ABSCHIED VOM BRUDER
Zum Gedenken an Heinrich Böll
Ein leidenschaftlich Verglühtes – war wie beständige Wärme,
und wärmte uns – an eine Feuerquelle haben wir nicht gedacht. Kälte; wir
verstanden – den Ort der Glut: und nun antworten
wir als Wärme die zurückkehrt – dem Anfang seines Sich-Entfernens, und
das Feuer hinterm Gesicht, verwandelt zur Gestalt: kommt verborgen-nah –
einem nun anders Einfachen.
Denissowa Gorka
21. Juli 1985
Gennadij Ajgi
Übersetzung Walter Thümler
DER VENUSBERG VON MERTEN
Für Heinrich Böll
Die Dame auf dem Gruppenbild
Ist der Göttin gewichen
In deinem katholischen Reich
Ist Platz für Andersdenkende
Auch Dein Sternengeläut
Fügt sich ein in das
Angelusläuten der Kapelle
Einst Tempel der Göttin
Die Matronen westlich vom Rhein
Folgten dir bis in die Eifel
Auch sie sprachen Latein
Und sicher auch Kölsch
Annaselbdritt und die Drei
Matronen in Stein geformt
Aber nicht erstarrt
Die Dreieinigkeit hat ein Gesicht
Es ist die Liebe
Jenny Schon
GEHÖLZ
(Für Heinrich Böll)
Gehölz,
habichtsgrau
das Grillenlicht der Mittagsdürre,
dahinter das Haus,
gebaut auf eine Wasserader.
Wasser,
verborgen,
in sandiger Öde,
du strömtest in den Durst der Sprache,
du zogst die Blitze an.
Am Eingang der Erde,
sagt eine Stimme, wo Steine
und Wurzeln die Tür verriegeln,
sind die zerwühlten Knochen Hiobs
zu Sand geworden, dort steht noch
sein Napf voll Regenwasser.
Peter Huchel
Studio LCB – 100. Geburtstag von Heinrich Böll
dichterlesen.net, 19.12.2017
Heinrich Böll – Autoren erzählen.
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