– Nach Georg Trakls Brief an Ludwig von Ficker in Innsbruck. –
GEORG TRAKL
Brief an Ludwig von Ficker in Innsbruck
Krakau, am 27. Oktober 1914.
Lieber, verehrter Freund!
Anbei übersende ich Ihnen die Abschriften der beiden Gedichte, die ich Ihnen versprochen. Seit Ihrem Besuch im Spital ist mir doppelt traurig zu Mute. Ich fühle mich fast schon jenseits der Welt.
Zum Schlusse will ich noch beifügen, daß im Fall meines Ablebens, es mein Wunsch und Wille ist, daß meine liebe Schwester Grete, alles was ich an Geld und sonstigen Gegenständen besitze, zu eigen haben soll. Es umarmt Sie, lieber Freund innigst
Ihr Georg Trakl
Seit Ihrem Besuch im Spital ist mir doppelt traurig zu Mute.
Ich fühle mich fast schon jenseits der Welt.
aaaaaAn Ludwig von Ficker, Oktober 1914
hier zu sein schrecklicher nicht zu betäubender
Gedanke stotternder Schmerz in der Kehle das
ist der Stillstand den ich will dem ich erliege
Stillstand wenn nicht hier dann anderswo anderswo
verloren unterwegs nach der Schlacht auf der Flucht
in der Stadt im Spital im Waggon nur nicht hier
das Rauschen im Ohr das Weiß vor meinen Augen
und in der Kehle dieser Schmerz unabweisbar
unablässig anderswo auf der Flucht nicht hier
so lief ich gegen die Schwerkraft an mit tauben
Schritten ah jetzt lauf ich nicht mehr und sehenden
Augs seh ich endlich im Spiegel niemanden mehr
Heinrich Detering, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014
Schreibe einen Kommentar