinatorischen Sinn der Gestalterin Justine Landat: Sie hat gelesen, angeschaut, gegenübergestellt und erwogen – und zu guter Letzt die Teile in ein schönes Ganzes verzaubert.

Suhrkamp Verlag, Klappentext, 2013

 

Blaue Selbstauflösung

Wenn es in Hans Magnus Enzensbergers neuem Lyrikband Blauwärts eine heimliche Sehnsuchtsrichtung gibt, dann ist es die nach Selbstauflösung. Lange ist nichts Zarteres und Leichteres entfesselt worden als in diesen Zeilen:

Hinter der Nebelwand im Gehirn
gibt es noch andere Gegenden,
die blauer sind, als du denkst.

Keiner versteht das federleichte Spiel mit dem Unscheinbaren und Übersehenen meisterhafter als dieser alte Stoiker, der da am Rande des Englischen Gartens in München auf der frischbeschneiten Terrasse die Milchstraße erkennt, im mikroskopischen Flimmern der Flocken das Endlose und Unfassbare. Von der Medusa ist in diesen Gedichten die Rede, vom ernsten Schläfer, der nicht daran denkt zu denken, von der algebraischen Geometrie, da ist ein Abschied an den Freund Max Sebald, alles aufgelöst in dem unverwechselbaren Enzensberger-Sound aus Staunen, Erinnern und ironischer Brechung. Wie sarkastisch das Dorfidyll im „Ortstermin in Niederbayern“ zerlegt wird, wenn wie mit der Pipette Wörter wie „Asylanten“ oder „Bebauungspläne“ mählich eingeträufelt werden.

Beachten Sie das Wappen, die Fontäne,
und Schwäne gibt es auch bei uns am Schloß.
Mit Angeboten droht der Autohändler.
Am nächsten Sonntag läuft das Motocross.

Enzensberger nennt seinen Gedichtband „Ein Ausflug zu dritt“, denn das tiefblaue Buch ist mit den fotorealistischen und gleichzeitig magischen Gemälden von Jan Peter Tripp kombiniert und wurde von der Gestalterin Justine Landat mit den hintersinnigsten typografischen Mitteln zu einem bibliophilen Quartband, einem Gesamtkunstwerk zusammengeführt. Es sind Gedichte, die mit dem Rücken zum Lärm entstanden sind, wie dieser wunderbare Dialog verrät, der als „Eine mürrische Unterhaltung“ betitelt ist.

Wissen Sie, was los ist?
Nein.
Haben Sie es nicht gehört?
Nein.
Wollen Sie nicht Bescheid wissen?
Lieber nicht.
Und wenn Sie was verpassen?
Das macht nichts…

Gelassener und bescheidener kann man nicht ausscheren.

Der Spiegel, 8.4.2013

Bouquet voller literarischer Blumen

– Blauwärts ist ein Text- und Bildbuch, welches einen in die Welt der literarischen Poesie entführt. Da wieder rauszukommen, ist gar nicht so einfach. Hans Magnus Enzensbergers Gedichte fesseln einen genauso wie die bezaubernden Bilder von Jan Peter Tripp und die Gestaltungen von Justine Landat. Das Buch ist ein Muss für literarische Liebhaber von Poesie. –

„Auch dieser Mittwoch fand ein Ende. Es lag viel Sonne auf der kalten Erde, und einer war auf einmal nicht mehr da.“ Mit diesen Zeilen des Gedichtes „4. Februar 2009“ beginnt für den Leser ein Ausflug in die hohe Kunst des Dichtens. Man schmunzelt, lacht, staunt, hinterfragt das Geschriebene und taucht ab in die Weiten der Poesie.

Liebe zum Detail
Blauwärts ist definitiv kein Buch, welches man zwischendurch schnell liest. Es braucht Zeit und Ruhe. Doch wenn man diese hat, ist das Kunstwerk ein Augenschmaus. Es ist ein Bouquet voller literarischer Blumen – kleine, grosse, zarte, üppige, prunkvolle. Die Liste liesse sich noch um unzählige Adjektive ergänzen.
Hans Magnus Enzensbergers Gedichte sind für literarische Liebhaber. Liebevoll werden sie von Jan Peter Tripps Bildern ergänzt und hervorgehoben. Ein grosses Lob gebührt auch der Gestalterin Justine Landat, die mit viel Liebe zum Detail die Seiten gestaltet hat. Wie beispielsweise beim Gedicht „Flugverkehr“, in dem Enzensberger einen Grashüpfer beschreibt. Der Text folgt den Bewegungen dieses grasgrünen Insektes: Zuerst sitzt er still da, danach folgen die Sprünge, ehe er wieder still sitzt. Mit jeder Seite, die man umblättert, wird man überrascht. Am Ende des ersten Drittels des Buches taucht eine dunkelblau-violette Iris auf und der Atem stockt einem vor Bewunderung dieser prächtigen Blume einen kurzen Augenblick.

Alltagsbegebenheiten
Auch vor der Aktualität scheut Enzensberger nicht zurück. In „Genügsame Metaphysik“ kümmert er sich um einen Laubfrosch und stellt eine Verbindung zum neusten Werk des umstrittenen Literaturnobelpreisträgers Mo Yan her, ohne diesen direkt beim Namen zu nennen. Ebenso nimmt der Literaturwissenschaftler Begebenheiten aus dem Alltag auf und formt sie zu Gedichten wie „Ortstermin in Niederbayern“, in dem unter anderem Graffiti-Kunst zur Sprache kommt.
Blauwärts macht Freude und nachdenklich. Am liebsten würde man das Buch immer bei sich haben, um immer mal wieder darin zu schmöckern. Doch dafür ist es definitiv zu schwer. Auf dem Nachttischchen hat es aber einen wohlbehüteten Platz, um vor dem Land der Träume ins Land der Poetik zu entführen.

Luzia Zollinger, nahaufnahmen.ch, April 2013

Ein Ausflug zu dritt

Das Wort „blauwärts“ ist ein Neologismus von Hans Magnus Enzensberger; früher sagte man „himmelan“. So schwingt sich der Titel des neuen Gedichtbands auf ins Offene einer religiösen Sphäre, die, leichter als Luft, aber sauerstoffsicher, nicht nur das Spätwerk des Lyrikers durchzieht. Wer den gläubigen Enzensberger, den katholischen Agnostiker, sucht, wird ihn bereits in seiner frühen Lyrik finden.
Blauwärts ist aber nicht nur ein Gedichtband; das Buch versteht sich als „Ausflug zu dritt“. Der Maler Jan Peter Tripp und die Buchgestalterin und Werbegrafikerin Justine Landat begleiten den Lyriker bei seinem Weg zu einem Wohin, das in Novalis’ blauem Sinn immer ein Weg nach Hause ist. Zurück also in die (Allgäuer) Kindheit, zu den ewigen Rätseln von Alltag und Algebra, zur reizenden Nichtigkeit des Ich. Heim auch zu den Toten, ist doch die christliche Bewegung hin zum Firmament immer verbunden mit Andenken und Besinnung auf die eigene seltsame Endlichkeit.

Stille Trauer
Der erste Text (hier noch diskret begleitet von Tripps Bild dreier Steine) beginnt mit einem Datum: „4. Februar 2009“. Es geht um die ewige Banalität einer Beerdigung. Wer gestorben ist, wird nicht gesagt, nur dass „dieser Mittwoch“ eben auch „zu Ende“ ging. „Wie immer tönte die Musik, wie immer“, und zwischen „Sonne auf der kalten Erde“ und „Suppe, ein Pils, wie immer“ vollzieht sich das eingespielte Trauerritual, vor dem sich der Schmerz ergeben verbeugt und in der Schlusszeile zum Anfang zurückführt:

So fand auch dieser Mittwoch bald ein Ende.

Der schneidende Skandal, dass einer „auf einmal“ nicht mehr da ist, zittert nur zwischen den Wörtern. Das ist schönste Pathosvermeidung bei einzigartiger Rettung des Empfindens unter der Konvention. Christian Enzensberger, gestorben am 27. Januar 2009, hätte sich über dieses diskrete Epitaph wohl lächelnd gefreut. (Nicht nur wegen der Steine, seiner Komplizen.)
Ein anderer Toter tritt deutlicher hervor. Der ebenfalls aus dem Allgäu stammende habilitierte Literaturwissenschafter W.G. (Max) Sebald, ein Schulkamerad von Jan Peter Tripp, verunfallte im Dezember 2001 in seiner Wahlheimat im Osten Englands. Hans Magnus Enzensberger hatte ihn 1988 für die Andere Bibliothek entdeckt; eine Freundschaft entstand. Nun lesen wir in „Ein Abschied von Max Sebald“ von seiner „Wünschelrute aus Worten“ und davon, dass er „in allen Albträumen / unerschrocken […] / einen schweren Gang“ ging. Das ist nicht wirklich gut und wird auf keinen Fall besser, wenn die Schlusszeilen des Gedichts eigens abgesetzt auf der nächsten Seite unter einem Gemälde erscheinen:

So glitt ich lautlos
kaum einen Flügel rührend
hoch über die Erde hin.

Es ist ein Sebald-Zitat aus seinem literarischen Entrée, dem Langgedicht „Nach der Natur“, das 1988 in der Anderen Bibliothek erschien. Was an Sebalds Versen leicht war (im Original ist zuvor vom Rochen in der Tiefe des Meeres die Rede), bekommt nun eine unangenehme Bedeutungsschwere. Das ganze Gedicht ist von Justine Landat auf sechs Seiten „inszeniert“ zwischen einem schwarzen Quadrat, Montagen aus Sebald-Porträts und einem hyperrealistischen Strandstillleben von Jan Peter Tripp.
Aber auch elegant hingetupfte Sprachetüden geraten bei diesem „Ausflug zu dritt“ leicht in eine Schräglage. Da wird das schöne Gedicht an eine Waschmaschine („Die Dienerin“) zeilenweise so gedruckt, dass man das Buch dauernd weiterdrehen muss (Illustrierung der Trommelrotation oder des Programm-Drehknopfs?), um den Text zu lesen. Das zerstört aber den Rhythmus des Gedichts und damit seine Wirkung. Schlicht unlesbar ist „Dämonisches Enzephalogramm“; das hat der Text nicht verdient. Ein Gedicht vom Grashüpfer springt über zwei Seiten. „Der Schulweg“ erscheint um neunzig Grad gekippt (weil der Text dann läuft wie ein Weg?), in unregelmässige Zeilen gesetzt und mit geradem und dann schlängelndem Strich illustriert, was wohl das Abweichen des Kindes vom geraden Pfad signalisieren soll.
Gegenüber der bunten Hintergründigkeit der Verse wirkt die gestalterische Phantasie hier rührend. Wenn nicht ärgerlich. In „Hoffmanns Stärke oder Eine Erleuchtung in der Besenkammer“, einem Gedicht über eine Schachtel, auf der die Schachtel mit der Schachtel usw. zu sehen ist (ein beliebtes Enzensberger-Motiv), wird jede Zeile in einen grauen Block eingepackt. Das ist schon unsinnig genug, geht es im Text doch gerade um die erschreckende Spiegelfigur der Unendlichkeit. Auch die Illustration mit dem wunderbaren Kofferbild („Eine Träne der Sonne“) stört hier, denn die Sprache des Gemäldes hat so gar nichts mit der Bildlichkeit dieses Gedichts zu tun.
Wäre Blauwärts nicht so sorgfältig gestaltet (traumhaft schöne indigofarbene englische Broschur, sorgfältiger Druck, blaue Fadenbindung), man könnte auf die Idee kommen, das Konzept sei das Ergebnis einer schnapsseligen Nacht gewesen. Denn es funktioniert nicht.

Angestrengte Inszenierung
So atmet der Leser regelrecht auf, wenn er ein Gedicht wieder einmal auf weissem oder grauerem Grund in Ruhe zu Ende lesen darf. Ein wenig erinnert diese Inszenierung an Regietheater. Oder an die Parole moderner Zeitungsredaktionen: Layout geht vor Text! Blauwärts ist ein bunter, interessanter, handwerklich sehr schön gemachter Katalog zum Anschauen. Zur Versenkung in Verse taugt er nicht. Mit ein wenig Wehmut könnte einem Eichendorffs „waldwärts Hörnerklang“ einfallen, ein anderer Aufbruch ins Blau, bei dem das Ich ruft: „Und ich mag mich nicht bewahren!“ Dürfen wir uns ein wenig mehr von diesem Glutkern der Kunst wünschen?

Angelika Overath, Neue Zürcher Zeitung, 1.6.2013

Kaum einen Flügel rührend

– Hans Magnus Enzensbergers neuer Gedichtband Blauwärts ist dank Jan-Peter Trapp und Justine Landat auch ein bibliophiles Bilderbuch geworden. –

Blauwärts – das klingt viel versprechend, nach offenem Horizont und fröhlicher Fahrt. Und in der Farbregie des Titelgedichts wie im Nachtblau des Einbands will uns Romantik entgegen leuchten. Dabei kann man bei Hans Magnus Enzensberger gewiss sein, dass jenes andere Zentralorgan neben dem Herzen, der Kopf, nicht in den Ruhemodus tritt. Auch wenn sich der kritische Intellektuelle von einst, der viel „schimpfte und sich beschimpfen ließ“, wie er im Nachspann zu den Gedichten in einer autobiografischen Notiz festhält, mit der Gesellschaft im großen und ganzen seinen Frieden geschlossen hat und sich heute einer „gusseisernen Gutmütigkeit“ rühmt.
In der Tat: Nur noch selten fährt Enzensberger aus der Haut – wie in seiner lyrischen Philippika gegen die Architekten, diese „staatlich geprüften Würgengel der Stadt“. Menschenfreundlichkeit kennzeichnet überwiegend seine Haltung. Die Nachbarn beobachtet er mit wohlmeinender Distanz. Und selbst das ländliche Niederbayern kündet in gereimten Blankversen nicht lediglich von provinzieller Enge, sondern von Laisser-faire und Savoir-vivre: „Ansonsten ehrt man maulfaul die Idylle“.
Blau, die Farbe des Titels und Einbands, kommt auch im Innern des Bandes vor – nicht allein in Wortgestalt, sondern visuell. Als leuchtendes Blauviolett einer üppigen Iris etwa, das einem Gedicht nicht über die Schwertlilie, sondern die Qualle – „Medusa“ – unterlegt ist. Oder in Gestalt eines grünlich getönten Himmelblaus, gegen das sich am unteren Bildrand ein auf felsiger Höhe postiertes Männlein mit ästhetisch geformtem Fluggerät Marke Eigenbau abhebt. Gleich wird er auch buchstäblich abheben. Das Blaugrün des Himmels bildet die Folie der Anfangsverse eines Gedichts über den Mauersegler, diesen wendigen Bewohner der Lüfte. Umblätternd sehen wir dann einen havarierten Segler mit seiner Gerätschaft im blaugrünen Wasser eines Sees treiben. Und lesen in bildlichem Kontrast dazu über die Spezies Apus apus, dass sie gern „bewegungslos mit der Thermik“ segelt und „im Gleitflug“ übers Wasser trinkt.
Die Malereien stammen von dem magischen Realisten Jan Peter Tripp und sind unabhängig von den Gedichten entstanden. Christine Landat, Tripps Ehefrau, die fürs inspirierte Layout des Bandes verantwortlich zeichnet, hat den meisten Gedichten Bilder und Zeichnungen ihres Gatten zugeordnet, sich aber auch auf die Möglichkeiten der Typografie besonnen. So bekommt jedes Gedicht seine eigene Schriftart und -größe; mitunter wechseln sie auch in ein und demselben Poem. Manche Gedichte sind links-, andere rechtsbündig gesetzt; Verse über eine Waschmaschine bilden einen konzentrischen Kreis. Was fast schon konkrete Poesie ist – wie die zackig-diagonale Anordnung von Verszeilen über die Zikade.
So ist der bibliophile Gedichtband gleichzeitig ein Bilderbuch, als das er uns auch schon im Reichtum an Bildern und Vergleichen, Metaphern und Chiffren entgegen tritt. Seine Helden sind Tiere wie Pferd und Laubfrosch oder Pflanzen wie Mimose und Kastanie; Alltagsobjekte und Gegenstände des täglichen Bedarfs nicht zu vergessen: Seife, Brille oder Schuhlöffel. Und natürlich der Mensch – Personen aus dem Freundeskreis des Lyrikers oder, in autobiografischen Reminiszenzen, der Dichter selbst.
Das bewegendste Gedicht ist ein Memorial für W.G. Sebald, mit dem Enzensberger und Tripp befreundet waren.

Der uns naheging,
von weither schien er gekommen
in die unheimliche Heimat

Mit diesen Versen hebt es an. Am Ende mündet es in einem Zitat:

Dass ihm der Staub leicht wurde,
wissen wir nur aus drei Zeilen:
So glitt ich lautlos
kaum einen Flügel rührend
hoch über die Erde hin

Das Bild erinnert an jenes von dem schwerelos durch die Lüfte gleitenden Mauersegler. Im Kontext erscheint es befrachtet mit jenseitiger Ahnung. Ohnehin ist der Gedanke an Vergänglichkeit und Tod der Cantus firmus des Buchs.

Hans-Dieter Fronz, Badische Zeitung, 13.7.2013

Was die Kiesel sagen

– Hans Magnus Enzensberger in neuesten kleinen Arbeiten, mit und ohne Bilder: Gerne liest man diesen Ironiker, auch wenn er zuweilen etwas schnell triumphiert. –

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger war nie nur Schriftsteller. Er war immer auch Buchmacher. Zunächst, in jungen Jahren, als er das Kursbuch herausgab, erwarb er sich einen gewissen Ruhm als Buchmacher, der Wetten auf die Zukunft annahm. Man konnte bei ihm, zum Beispiel, auf Utopien setzen (manchmal setzte er sogar selbst einen unbekannten Betrag), oder man konnte sich bewerten lassen, reichte ein paar Manifeste ein und bekam einen Essay über die Aporien der Avantgarde zurück.
„Da im digitalen Zeitalter“, liest man Buchmacher in Wikipedia, „ein Großteil der Wetten schneller im Internet abgeschlossen werden kann, verlieren die klassischen Annahmestellen an Bedeutung“. Auf Enzensberger trifft das nicht zu. Er war immer Buchmacher im doppelten Wortsinn, und er hatte beim Büchermachen immer die äußere Gestalt der Bücher im Blick. Das gehörte schon zum Band Allerleirauh (1961), der bei Suhrkamp Kinderverse versammelte und das „Hausbuch“ des 19. Jahrhunderts modernisierte und es wurde zum Konzept der Anderen Bibliothek, deren Gründer und langjähriger Herausgeber Enzensberger war und deren Physiognomie er gemeinsam mit dem Buchgestalter Franz Greno entwickelte.
In Büchern stehen die schwarzen Buchstaben auf weißem Grund, in einheitlicher Drucktype, ordentlich aufgereiht in Zeilen gleicher Länge, die nur am Absatzende ein wenig Luft holen. Schon, weil er Lyriker ist, lockerte der Buchmacher Enzensberger diese Vorstellung des Buches seit je zugunsten von Weißraum und Flattersatz auf, und er komponierte vor nicht allzu langer Zeit aus eigenen und fremden Texten, aber auch Bildern ein ganzes Buch, in dem andere Gesetze herrschen.
Es hieß Album (2011) und bestand nicht nur aus Druckbuchstaben, sondern auch aus faksimilierten Manuskript-Handschriften, aus eingeklebten Zetteln und Zeitungsseiten, aus Bilderrätseln und Wörterlisten, Abbildungen von Geldscheinen aus aller Welt, Holzschnitten, Fotografien und Kinderzeichnungen. Dieses Buch war ein Selbstporträt nicht nur des Buchmachers, sondern zugleich des Autors Hans Magnus Enzensberger inmitten seiner Werkzeuge.
Es scheint im Werk dieses Autors eine Konstante zu geben: je moderner die Zeiten werden, desto häufiger taucht bei ihm das Wort „Anachronismus“ auf, und je mehr sich die Bücher aus der analogen Welt lösen, desto mehr Wert legt der Buchermacher Enzensberger auf den Zusammenhang zwischen dem, was er schreibt, und der physischen Gestalt, die es im Buch annimmt. In diesem Jahr hat er gleich zwei Bücher veröffentlicht, die davon Zeugnis ablegen.
Im Frühjahr erschien der Gedichtband Blauwärts. Ein Ausflug zu dritt, ein weiteres Experiment mit dem Format „Album“. Und unlängst erschien Herrn Zetts Betrachtungen, oder Brosamen, die er fallenließ, aufgelesen von seinen Zuhörern. Im Kleinformat eines handlichen Breviers tritt darin „Herr Zett“ auf, mit seinem Autor mehr als nur weitläufig verwandt, in der Genealogie der deutschen Literatur ein nachfahre des Herrn Keuner von Bertolt Brecht, aus einem Buchstaben gebildet, der im Namen Enzensberger der dritte von zwölf ist und somit für mannigfaltige Zahlenspiel taugt.
Werfen wir, bevor wir auf den geradezu ostentativ anachronistischen Herrn Zett zu sprechen kommen, der zu einem altmodischen Anzug im Salz- und Pfeffer-Muster eine braune Melone trägt, einen Blick in das Gedicht-Album Blauwärts. Es ist, was man bei den Schallplatten der Pop-Ära ein „Konzept-Album“ nannte. Enzensbergers Gedichte treffen darin auf Bilder des Malers Jan Peter Tripp, die unabhängig von den Gedichten über die vergangenen Jahrzehnte hin entstanden sind, und als die Dritte im Bunde, die der Untertitel des Bandes verspricht, zeichnet die Layouterin und Gestalterin Justine Landat für die „Inszenierung“ verantwortlich, also für das Arrangement von Bildern und Schriftbildern.
Zu dieser Inszenierung gehört, dass manche Gedichte kursiv gesetzt sind, andere farbig unterlegt. dass sich weiße Buchstaben vor anthrazitfarbenem oder schwarzen Untergrund abheben, dass die petit gesetzten Zeilen eines Loblieds auf die Waschschine um den fettgedruckten Titel „Die Dienerin“ rotieren wie um ein Bullauge, hinter dem gerade eine Schwarz-Weiß-Wäsche (das literarische Gegenüber der Buntwäsche) vonstatten geht. Da muss auch der Leser das Buch rotieren lassen.
Gelegentlich gerät die Inszenierung bei diesem Spiel mit der Typographie ins Selbstverliebte, aber das tut dem Charme dieses Albums keinen Abbruch. Denn es respektiert auf seine diskrete Weise das Gesetz, das in einem Album herrscht: die Bilder und Schriftstücke, die es versammelt, in eine persönliche, private Ordnung zu bringen.
So geschieht es gleich im ersten Gedicht, „4. Februar 2009“, dem Bericht über die Beerdigung eines ungenannten Toten, das so beginnt

Auch dieser Mittwoch fand ein Ende.
Es lag viel Sonne auf der kalten Erde,
und einer war auf einmal nicht mehr da.

Man darf vermuten, dass es sich bei diesem Toten um den Bruder des Autors handelt, Christian Enzensberger, der Ende Januar 2009 starb und, so zeigen es seine literarischen Arbeiten, ein enges Verhältnis zu Steinen und Kieseln unterhielt, wie sie auf der gegenüberliegenden Buchseite abgebildet sind.
Wenn der Maler Jan Peter Tripp einen Schmetterling auf eine Holzwand setzt, eine Stahlfeder und Vogelfedern in einem weiße Trinkgefäß zusammenführt oder Drähte aus einer verrosteten Dose herauswachsen lässt, ist die Technik fotorealistischer Illusion stets mit den Dingen, den Konturen einer Landschaft, Tieren, Blumen oder Pflanzen im Bunde, um den Effekt surrealistischer Tableaus und Stillleben zu erzielen.
Man tut gut daran, die Gedichte Enzensbergers nicht als Bildunterschriften aufzufassen. Denn sie setzen ein Dinge wie die Brille, das Reklamebild der weißen Katze auf „Hoffmanns Stärke“, das Nesselhemd der Medusa, der Qualle, auf ihre eigene Weise ins Bild, die auch dort, wo sie mit dem Doppelsinn von Worten spielt, von der Genauigkeit naturbeschreibender Prosa gelernt hat.
An einem Epitaph für W.G. Sebald vorbei, im Blick auf Reminiszenzen an Kindheit und Jugend des Autors, an das „Nürnberg 1935“, über dem noch „keine Feuersäulen“ zu sehen sind, durch Laboratorien hindurch, den gereimten „Ortstermin in Niederbayern“ im Ohr, („Das alte Dirndl ist jetzt wieder chic. / Der Bürgermeister hat was mit der Gabi. / Dies war im Krieg die Munitionsfabrik…“) gelangt der Leser ins „Victoriahaus“, in das Tropenhaus des Botanischen Gartens. Dort könnte er auf Herrn Zett treffen, zu dessen überzeugendsten Reden ein Loblied auf den Botanischen Garten gehört. Er trifft seine Zuhörer in einem Park. Herr Zett würde wohl gerne in jenen Regionen leben, von denen im Album Blauwärts das Titelgedicht spricht:

Hinter der Nebelwand im Gehirn
gibt es noch andere Gegenden,
die blauer sind, als du denkst.

Wie klein sähe die Geschichte aus,
von oben gesehen. Kühl und hell,
schwerelos ginge dein Atem dort,

wo dein Ich nichts wiegt.

(…)

Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 23.9.2013

Lob des Webfehlers

– Hans Magnus Enzensberger, Jan Peter Tripp und Justine Landat unternehmen einen poetischen Ausflug zu dritt. Das Ergebnis: ein Ragtime auf dem Klavier der alten Weisheiten. –

Mit Hans Magnus Enzensberger ist es ein bisschen wie mit Leonard Cohen: Die späten Konzerte sind die schönsten, weil die Variationen der alten Songs mit den Jahren so durchsichtig und zart geworden sind wie die Erscheinung des Sängers selbst, weil sich mit der Zeit aus der alten Lässigkeit eine neue Gelassenheit ergeben hat, eine sanfte und selbstironische Höflichkeit gegenüber seinem Publikum, weil der Beschwörer der Luftgeister nun beinahe selbst einer geworden ist. Und zugleich ist er noch immer der romantische Liebhaber, der nicht zur Ruhe kommt, solange ihn noch die schönen Geheimnisse rufen.
Einundfünfzig Gedichte umfasst sein neuer Band, und sie führen mit kalkuliertem Understatement die alten Tricks noch einmal vor: die ausgefuchste Einfachheit der Sujets und der Soundeffekte („in Aalen, Adelaide oder Aschgabad“), den raschen Wechsel der Register von der Parlando-Frage zum philosophischen Satz, von der Sinnlichkeit zur Algebra, von den „Drachen und Schwalben“ zu den Mandelbrot-Mengen. Wie stets ergibt sich die rhythmische Bewegung ganz beiläufig und unauffällig aus dem schlendernden Flaniertempo; im Gedicht über die durchs Meer treibenden Quallen beispielsweise, in dem die Daktylen flüchtig wie die mythischen Assoziationen kommen und vergehen: „Das meiste an ihr / ist vollkommen schleierhaft“.

Der Luftgeist
Blauwärts heißt die Sammlung, ein Titel wie von Novalis. Mit romantischer Ironie gibt sich der dreiundachtzigjährige Enzensberger als ein entlaufener Romantiker zu erkennen, der halb amüsiert, halb sehnsüchtig auf diese sonderbare Landschaft zurückblickt, der er entkommen ist oder aus der ihn die Umstände vertrieben haben. Tatsächlich nach innen geht der geheimnisvolle Weg, nicht allerdings – schließlich sind wir bei Enzensberger – in diffuse Gefühlszonen, sondern durchs eigene Hirn und darüber hinaus, dorthin, wo das Denken sich selbst transzendiert. So beginnt das letzte, das Titelgedicht des Bandes:

Hinter der Nebelwand im Gehirn
gibt es noch andere Gegenden,
die blauer sind, als du denkst.

Um sie aber zu erreichen, müsste man einen Blickpunkt außerhalb der zeitlichen Welt gewinnen. Und so steigen also, mit einem fragenden Konjunktiv, die nächsten Verse des Gedichts dorthin auf, wo nur noch Bläue ist und dünne Luft und wo endlich auch das Ich verschwindet:

Wie klein sähe die Geschichte aus,
von oben gesehen. Kühl und hell,
schwerelos ginge dein Atem dort,
wo dein Ich nichts wiegt.

So kühl und hell endet das Konzert, buchstäblich und beiläufig im Himmel – als hätte der Luftgeist sich vor unseren Augen in Luft aufgelöst. Auch das ist wiedererkennbar, ein Leitmotiv von Enzensbergers späten Gedichten, von dem Band Leichter als Luft 1999 bis zur Geschichte der Wolken 2003. Aber nie war die Lakonik so luftig wie jetzt, so schwerelos und genau; nie schwebte der Fliegende Robert, den Enzensberger in einem früheren Gedicht zu seinem Alter Ego erklärte, so leicht und frei ins Blau davon.

Im verfremdenden Bildausschnitt
Mit dem Schlussgedicht ist eine bevorzugte Perspektive benannt, aus der diese Gedichte schon von den ersten Zeilen an ihre Verfremdungseffekte gewinnen. Distanziert, neugierig und immer etwas verwundert blicken sie auf eine Welt, der sie doch zugleich noch mit Leib und Seele gehören. Wie sich für diese relativierende Vorstellungskraft aus hinreichend großer Höhe der Unterschied zwischen Grashüpfer und Flugzeug nivelliert, so fällt der Blick aus fortgeschrittener Lebenshöhe auch auf einen Schuljungen, der beim Rutschen auf dem Treppengeländer beobachtet wird, in der Tanzschule und beim Anhören von „Gebrüll im Radio“ – ein ferner Knabe, dem die Frage gilt: „Oder bin ich das gewesen?“ Enzensbergers Kunst liegt darin, dass diese Frage nicht bloß rhetorisch klingt. Wie der „ernste Schläfer“ seines gleichnamigen Gedichts „gibt er sich nicht ab mit sich“: denn „da, wo er ist, / ist er nicht“. Wenn er sich ansieht, erblickt er einen Fremden. Und darum haben auch wir ihn nur, indem er sich uns entzieht.
Wenn das eine Art von Stoizismus sein sollte, dann stellt er jedenfalls nicht seine Überlegenheit zur Schau, sondern betreibt, mit einer seiner Gedichtüberschriften zu sprechen, eine „Genügsame Metaphysik“. Genügsam, das heißt hier: der Erde treu. Die Antwort auf Fragen wie „Warum wiegt etwas etwas und nicht vielmehr nichts?“ sucht er nicht in der Spekulation, sondern in der Beobachtung der Waschmaschine oder eines Seifenstücks in den Fernsehnachrichten, in ironischen Notizen aus der urbanen Nachbarschaft („Abgesehen von den schüchternen Sonaten / der Nervenärztin herrscht meistens Ruhe im Haus“), in Meditationen über Sporen und Quallen und „das Gras, das die versiegelte Erde sprengt“. Die Nahaufnahme des Kleinen und Unauffälligen ist das genaue Gegenstück der distanzierenden Totale. Im verfremdenden Bildausschnitt zeigt sich alles vermeintlich Vertraute rätselhaft und neu, als verweise es auf noch immer zu entdeckende Zusammenhänge. Wie die Poeten des Barock im nur scheinbar bedeutungslosen Alltagsanblick die Schrift eines emblematischen Zeichensystems entzifferten, so findet dieser Dichter – nachzulesen im Gedicht über die Metaphysik – das Übersinnliche in keinem esoterischen System, sondern im Laubfrosch, der „da atmet, glotzt und hüpft“.

Der vertraute Sound
Und die Bewegung, die mit den Gedichten dieses Buches das Denken ergreift, setzt sich in seiner visuellen Gestalt ungebremst fort. Schon in seinen letzten Büchern hat Enzensberger, auch hierin ein ironischer Romantiker, mit der Medialität des Buches experimentiert. Diesmal unternimmt er, so verspricht der Untertitel, einen „Ausflug zu dritt“: Aus seinen Gedichten und aus Bildern des Malers Jan Peter Tripp hat die Buchgestalterin Justine Landat ein intermediales Spiel inszeniert. Da springen die Verse des Gedichts vom Grashüpfer im Zickzack über die Seite, und die Buchstaben eines Gedichts, das vom Verschwinden handelt, verbleichen nach und nach. Meistens bleibt es nicht bei so planen graphischen und typographischen Bebilderungen. Wenn das Spiel gelingt, bringt es eine gewissermaßen dynamisierte Emblematik hervor, in der die Bilder- und Zeichenspiele der Verse in neue Umdrehungen geraten. Das ist oft witzig, manchmal poetisch vieldeutig und im Blick auf die Texte doch eigentlich entbehrlich. Ein eindringliches Gedicht über „Nürnberg 1935“ etwa überblendet das Bild der Stadt, wie das Schulkind sie sah, mit dem Wissen des Alten:

Keine Feuersäulen stiegen auf
über der Stadt. Es war kalt
im Schatten der hohen Türme.

Flammen und Kühle, Stille und Sturm – die Buchkünstlerin kombiniert, in einem klugen Einfall, diesen Text nur mit dem Anblick einer stillen Waldwiese. Und doch hätte man es für diesmal noch lieber gesehen, wenn das lyrische Bild ganz ungestört geblieben wäre.

Denn so beharrlich Enzensberger immer wieder zum philosophischen Räsonnement ausholt, so sehr leben seine Verse aus der Triftigkeit ihrer Bilder und aus der Balance von Betrachtung und Reflexion. Die Frage nach einer Unterbrechung der endlosen Wiederkehr, die Sehnsucht nach einem Ende – in Enzensbergers Himmelsreise kleidet sie sich, kühl und anmutig, ins Gewand der „Algebraischen Geometrie“, die den Mathematiker zur Verzweiflung treibt oder zum Widerstand:

Das iteriert bis ins Bodenlose:
regulär, regulär, regulär.
Nur eine Hoffnung bleibt dir noch,
um der Vollkommenheit zu entrinnen.
Du mußt den Webfehler finden,
den Makel, die Mutation.
Dann darfst du die Augen schließen.

Da ist er wieder, dieser vertraute Sound. Und er klingt doch wie neu, weil der Musiker unmerklich ein anderer geworden ist. Solange er noch den Mutationen auf der Spur bleibt, wird er die Augen offen halten. Wer geargwöhnt haben sollte, Enzensberger verliere sich mit den Jahren in der Wiederholung seiner erprobten Muster: Spätestens in solchen Versen wird er eines anderen belehrt. Auf dem Klavier der alten Weisheiten spielt Cohen halblauten Ragtime. Und eigentlich war er nie besser als in solchen Augenblicken.

Heinrich Detering, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.2.2013

Enzensbergers Hommage an einen Flüchtigen

– Hans Magnus Enzensberger hat gedichtet, Jan Peter Tripp gemalt und Justine Landat ein Buchkunstwerk daraus gemacht. Doch eigentlich ist Blauwärts, das Buch, eine Hommage an einen schmerzlich Vermissten. –

Blauwärts bewegt sich der Leser, der über diesem Buch zum Betrachter mutiert, weil Bild und Text sich so eng aneinander schmiegen. In die Ferne und Tiefe des Wassers scheint er zu streben. Sein blaues Wunder könnte er, nimmt man den Titel in seinem ganzen Anspruch ernst, in der Unschuldsbläue des Mantels erleben, den die Mutter Gottes auf mittelalterlichen Gemälden trägt.
Die Gewänder der Tuaregs im Norden Malis zeigen uns ein eher noch hoffnungsvolleres, leuchtenderes Blau, ein Enzianblau, das Novalis in seinem Heinrich von Ofterdingen als die Farbe der Blauen Blume der Poesie in unser Spektrum gestellt hat. Hans Magnus Enzensberger vermutet das blaueste Blau „Hinter der Nebelwand im Gehirn“.
Freilich könnte man auch denken, dass Justine Landat, die hier Gedichte in Bildern „inszeniert“ hat, uns das Blaue vom Himmel herunter lügt oder zumindest uns einen blauen Dunst vorzumachen versucht. Ein paar Abstriche muss man wohl machen.
Blauwärts führt weder zur Madonna, noch zu den Tuaregs:

Esoterik nicht nötig. Das Übersinnliche:
gern, aber lieber portofrei und ganz in der Nähe.

Hans Magnus Enzensberger, der im November 1929 in Kaufbeuren zur Welt kam und in München lebt, bleibt auch im Alter ein intellektueller und disziplinierter Kopf.

Plötzlich
sind Souvenirs aus Timbuktu da,
Ikonen, geraubte Säuglinge. Überall
ein und dieselben Rasierklingen,
Kongressteilnehmer und Killerbienen

soviel Gegenwart und Analyselust signalisierte schon Enzensbergers Gedicht „Weltmarkt“ im Band Leichter als Luft des Jahres 1999.

Weichere Wörter,
weniger Krach in der Lyrik
und im Verbrauchermarkt

das forderten jene „moralischen Gedichte“ von vor vierzehn Jahren, und bis heute ist Hans Magnus Enzensberger ein genügsamer Metaphysiker geblieben.

Alte Bekannte
Aber warum nun dieser „Ausflug zu dritt“, der ins Blaue führen soll? Der deskriptive, hyperrealistische Radierer, Zeichner, Akrylmaler und Bühnenbildner Jan Peter Tripp, geboren 1945 im Allgäu, hat seine unabhängig von den Gedichten entstandenen Realfantasien zu diesem gemeinsamen Ausflug beigesteuert. Tripp, der Meisterschüler von Rudolf Hausner, dem Mitbegründer der Wiener Schule des Fantastischen Realismus, war in Oberstdorf im Allgäu ein Mitschüler des späteren Schriftstellers W.G. Sebald gewesen.
1976 hatten sich beide in Stuttgart wiedergetroffen; eine lebenslange Freundschaft war daraus entstanden. Jan Peter Tripp schenkte damals dem Autor ein Porträt des Juristen Daniel Paul Schreber, unter dessen abgehobener Kalotte eine Spinne als Sinnbild der „immerfort wuselnden Gedanken“, so Sebald, hervor kriecht. Jener Jurist war als Sohn des Pädagogen und Orthopäden Schreber, des Namensgebers der Schrebergarten-Bewegung, einer der berühmten frühen Patienten der Psychoanalyse geworden.
Zweifellos hat sich W.G. Sebald für diesen Daniel Paul Schreber mit dem Spinnenhirn interessiert. Über diese Zusammenhänge erfährt man Einiges in der später von Florian Höllerer edierten Rede Sebalds zur Eröffnung des Stuttgarter Literaturhauses: „Zerstreute Reminiszenzen“ von 2008.
Möchte man verstehen, was Jan Peter Tripp, W.G. Sebald, der sich auch Max nannte, und Hans Magnus Enzensberger miteinander zu tun haben, muss man sich diesem kleinen Ausflug in die Literatur- und Geistesgeschichte anschließen. Enzensberger ist als Herausgeber der Anderen Bibliothek so etwas wie der Entdecker W.G. Sebalds gewesen.

„Der uns naheging“
So kam es, dass Enzensberger ein Gedicht zu einer gemeinsamen Publikation von Sebald und Jan Peter Tripp beigesteuert hat. Es handelt sich um den Band Unerzählt, der 33 Texte Sebalds und 33 Radierungen Tripps enthält, erschienen im Hanser Verlag 2003.
Gewiss waren sich der Suhrkamp Verlag, Hans Magnus Enzensberger und Jan Peter Tripp dieser Zusammenhänge bewusst und wollten nun gemeinsam fünfzig neue Enzensberger-Gedichte blauwärts in einem schönen durch Grafiken und auch durch Fotos bereicherten Band auf den Weg geben. Die fünf Porträts des alten „Max“ Sebald zählen mit Enzensbergers Gedicht über den, „Der uns naheging“, zu den anrührendsten Zeugnissen dieses Bandes. Sebald (Max oder W.G.), Enzensberger und Tripp sind das eigentliche Trio dieses „Ausflugs zu dritt“.
Dass die Buchgestalterin Justine Landat, die in Werbeagenturen arbeitete, dieses ganz unbestritten schöne Buch „inszeniert“ hat und zugleich – statt Sebald – die Dritte im Bunde sein soll, leuchtet unter literarästhetischen Gesichtspunkten nicht unmittelbar ein. Die Geschichte der Buchgestaltung ist geprägt von wunderbaren Künstlern und Herstellern, die oft erst bekannt wurden, nachdem die von ihnen gestalteten Bücher längst erschienen waren.

„Gleichsam als Brille auf der Nase“
Im Falle von Blauwärts sind Gedichte und Bilder mit viel Feingefühl einander zugeordnet, aber die Eingriffe in die Druckanordnung einiger Gedichte stören denn doch.
Hans Magnus Enzensberger hat sich große Verdienste um die moderne deutschsprachige Dichtung erworben, und er ist einer der ganz großen Aneigner zeitgenössischer Poesie aus dem Ausland. Er ist einer der Entdecker und Förderer von Ausdrucksformen der Moderne, doch die stern- oder zickzackförmige Anordnung seiner Gedichtzeilen machen ihn noch nicht zum experimentellen, visuellen Dichter, dessen Poesie ihre Impulse aus der grafischen Gestaltung gewinnt.
Diese schafft hier keinen Surplus. Eher macht sie die Lektüre mühsam und den Leser missmutig, weil er keinen Sinn darin erkennt, Gedichtzeilen erst durch ständiges Verkanten des Buches lesbar zu machen. Die beglückende Augenkunst dieser neuen Gedichte offenbart sich nicht im Schriftbild, sondern in ihrer naturkundlichen Genauigkeit und Tiefenschärfe, auch in Witz und Gewitztheit des Urteils. Und damit die Augen nicht ins bloße Schweifen geraten, sitzt die Idee „gleichsam als Brille auf unserer Nase“.

Herbert Wiesner, Die Welt, 17.2.2013

Erleuchtung in der Besenkammer:

Enzensbergers lyrischer Ausflug Blauwärts

– „Hinter der Nebelwand im Gehirn / gibt es noch andere Gegenden, / die blauer sind, als du denkst“, heißt es in einem Gedicht des Autors, über den im biografischen Anhang des Lyrikbandes Blauwärts behauptet wird, er sei „vor langer Zeit im Innern des Landes zur Welt gebracht und polizeilich gemeldet“ worden. –

Und weiter im Zitat: „Bald lernte er Gehen, Lesen und Schreiben. Anfangs machte er von sich reden, schimpfte und ließ sich beschimpfen. Heute rühmt er sich seiner gusseisernen Gutmütigkeit“.
Hans Magnus Enzensberger war schon immer ein ironischer Flaneur, ein sanft lächelnder Beobachter politischer Aufgeregtheit und ein bissiger, unversöhnlicher Kommentator eines modischen Zeitgeistes, der sich stets genauso schnell wieder verflüchtigt, wie er aus dem Nebel der Mittelmäßigkeit aufgetaucht war. Doch jetzt, mit zunehmendem Alter, ist Enzensberger nicht nur mit enzyklopädischem Wissen und Weisheit gesegnet, sondern auch mit einer Gelassenheit, die ihn zu einem Buddha der Beharrlichkeit im unförmigen Brei der allgemeinen Banalität macht.
Der 83jährige Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer, Lyriker, Essayist und Erzähler ist seit Jahrzehnten einer der bedeutendsten Intellektuellen Deutschlands. Während anderen im Alter langsam die Worte ausgehen, läuft Enzensberger noch einmal zu ganz großer Form auf. Der Autor, der in den wirtschaftswunderlichen Jahren mit seinen politischen Gedichten die restaurativen deutschen Verhältnisse zum Tanzen brachte und zum Wortführer einer undogmatischen Studentenrebellion wurde, hat zuletzt mit einem poetischen Album und mit satirischen Lieblingsflops, mit einer Polemik auf das sanfte Monster Brüssel und kulturkritischen Zwanzig-Minuten-Essays von sich Reden gemacht.
Jetzt also folgt ein furioser „Ausflug zu dritt“: Denn seine neuen Gedichte lässt Enzensberger vom Maler Jan Peter Tripp künstlerisch kommentieren. Wort und Bild kongenial kombiniert hat Gestalterin Justine Landat, die Textur und Bildsprache auf eigenwillige Weise miteinander ins Gespräch bringt. Tripps Bilder sind unabhängig von Enzensbergers Gedichten entstanden, sie illustrieren nicht, sondern durchdringen und übermalen den Text.
Sprechweise und Rhythmus variieren ständig, von kleinen, Haiku-artigen Gemeinplätzen bis zum großen Parlando des Langgedichts spielt Enzensberger mit allen Formen und Inhalten. Der Dichter spricht von unscheinbaren Nachbarn und ungebetenen Gästen, erinnert sich an tote Freunde und an seine Kindheit im Nationalsozialismus, er steht staunend vor einem „Dämonischen Enzephalogramm“, bekommt eine „Erleuchtung in der Besenkammer“, schaut der Seife dabei zu, wie sie immer weniger wird und schließlich „vollkommen verschwunden“ ist. In einem Gedicht über das „Gottesteilchen“ fragt er:

Warum wiegt etwas etwas
und nicht vielmehr nichts?

Um das herauszubekommen, müssen wir mit Enzensberger Blauwärts ziehen, denn in anderen Gegenden sieht die Geschichte anders aus:

von oben gesehen. Kühl und hell
schwerelos ginge dein Atem dort,
wo dein Ich nichts wiegt.

Frank Dietschreit, Revierpassagen, 2.4.2013

Für nachdenkliche Augenblicke…

Ein „bebilderter“ und „arrangierter“ Band mit ca. 50 Gedichten Enzensbergers. Abgesehen davon, dass für mich viele der Gedichte Enzensbergers eher Prosa sind, bieten die Texte viel Nachdenkliches in kurzer Form. Wunderbar „die Lücke im Album“, „Mehr oder weniger“ oder „der glückliche Augenblick“. Viele der Verse werden auch durch die unabhängig davon entstandenen Bilder von J.P. Tripp gut illustriert „Architekten“ etwa oder „die Seife“: Insofern ist es auch gerechtfertigt, dass Frau J. Landtat als „Arrangeurin“ mit auf dem Titel erscheint.
Leider gelingt das Zusammenspiel der drei Herausgeber nicht immer so gut, so dass sich der Zusammenhang nicht ohne weiteres erschließen lässt. Schließlich bleibt noch die Tatsache, dass das Buch ein Taschenbuch ist und der Preis dafür schon in der teureren Kategorie liegt, so dass sicher nicht jeder zugreifen wird.

Hexenmeister, amazon.de, 14.1.2014

Weitere Beiträge zu diesem Buch:

Dieter Lamping: Ein kühler alter Mann, auf der Höhe seiner Kunst
literaturkritik.de, April 2013

 

 

Martin Ebel spricht mit Hans Magnus Enzensberger am 24.2.2014 in Kaufleuten Zürich.

 

Hugo Loetscher: hans magnus enzensberger
DU, Heft 3, 1961

Angelika Brauer: Im Widerspruch zu Hause sein – Porträt des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger

Michael Bauer: Ein Tag im Leben von Hans Magnus Enzensberger

Moritz von Uslar: 99 Fragen an Hans Magnus Enzensberger

Tobias Amslinger: Er hat die Nase stets im Wind aller poetischen Avantgarden

 

 

 

Gespräch mit Hans Magnus Enzensberger (1961)

 

 

Hans Herbert Westermann Sonntagsgespräch mit Hans Magnus Enzensberger (1988)

 

Aleš Šteger spricht mit Hans Magnus Enzensberger (2012)

 

Steen Bille spricht mit Hans Magnus Enzensberger am 5.9.2012 in der Dänischen Königlichen Bibliothek in Kopenhagen

 

Hans Magnus Enzensberger wurde von Marc-Christoph Wagner im Zusammenhang mit dem Louisiana Literature Festival im Louisiana Museum of Modern Art im August 2015 interviewt.

 

 

EINE ANAMORPHOSE
und
SIEBZIG ANAGRAMME
aus
HANS MAGNUS ENZENSBERGER

er bemass Ahnungsgrenzen
erheb Anmassungsgrenzen
begrenz Anmassungsehren
bemass Ehrungsgrenzen
besser an Grenzes Mahnung
mass nur Behagensgrenzen
uns Grenz-Begehr anmassen
mass uns an Grenz-Begehren
nahm Besserungsgrenze an
Mahners nasse Begrenzung
Hasens Musengrab-Grenzen
mass ungern Herzensgaben
Ungarn geben Herzensmass
Herzens Anmassung bergen
erb nassen Herz-Umgang
er mag Herzens Genuss-Bann
mag Herzenserguss bannen
am nassen Bergungsherzen
besang’s uns gern am Herzen
besang uns magern Herzens
mag Herzens Narbengenuss
um Banners Herzensgesang
Musenbanners Herzgesang
besang Herzens Musengarn
bargen Herzens Musensarg
man begann Herzenserguss
Herzensgrabung anmessen
Herzensgarn-Abmessungen
barg Unmengen nasses Herz
hab Narrens Zung gemessen
gab zahmen Narren Genuss
muss zehn Narren Gas geben
zehn Narren-Bemessungs-AG
Massgebungs Narrenzehen
heg’s Narrenzung-Ebenmass
ersann’s ganz ums Begehren
unser ganzes Mannsbegehr
ganz herber Mannesgenuss
Grabens Erzgenuss mahnen
Gassenmann begehr Zensur
ersann’s zum herben Gesang
nur zehn Raben Messgesang
nur zehn Mass Reben-Gesang
nun messbaren Herzgesang
mess nun Rabenherz-Gesang
um zehn: Erbarmens-Gesang
zehn Musen grasen’s gern ab
sann gern Herbes zum sagen
Gassenherrn zum absegnen
Herr muss Zangen absegnen
ungern zahm an Essensberg
renn zu Berghanges Massen
Ganzes bessern Rahmungen
ganzen Besserungsrahmen
Hass zerr eben Manns genug
Massgebungs-Ahnen zerren
Mahners Nuss ganz ergeben
mess Erzanregungs-Bahnen
brenn ganzes Genuss-Harem
Nerz besass Regen-Mahnung
zum nassen Bergrasen gehn
Erzhanges Narbenmessung
Zehrmagens Brunnengasse
Erzhungers bangen Massen
nasser Zung arg’s Benehmen
bremse nasser Zungen Hang
Ehrenzungens Massengrab
sehr banger Musen Zungen
besass mehr Rangenzungen
besassen mehr Zungenrang

Anita Albus

 

 

Zum 60. Geburtstag des Autors:

Eckhard Ullrich: Von unserem Umgang mit Andersdenkenden
Neue Zeit, 11.11.1989

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Frank Schirrmacher: Eine Legende, ihr Neidhammel!
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.11.1999

Hans-Ulrich Treichel: Startigel und Zieligel
Frankfurter Rundschau, 6.11.1999

Peter von Becker: Der Blick der Katze
Der Tagesspiegel, 11.11.1999

Ralph Dutli: Bestimmt nicht in der Badehose
Die Weltwoche, 11.11.1999

Joachim Kaiser: Übermut und Überschuss
Süddeutsche Zeitung, 11.11.1999

Jörg Lau: Windhund mit Orden
Die Zeit, 11.11.1999

Thomas E. Schmidt: Mehrdeutig aus Lust und Überzeugung
Die Welt, 11.11.1999

Fritz Göttler: homo faber der Sprache
Süddeutsche Zeitung, 12.11.1999

Erhard Schütz: Meine Weisheit ist eine Binse
der Freitag, 12.11.1999

Sebastian Kiefer: 70 Jahre Hans Magnus Enzensberger. Eine Nachlese
Deutsche Bücher, Heft 1, 2000

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Hans-Jürgen Heise: HME, ein Profi des Scharfsinns
die horen, Heft 216, 4. Quartal 2004

Werner Bartens: Der ständige Versuch der Alphabetisierung
Badische Zeitung, 11.11.2004

Frank Dietschreit: Deutscher Diderot und Parade-Intellektueller
Mannheimer Morgen, 11.11.2004

Hans Joachim Müller: Ein intellektueller Wolf
Basler Zeitung, 11.11.2004

Cornelia Niedermeier: Der Kopf ist eine Bibliothek des Anderen
Der Standard, 11.11.2004

Gudrun Norbisrath: Der Verteidiger des Denkens
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 11.11.2004

Peter Rühmkorf: Lieber Hans Magnus
Frankfurter Rundschau, 11.11.2004

Stephan Schlak: Das Leben – ein Schaum
Der Tagesspiegel, 11.11.2004

Hans-Dieter Schütt: Welt ohne Weltgeist
Neues Deutschland, 11.11.2004

Zum 80. Geburtstag des Autors:

Matthias Matussek: Dichtung und Klarheit
Der Spiegel, 9.11.2009

Michael Braun: Fliegender Robert der Ironie
Basler Zeitung, 11.11.2009

Harald Jähner: Fliegender Seitenwechsel
Berliner Zeitung, 11.11.2009

Joachim Kaiser: Ein poetisches Naturereignis
Süddeutsche Zeitung, 11.11.2009

Wiebke Porombka: Für immer jung
die tageszeitung, 11.11.2009

Hans-Dieter Schütt: „Ich bin keiner von uns“
Neues Deutschland, 11.11.2009

Markus Schwering: Auf ihn sollte man eher nicht bauen
Kölner Stadt-Anzeiger, 11.11.2009

Rolf Spinnler: Liebhaber der lyrischen Pastorale
Stuttgarter Zeitung, 11.11.2009

Thomas Steinfeld: Schwabinger Verführung
Süddeutsche Zeitung, 11.11.2009

Armin Thurnher: Ein fröhlicher Provokateur wird frische 80
Falter, 11.11.2009

Arno Widmann: Irrlichternd heiter voran
Frankfurter Rundschau, 11.11.2009

Martin Zingg: Die Wasserzeichen der Poesie
Neue Zürcher Zeitung, 11.11.2009

Michael Braun: Rastloser Denknomade
Rheinischer Merkur, 12.11.2009

Ulla Unseld-Berkéwicz: Das Lächeln der Cellistin
Literarische Welt, 14.11.2009

Hanjo Kesting: Meister der Lüfte
Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Heft 11, 2009

Zum 85. Geburtstag des Autors:

Arno Widmann: Der begeisterte Animateur
Frankfurter Rundschau, 10.11.2014

Heike Mund: Unruhestand: Enzensberger wird 85
Deutsche Welle, 10.11.2014

Scharfzüngiger Spätaufsteher
Bayerischer Rundfunk, 11.11.2014

Gabi Rüth: Ein heiterer Provokateur
WDR 5, 11.11.2014

Jochen Schimmang: Von Hans Magnus Enzensberger lernen
boell.de, 11.11.2014

 

Zum 90. Geburtstag des Autors:

Andreas Platthaus: Eine Enzyklopädie namens Enzensberger
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2019

Andreas Platthaus: Der andere Bibliothekar
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2019

Peter von Becker: Kein Talent fürs Unglücklichsein
Der Tagesspiegel, 10.11.2019

Lothar Müller: Zeigen, wo’s langgeht
Süddeutsche Zeitung, 11.11.2019

Florian Illies: Im Zickzack zum 90. Geburtstag
Die Zeit, 6.11.2019

Jörg Später: Hans Magnus Enzensberger wird 90
Badische Zeitung, 8.11.2019

Anna Mertens und Christian Wölfel: Hans Dampf in allen Gassen
domradio.de, 11.11.2019

Ulrike Irrgang: Hans Magnus Enzensberger: ein „katholischer Agnostiker“ wird 90!
feinschwarz.net, 11.11.2019

Richard Kämmerlings: Der universell Inselbegabte
Die Welt, 9.11.2019

Bernd Leukert: Igel und Hasen
faustkultur.de, 7.11.2019

Heike Mund und Verena Greb: Im Unruhestand: Hans Magnus Enzensberger wird 90
dw.com, 10.11.2019

Konrad Hummler: Hans Magnus Enzensberger wird 90: Ein Lob auf den grossen Skeptiker (und lächelnden Tänzer)
Neue Zürcher Zeitung, 11.11.2019

Björn Hayer: Hans Magnus Enzensberger: Lest endlich Fahrpläne!
Wiener Zeitung, 11.11.2019

Wolfgang Hirsch: Enzensberger: „Ich bin keiner von uns“
Thüringer Allgemeine, 11.11.2019

Rudolf Walther: Artistischer Argumentator
taz, 11.11.2019

Kai Köhler: Der Blick von oben
junge Welt, 11.11.2019

Ulf Heise: Geblieben ist der Glaube an die Vernunft
Freie Presse, 10.11.2019

Frank Dietschreit: 90. Geburtstag von Hans Magnus Enzensberger
RBB, 11.11.2019

Anton Thuswaldner: Der Zeitgeist-Jäger und seine Passionen
Die Furche, 13.11.2019

Alexander Kluge und Hans Magnus Enzensberger: „Maulwurf und Storch“
Volltext, Heft 3, 2019

 

 

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Gedenkveranstaltung für Hans Magnus Enzensberger:

Ulla Berkewicz: HME zu Ehren
Sinn und Form, Heft 5, 2023

Andreas Platthaus: Auf ihn mit Gefühl
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.6.2023

Peter Richter: Schiffbruch mit Zuhörern
Süddeutsche Zeitung, 21.6.2023

Dirk Knipphals: Die verwundete Gitarre
taz, 22.6.2023

Maxim Biller: Bitte mehr Wut
Die Zeit, 29.6.2023

 

Bild von Juliane Duda mit den Texten von Fritz Schönborn aus seiner Deutschen Dichterflora. Hier „Höhenenzensberger“.

 

Bild von Juliane Duda mit den Zeichnungen von Klaus Ensikat und den Texten von Fritz J. Raddatz aus seinem Bestiarium der deutschen Literatur. Hier „Enzensberger, der“.

 

 

Hans Magnus Enzensberger – Trailer zu Ich bin keiner von uns – Filme, Porträts, Interviews.

 

Hans Magnus Enzensberger Der diskrete Charme des Hans Magnus Enzensberger. Dokumentarfilm aus dem Jahre 1999.

 

Hans Magnus Enzensberger liest auf dem IX. International Poetry Festival von Medellín 1999.

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