SCHLAGER ANTIK
der göldnen Sternen Reihungen erbleichen
Orion fällt bestürzt und die Plejaden weichen
die totgesagt war Liebe bricht herein
und Tag und Nächte sind mit sich allein
verrückt schau ich die Zeit die läuft zurück
ich schau was ist wie ein Theaterstück
gewisser Ungewißheit Traurigkeit
füllt die in sich zurück gekehrte zeit
Oktober hat noch einmal dies durchtagt
und Zukunft sich erfüllt wie es vorausgesagt
der Ruhe Geist ist in den Stunden
der prächtigen Natur mit Tiefigkeit verbunden
in traurigem Gesang erkennt
sich meines Schmerzes süßes Instument
geblieben ist was mir nicht war gewohnt
hier unter diesem wechselweisen Mond
und was ich noch zu sagen wüßte
ist nicht was ich zu sagen sagen müßte
wenn aber Liebende die weinend wollten scheiden
nach unerhörter Sehnsucht langen Leiden
ans Herz sich dennoch dürften wieder pressen
zu küssen würden sie sich hier vergessen
Gelegenheitsgedichte und Klappentexte sind für Gelegenheiten geschrieben worden. Die Gedichte für Personen; die Klappentexte für Ausstellungseröffnungen. Der Bezug zu Person und Werk ist in den meisten Fällen subjektiver Natur; einige Gedichte und Texte sind reine Auftragsarbeiten. Verbindend ist nicht etwas, das aus Titeln, Anlässen oder Widmungen hervorgehn könnte. Verbindend ist allein meine Ausrichtung auf das, was am Beispiel sichtbar wird. Verbindend ist die Tendenz, die ungeplant mitsprach: die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenprodukt aufzuheben. Was neben der Arbeit an den Textbüchern entstand, erweist sich, für mich, am Ende als notwendige Ergänzung. Darüberhinaus stellen die Klappentexte in verschieden gearteten Ansätzen und in verschiedenen Richtungen verlaufend, Versuche dar, die Methodik der Textbücher auf Theorie zu übertragen; Theorie nicht diskursiv zu entwickeln, sondern in der Form des Textes.
Diese Veröffentlichung stellt eine Auswahl dar und soll keine Dokumentation sein. Die Auswahl ist durch die chronologische Numerierung fixiert worden.
beziehen sich auf Personen und Sachen. Die Personen sind in der Mehrzahl Maler, Hersteller von Bildern, Spezialisten des Visuellen. Die Sache ist Kunst, Bildkunst, Kunst und Literatur, Kunst überhaupt. Die Gelegenheiten, die zu Gelegenheitsgedichten und Klappentexten geführt haben, sind persönliche Beziehungen oder Aufträge. – Gelegenheitsgedichte sind Widmungen, Hommages, Texte für Bildmappen, Texte aus konkretem Anlaß. Sie finden ihr Hauptgewicht im Anschluß an Textbuch 6. Klappentexte sind Texte zu Werken von Malern, zu Ausstellungseröffnungen, zu Katalogen. Methoden, die sich in der Arbeit an den Textbüchern entwickelten (Textbuch 2, 3, 5), werden angewendet auf einen konkreten Bezugspunkt. In den Klappentexten wird versucht, literarische Methoden verfügbar zu machen für Kritik und Theorie. – Gelegenheitsgedichte haben gelegentlich bei Gelegenheit geschrieben, Ansätze, die den Textbüchern parallel gehen. Aus den Ansätzen hat sich etwas entwickelt, das über die Textbücher hinaus in eine veränderte sprachliche Materialität vorzudringen versucht. Klappentexte haben, gelegentlich bei Gelegenheit geschrieben, Ansätze, die den Textbüchern wie der aktuell-diskursiven Kritik parallel gehen. Aus den Ansätzen hat sich etwas entwickelt, das in ein verändertes Aussagefeld vorzudringen versucht. In Reaktion auf Gelegenheiten wie im Prozeß der fortschreitenden Versuche tritt etwas Einheitliches hervor. Von Kunst ausgehend wird Kunst infragegestellt.
Luchterhand Verlag, Klappentext, 1973
Gelegenheitsgedichte und Klappentexte
Wikipedia
Als ich Helmut Heißenbüttel bei den Hofer Literaturtagen kennenlernte, war ich dreizehn und hatte riesigen Respekt vor ihm – weil er so gelassen und souverän dasaß, zwischen den heftig gestikulierenden SDS-Studenten und den pausenlos redenden Autoren, manchmal lächelte, selten etwas sagte, aber wenn, wurde es für Minuten still im Raum, alle spitzten die Ohren, drehten neugierig die Köpfe. Vielleicht weil er so bewußt mit dieser Spannung umging, die Stimme eher noch etwas senkte und aufmerksam in die Runde blickte, vielleicht dachte ich damals, daß er ein kluger Selbstdarsteller sei, ein listiger, so wie Odysseus; wozu bestimmt auch sein etwas seemännisches Aussehen beitrug.
Weit gereist war er auf jeden Fall, bis nach Budapest zum Beispiel, um, auf Anregung von Zsuzsanna Gahse, Péter Esterházy beizustehen, der die Lektüre der Textbücher ungeheuer tröstlich fand, obwohl sie seine Deutschkenntnisse damals auf eine harte Probe stellten.
Zwar hatte er sich schon als Gymnasiast, der bis dahin eher konservativ, nämlich die großen Romane des neunzehnten Jahrhunderts gelesen hatte, durch die Manuskripte gekämpft und die Sprachreflexionen der Wiener Gruppe bewundert; aber sein Unbehagen am plumpen Realismus der ungarischen Literatur erhielt vor allem durch Heißenbüttel eine klare Richtung.
So geistern durch die „Einführung in die schöne Literatur“ zwei Schriftstellereminenzen, die zuerst inkompatibel scheinen: Dezsö Kosztolányi und Heißenbüttel. Aber Esterházy nennt beide in einem Atemzug, so habe zum Beispiel der Zyklus „Neue Herbste“, den er sehr radikal und wunderbar in der Stimmung fand, den Hallraum für die „Kleine Pornographie Ungarns“ abgegeben; so wie Kostolányis Kornel Esti den grammatischen Erlebnismodus des Konditionals und des Konjunktivs, des Traumes und der Nacht mitbringt – oder war es umgekehrt, daß die Radikalität vom Kornel kommt und das Konditional…?
Jedenfalls gehören für Esterházy die beiden Autoren zusammen: Kosztolányi habe, wie Heißenbüttel auch, die Sprache in den Mittelpunkt gestellt, und es gebe im Ungarischen den Satz vor K. und den Satz nach ihm; vorher war der wesentlich struppiger und länger, und diese Verwilderung habe ihm Kosztolányi mit seiner lateinischen Präzision ausgetrieben – ähnlich wie Heißenbüttel den deutschen Sätzen das Schwammige und oberflächlich Sentimentale.
So landet Heißenbüttel direkt, das heißt under cover, in einem politischen Text:
Ehrenwort, es ist genau das geschehen, was H. H. wohl im Zusammenhang mit einer deutschen Schriftstellerin erwähnt hatte, daß sich nämlich Blaubart, als die Russen kamen, vielleicht aus Kummer über Bartóks Emigration, dieses orale Na-wie-sagt-man angewöhnt hat, und vom Geschmack her konnte er absolut sicher unterscheiden, ob es sich, sagen wir, um die südliche Streitmacht, um die Nazis, um progressive Ungarn im Untergrund handelte oder – grüß dich, Helmut. Darüber wäre wohl viel noch zu sagen.
Heißenbüttel reiste auch bis ins Banat, genauer: nach Temesvar und nahm aktiv und äußerst grundsätzlich an den Sitzungen der Aktionsgruppe teil. Manchmal ging er sogar danach noch mit auf den Korso, Richard Wagner hat es beschrieben, und damit kam viel in Bewegung; ein Gedicht von Ernest Wichner, der auch zur Aktionsgruppe gehörte, hält den damaligen Eindruck fest:
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der Geruch eines Gerüchts über die Stadt. Darunter tun Menschen ihr Leben. Man sagt heute und denkt nichts. (…) Die Welt ist der Zwiebelfisch im Textbuch 3 Seite 27. Wir leben anders. Anders leben wir. Wir leben halt anders. (…) Wer inzwischen nachgesehen hat und festgestellt hat daß in Textbuch 3 Seite 27 kein Zwiebelfisch vorkommt weiß: 1. Die Welt ist ein betrunkener Lederstiefel der Marke Aufbau Größe 45. Weder die Welt noch der Lederstiefel der sie ist kommen tatsächlich vor. 2. Eine Metapher ist in jedem Fall ein Irrtum. Sie schließt ihn folgerichtig aus.
Auf dem Schiff des Odysseus gab es einen Schiffsjungen, der später ein mindestens genauso kühner Entdeckungsreisender wurde und eine genaue Leseanleitung für die Karten der möglichen gemeinsamen Abenteuer verfaßt hat – ich meine Oskar Pastior und seine posthum verlesene Büchnerpreis-Rede. Mühelos läßt sich so die Entfernung zwischen Hermannstadt und Stuttgart überwinden:
Das Auffärben der Buchstaben beim Schreiben, das Abwickeln mit den Beinen als so ein Ausschreiten in Baumschulhypostasen und putzigen Plantagen, das dem Text, der da entsteht, das Lesen beibringt: Wir schreiben Schritte, die wir eh schon lesen können, Leserschritte, weil wir Lesepausen hören, die wir eh schon mit den Beinen schreiben.
Weiteste Wege werden zu Mustern auf kleinstem Raum gestaucht, zu Sestinen beispielsweise; und die aufregendsten Entdeckungen gelingen, weil die jeweiligen Versuchs- und Spielanordnungen ihre Grenzen achteten und sie doch immer wieder überschritten.
Einen seiner letzten Texte hat Oskar Pastior dem Reisegefährten Heißenbüttel gewidmet, während er im drückend heißen Juli 2006 stöhnend an der Preisrede schrieb, „die muß ja schließlich zehnmal besser werden als die Rede „Zur Lage der Nation“, sagte er am Telefon. Als kleine Erholung entstand, wie er es nannte, die „gemurmelte Verehrung“; sie endet mit dem scheu liebevollen Satz:
und bleiben wir doch bitte im anflug.
Heißenbüttel heute zu lesen bedeutet vor allem, sich seiner klaren Begrifflichkeit zu überlassen und wieder Boden unter den Füßen zu spüren; denn er bringt im Gedicht wie im Essay das Kunststück fertig, schlüssige und strenge Sätze zu formulieren, die gleichzeitig völlig offen sind – als wären sie ein Gebäude von Mies van der Rohe. Es gibt, gerade auch in der Literaturkritik, heute niemanden, der so genau wie Heißenbüttel weiß, was er will und gleichzeitig so undogmatisch, ja fast spielerisch bleibt. Vielleicht liegt es daran, daß Heißenbüttel sich durch seine Sätze bewegt, als wanderte er über Eis: Zwar weiß der Gehende, daß es im Moment fest ist und trägt; aber das ist es nur in der Zeit – es kann sich jederzeit verändern; und es ist außerdem transparent bis zum tiefsten Grund der Literaturgeschichte, man kann darunter bis zu Gryphius und zum Burggraf von Rietenburg sehen.
Ein typisches Beispiel für Heißenbüttels Offenheit findet sich in einer Rezension von Wolfgang Hildesheimers fiktiver Marbot-Biographie (1981), in der er dem Autor einen „Anti-Entblößungsakt“ vorwirft – vielleicht gerade eingedenk seiner heftigen Attacke gegen jegliche „Entblößerliteratur“ hätte er sich hier vom Gegenteil mehr versprochen. Als Leser enttäuschten ihn vor allem des Autors „Vermeidungs- und Berührungsängste. Er will nicht hinein. Er will es von sich weg halten“.
Heißenbüttel jedenfalls ist in allen seinen Texten drin – und das heißt nicht nur, daß sich unter einer systematischen und oft abstrakten Oberfläche verräterische biographische Partikel finden; sondern eher im Sinne jener höchsten und rückhaltlos persönlichen Konzentration, die Peter Szondi den „Existenzpunkt“ nannte: gemeint ist eine Koinzidenz von Vernunft und Emotion, die sich in einem Moment der ästhetischen Arbeit ergibt, wenn Gegenstand und Denken in eins fallen; an diesem Punkt bündelt sich im Idealfall auch die größtmögliche Anzahl von Lebenskräften des Produzenten.
Ich denke, es geht in Heißenbüttels Texten weniger darum, ein zu empfindsames Inneres unter Struktur oder Abstraktion zu verbergen oder daran abprallen zu lassen, sondern um eine objektive Verbindung – Valéry sprach in diesem Zusammenhang von der „inneren Syntax“, die das Selbst ist. Vielleicht sind seine Texte deshalb so anders als die der strikt „konkreten“ Autoren, wie Franz Mon oder Eugen Gomringer. Über der frühen Gedichtsammlung Stationen (die dann teilweise in den Band Kombinationen einging) steht als Motto ein Satz des Burgrafen von Rietenburg. „Min herze erkos mir diese not“, später hat Heißenbüttel das spöttischer ausgedrückt:
Ich wachte auf und blickte um mich und fing an kritisch zu sein.
Als Helmut Heißenbüttel vor zehn Jahren starb, schrieb Jörg Drews: „Ein Mann wie Helmut Heißenbüttel täte uns jetzt not“; und dieser Stoßseufzer ist so aktuell geblieben, daß ich alte Freunde und neue Weggefährten gebeten habe, etwas über ihn zu schreiben. Entstanden ist, betrachtet man die Texte im Zusammenhang, ein erstaunlich geschlossenes Denkbewegungsbild des Autors, das mich sehr an eine, genauer: an die Reise der modernen Literatur erinnerte – sie muß ja nicht in Dublin stattfinden: von den heimischen Bücherregalen, die Ludwig Harig als „Buch- und Plattenmeer“ bedichtet, über das Jugendfestspieltreffen im bedrohlichen Schatten der Villa Wahnfried und den entspannten Tagen für neue Literatur in Hof, von denen Claus Henneberg schreibt, weiter zu den Verlockungen der Circe, wo in einem Gedicht von Paul Wühr (den Heißenbüttel sehr schätzte – 1983 hielt er beim Bremer Literaturpreis die Laudatio auf ihn) aus Bewußtsein momentweise „Wirklichkeit wörtlich Verlorenes“ wird.
Und während Urs Allemann angesichts des Gelegenheitsgedichts Nr. 3 das für jede Meerenge und Untiefe taugliche Senkblei auswirft, schlägt Ulf Stolterfoht auf liebenswürdigste Art den Bogen zum ehemaligen Reisekameraden Pastior zurück – worauf ein lächelnder Helmut Heißenbüttel nicht nur die Fahne der Anarchie, sondern auch die Satzmischmaschine als hervorragendes Mittel gegen jede Art der Langeweile beschwört…
Doch es gab für ihn noch ein Mittel gegen die Langeweile: die Photographie. Natürlich hat sich Heißenbüttel, wie könnte es anders sein, sehr grundsätzlich über die Verwandtschaft von Text und Bild Gedanken gemacht – das lag im Kontext der konkreten Poesie sowieso nahe. 1972, als viele seiner seriellen Bilder, aber auch eine Reihe Selbstporträts entstanden, schrieb er in einer Studie über den niederländischen Malerpoeten Lucebert, sich gegen den damals ständig erhobenen Vorwurf der l’art pour l’art wendend:
Die Autonomität von Bild und Literatur hilft das, was vorhanden ist aus den vorgegebenen Zusammenhängen herauszulösen. Die Autonomität von Bild und Literatur scheint auf das was vorhanden ist zurück indeterminiert offen von Fall zu Fall.
Die Erkenntnismöglichkeit ist dabei in beiden Gattungen gleich hoch anzusetzen; und überhaupt wollte er das Trennende zwischen ihnen aufgehoben und an seine Stelle eine offene Versuchsanordnung gesetzt wissen, eben „eine Mehrzahl variabler Typen, (…) wobei in jedem Typus etwas Variables realisierbar erschiene.“
Damit scheint mir auch der Charakter seiner Landschaftsphotos bezeichnet, die, anders als Jürgen Beckers 1971 erschienene Zeit ohne Wörter, nicht auf etwas außerhalb ihrer zu warten scheinen. Man meint, hier sei der Mensch nur kurz aus dem Bild gelaufen oder die Kamera habe ihn nur kurz verloren, während die Geschichte, darauf deuten die Themen hin, etwas später wieder aufgenommen und zu Ende erzählt wird.
Auf den Photos von Heißenbüttel nimmt der Blick die Strukturen als hinreichende Aussage wahr, sei es als grammatische, syntaktische oder potentiell erzählerische. Eine Möglichkeitsform scheint auch das Selbstporträt mit Hut auszudrücken, als spielerisches Zitat aus dem Bildfundus der Zwanziger Jahre: ist dies ein Magnum-Photograph, ein bekennender Surrealist oder Henri Michaux mit Kamera?
Nicht zufällig gefielen Heißenbüttel am Konzept von Lucebert und der Gruppe Cobra besonders die „Figuren der Vieldeutigkeit aus Vieldeutigem zusammengesetzt“, die sich zum Grund, in dem sie stehen, mindestens zweideutig verhalten.
Nicole Henneberg, die horen, Heft 224, 4. Quartal 2006
– Laudatio auf Helmut Heißenbüttel zur Verleihung des Heinrich-Böll-Preises der Stadt Köln am 6.11.1984. –
Hier in der Nähe, auf dem Platz hinter der Kapelle der „Madonna in den Trümmern“, sah ich ihn, sah ich Dich, zum ersten Mal, lieber Helmut Heißenbüttel, auf einem Foto. Ein Sommernachmittag im Jahre 1955; in der Galerie Der Spiegel, die damals auch ein Regal führte mit Publikationen progressiver Literatur, hatte ein Prospekt ausgelegen des Bechtle-Verlages, der machte mit Textproben und Konterfeis seine jungen lyrischen Autoren bekannt, Wolfgang Bächler, Heinz Piontek, Peter Härtling und einen vierunddreißigjährigen Hamburger, dessen Kurzbiografie sich so las:
Kein Beruf. Verheiratet. Amputation des linken Arms (1941 Rußland); Lebensunterhalt durch Kriegsversehrtenrente. Studium (versucht): Architektur. Studium (durchgeführt): Deutsch und Kunstgeschichte. Schreibend seit dem 15. Lebensjahr, unregelmäßig. 1954 Gedichtband Kombinationen.
Lakonische Mitteilungen, die mir passend erschienen zur Abbildung eines hageren, norddeutschen Gesichtes; passend auch zur Lebenslage eines jungen, unbekannten, verheirateten, berufslosen Autors, der an einem Sommernachmittag auf einem Platz hinter einer zertrümmerten Kirche steht und in einem Prospekt ein Gedicht liest; das ihn augenblicklich fasziniert und das am Anfang steht einer nun bald dreißig Jahre dauernden Beziehung.
KOMBINATION XI
1.
Die Nacht ist ein Muster aus Bogenlampen und Autorücklichtern.
Auf der reglosen Fläche der Alster stehen die weißen Fahnen der Nacht.
Unter den Bäumen gehen die Schatten.
Ich bins.
2.
Dunkelkammergespräche.
Dunkelkammergedächtnis.
Schattengitter über dem schmelzenden Eis.
Auf Spiegelstelzen stehen die Lichter am Ufer
Die unbelichteten Stellen verblühn.
3.
All diese Sätze
Das Inventar der Gelegenheiten.
Vergiß nicht.
Gerede von Schallplatten.
Das Gedächtnis von Tonfilmstreifen die abgespielt sind.
4.
Und die Fragen sind die Sätze die ich nicht aussprechen kann.
Und die Gedanken sind die Vögel die wegfliegen und nicht wiederkommen.
Es wäre vor dreißig Jahren unvorstellbar gewesen, daß ich dieses Gedicht am heutigen Abend, aus Anlaß der Verleihung des Kölner Literaturpreises, einer im Kölner Rathaus versammelten Gästeschar vortragen würde. Nun, da ich es tue, erscheint mir dieses Gedicht, über seinen Inhalt hinaus, als ein Medium der Geschichte und unserer Erinnerungen. Wir sind älter geworden, und die Spuren, die in unsere Anfänge reichen, sind fast schon verschwunden unter dem, was das Gedicht „das Inventar der Gelegenheiten“ nennt. Geschichte, und auch die Geschichte der westdeutschen Nachkriegsliteratur, enthält immer mehr Inventar, als der einzelne Zeitgenosse subjektiv hat erfahren können, und zugleich sind es die einzelnen Gelegenheiten, mit denen ein jeder sich in den Geschichtsverlauf eingebracht hat, die seine eigene konkrete Geschichte erst hergestellt haben. Mit seinem Werk hat Helmut Heißenbüttel Literaturgeschichte gemacht, das ist ein offizielles Verdikt, und das reicht von den frühen Gedichtbüchern Kombinationen und Topographien über die Serie seiner sechs Textbücher, seine Beiträge zum Neuen Hörspiel, seine erzählerischen Projekte D’Alemberts Ende, Eichendorffs Untergang, Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte, Das Ende der Alternative, Die goldene Kuppel des Comes Arbogast, bis hin zu seiner weitläufigen Arbeit als Essayist, Theoretiker, Kritiker, Kommentator und Vernissagen-Texter. Dabei gilt, unwidersprochen und ebenso offiziell, Heißenbüttel als Repräsentant, Nestor, Klassiker der experimentellen Literatur, die vor dreißig Jahren freilich und vor allem ihrem Selbstverständnis nach alles andere hatte erkennen lassen als den Ehrgeiz nach Repräsentanz und Klassik. Aber auch das Neue an der neuen Poesie ist älter geworden, und es klingt nach Gleichgültigkeit und Resignation, wenn ich sage, daß wir uns an die Mißverständnisse gewöhnt und die Anfeindungen so gut wie vergessen haben.
In Wahrheit ging es ja nie darum, was das greuliche Wort „Akzeptanz“ meint. Worum es ging, das hat Helmut Heißenbüttel so rigoros wie beispielhaft vorgeführt, nämlich mit seiner Einsicht in die historische Situation, in der sich die bisherigen Konventionen des Schreibens als brüchig und unbrauchbar erweisen; mit seinem Zweifel an der Übereinstimmung zwischen der Wirklichkeit und unserem Sprachsystem, das die Wirklichkeit zu erfassen sucht; mit seiner Konsequenz, die Grenzen der literarischen Gattungen und sprachlichen Muster aufzubrechen; mit seinem Versuch, die Veränderungen der Wirklichkeit in den Veränderungen der Sprache erfahrbar zu machen. Daß im Verlauf der Eingriffe in unser Verständigungssystem die Sprache sich als zitierbares, als zerstörbares Material erwies, dies lehrten und demonstrierten Heißenbüttels Texte, und sie zeigten zugleich die Grenzen, die Gefährdungen, die Möglichkeiten. Nicht von den Kategorien der konventionellen Kritik ist dabei zu sprechen, die ein Interesse am Dilemma des experimentellen Schreibens nur so lange hat, bis endlich ein Scheitern festzustellen ist, das Desaster in der Sackgasse. Heißenbüttel hat noch jeden Weg in die Sackgasse selber entdeckt, eigensinnig, hartnäckig und risikobereit, ohne das Schildersystem der Kritik zu beachten, und wenn er gar noch, öffentlich und beiläufig, bekannte, daß die Sackgasse überhaupt der Ort sei, an dem sich heutzutage etwas produzieren ließe, so begriffen wir, die solches lasen, die Herausforderung: nämlich nicht in einem vorgefundenen Zustand zu verharren, sondern an seiner Veränderbarkeit zu arbeiten; nicht einen Weg zurückzugehen, sondern nach den Möglichkeiten seiner Fortsetzung zu suchen; nicht vor einer Grenze zu kapitulieren, sondern den Sprung ins Unbekannte, ins Offene zu wagen.
„Wir wissen nicht, was herauskommt. Aber wir probieren trotzdem weiter“, so schrieb es Helmut Heißenbüttel in seinem 1969 veröffentlichten Briefwechel mit Heinrich Vormweg. Eben, im Unterschied zur Ideologie der experimentellen Künste bedeutet experimentierendes Arbeiten nicht die Anwendung kalkulierter Methoden in Richtung von Erkenntnissen, die man schon hat. Im Gegenteil. Erkenntnis, wenn überhaupt, stellt sich erst her im Vorgang des Schreibens, und zwar einer Art von Schreiben, das sich nicht naiv der Muster und Modelle bedient, wie sie die Literaturgeschichte bereithält; das die Sprache nicht im bewußtlosen Vertrauen darauf benutzt, daß die Inhalte, die Bedeutungen der Wörter sich zuverlässig mit den Gegenständen, Vorgängen und Erfahrungen decken. Schreiben, und wir haben es in Heißenbüttels Texten gelesen, das ist das Aushalten eines Dilemmas, eines sprachlosen Zustandes mitten im Geräusch des täglichen Geredes um uns herum; das ist der Kampf mit den Sprichwörtern, Slogans und Parolen, mit dem Gequatsche im eigenen Kopf; das ist der Fluchtversuch vor den Zwängen der raschen, falschen Kommunikation, vor den angepaßten Verlautbarungen der Meinung und im Gespräch. Schreiben, das ist der fortwährende Fall ins Schweigen, das Erschrecken vor der Leere, die Qual der Suche nach dem verschütteten Einst, nach den verlorenen Erinnerungen; das ist die Selbstentzündung, die Selbstbefriedigung, das Durchstehen der Hoffnungslosigkeit. Schreiben, eine bewußte Halluzination, ein unbewußtes Handwerk; ein konkretes Träumen, eine imaginäre Bewegung ins Nochnichtgesagte, ein Flug, den auf dem Blatt die Hand versucht, wo einem die Flügel der Engel fehlen.
Schreiben, es ist eine Art zu leben, und das heißt auch, die eigenen Verwirrungen und Verstörungen als die Bedingungen einer literarischen Existenz zu begreifen. Kein Erfolg, kein Ruhm, kein Literaturpreis vermag das Bodenlose einer solchen Existenz zu überdecken; ihr produktiver Impuls wird fortwährend verfolgt vom Impuls der Selbstzerstörung. Helmut Heißenbüttel hat seine literarische Existenz als verdoppeltes Problem erfahren, im Widerspruch mit sich selbst. Der Autor, der die Grundlagen seines Schreibens, seine Sprache, seine Methoden immer aufs neue in Frage stellte, er war zugleich Redakteur in einer Rundfunkanstalt, also dort, wo der laufende Fluß von Sprache die Voraussetzung ist für dauerhafte Kommunikation, für den laufenden Fluß von Nachricht, Kommentar und Information. Helmut Heißenbüttel erhält unseren Literaturpreis nicht als ehemals Leitender Angestellter des Süddeutschen Rundfunks, und dennoch, dieser Lebensteil seiner literarischen Existenz bedarf der Rühmung, wo das Programm, das er machte und verantwortete, der „Radio-Essay“, eins der berühmten in der Geschichte des Rundfunks bleibt.
Nachts, am Wochenende, in den Ferien heimgesucht von Halluzinationen, Besessenheiten und Zweifeln, tagsüber am Büroschreibtisch, im Studio, in Konferenzen: ein wahrhaft beispielhaftes Doppelleben, beispielhaft vor allem für die Zeiten auch, in denen der Rundfunk noch unmittelbar beteiligt war am Entstehen einer zeitgenössischen Literatur, in denen die Sprache der Literatur noch ganz selbstverständlich die Sprache eines Radioprogramms war. Nicht ungewöhnlich war es auch, daß Schriftsteller nicht nur als Programmchefs fungierten, sondern zugleich die Literatur mit ihren Ideen, Konzepten, Projekten und Programm weiterbrachten – auf exemplarische Weise gelang das Alfred Andersch, der, nachdem er die Nachtprogramme in Hamburg und Frankfurt profiliert hatte, in Stuttgart beim Süddeutschen Rundfunk den „Radio-Essay“ erfand und zunächst den damals zornigsten der jungen Männer, Hans Magnus Enzensberger, und nach ihm den schwierigsten der jungen Avantgardisten, Helmut Heißenbüttel, zu sich in die Redaktion holte. 1957; und Alfred Andersch hatte einen Nachfolger gefunden, der noch einmal zwei Jahrzehnte lang das kritische Nachdenken über uns und unsere Wirklichkeit als Programmauftrag verstand. Nach seinem Abschied, 1981, hat Helmut Heißenbüttel keinen Nachfolger gefunden: KW – kann wegfallen: so heißt das in der Verwaltungssprache, wenn eine Planstelle als überflüssig empfunden und gestrichen wird.
Ein Indiz vielleicht. Wir sind älter geworden, und das Radio-Programm verjüngt sich zusehends, von einer Reform zur nächsten. Ich bin nicht sicher, ob ein Mann wie Heißenbüttel, und das heißt, ob das querlaufende Denken, das Prinzip der Nachdenklichkeit, der Verzicht auf raschen Kundendienst, im Rundfunk heute noch einmal seinen herausragenden Platz finden könnte. Nicht, daß der Literatur das Verschwinden aus dem Programm drohte, ganz sicher nicht; der Rundfunk wird gelegentlich weiterhin, wenn das Fernsehpublikum schlafen geht, die Wortbilder der Poesie ausstrahlen, das ist gewiß. Gewiß und real ist aber auch eine Tendenz, die auf – da ist es wieder, das greuliche Wort – „Akzeptanz“ schwört, und das heißt: die wegschleifen möchte, was in dem Programm sperrig und kantig, schwierig und problematisch erscheint. Real ist zugleich eine Zukunft, in der, angesichts der kommenden Konkurrenzen, einzig das Phantom der Einschaltquote den Zeitgeist bestimmt, den Geist eines Programms, das vor allem das Verstummen der Sprache, das Verschwinden der Wörter mitteilt. Was wird da bleiben –: zuallererst ein Skandal, bei dem wir alle mitgemacht haben, die Reformer, Designer und die, die uns zur Anpassung, zum leichten Programmfluß ermuntert haben, zum Verzichten auf alle die Anteile des Worts, die fürs Gehör der Gremien vielleicht zu unbotmäßig und noch immer nicht ausgewogen genug sind.
„Das Problem beim Mitmachen ist, daß man mitmachen muß“, so schrieb es mir Helmut Heißenbüttel in einem öffentlich gewordenen Brief: zur Selbsterklärung, zur Warnung? Zur Rechtfertigung sicher nicht. Rücksichten hat er ja nie genommen; er hat nur sich teilen, zersplittern, sein öffentliches mit seinem privaten Ich zerstreiten lassen müssen. Das hat nun hoffentlich sein Ende, jedenfalls mit Hinblick auf das Haus im Dorf hinterm Deich, in Norddeutschland, wo er nun wieder lebt, und wo er hingehört. Aber tritt nun Ruhe ein; kehrt das Doppelte einer literarischen Existenz zur Einfachheit der Anfänge zurück; klappen die beiden Hälften zusammen; findet Versöhnung statt, ist Versöhnung überhaupt denkbar zwischen den Ausformungen eines Ichs, die doch den Zusammenhang bilden einer einzigen Person? Fragen, die ich mir zu stellen erlaube beim Lesen einer Passage, in der sich der Autor selber Fragen nach seinem öffentlichen Leben stellt:
Riesige schwimmende Mengen von Körpern, Gesichtern, Redefetzen bei der Ausstellungseröffnung Paolozzi. Eröffnungsreden von zwei schwitzenden dicken Körpern, die auswechselbar schienen. Der große Künstler selber wie ein Pflug aus Körpermasse den Acker der Schaulustigen durchpflügend, riesige Füße, riesige Hände, alles, so schien es, quadratisch. Maria [Paffenholz] Bier trinkend. Wortwechsel Maria mit Stünke. – Da is ja et Mariechen. – Ich bin nit et Mariechen, ich bin de Maria. – Gespräch mit Vogel und Graubner. Essen bei Pepe, dem Schlauch neben der Buchhandlung König in der Breiten Straße, mit Becker, Rango, Maria, Zenke und anderen. Dazu König, Jähn, Linthe und Freunde. Wechselnde Gruppierungen, wie sie seit, wieviel? dreißig?, Jahren sein sozusagen öffentliches Leben gekennzeichnet hatten. Bunte Fäden, so war er jetzt zu sagen versucht, die das Gewebe seines öffentlichen Lebens zusammenhielten. Sonst nichts?
Sie hören, Kölner Szene, mit namentlich genannten Zeitgenossen, Kollegen, Freunden, Freundinnen, mit Teilhabern an einer öffentlichen Existenz. Sonst nichts, sonst was oder wer? Mir ging es zunächst nicht anders, als ich den Schriftsteller und Redakteur Helmut Heißenbüttel offiziell kennenlernte, 1960 in der Öffentlichkeit der Frankfurter Buchmesse, im Hause des Verlegers Siegfried Unseld, vorgestellt von einem Redakteur des Westdeutschen Rundfunks, Roland H. Wiegenstein. Namen, Funktionen. Und zugleich ging es mir wie einem Mann mit seinem ersten Mädchen, oder wie einem Mädchen mit seinem ersten Mann: der junge Autor lernte seinen ersten Kritiker kennen, einen aus der Ferne hochverehrten Kollegen, der Interesse zu haben schien an seiner ersten Veröffentlichung im Verlag Galerie Der Spiegel Köln, den Phasen, Texten und Typogrammen von Becker/Vostell. Gespräch, Kritik, Wiedersehen bei der Gruppe 47 in Aschaffenburg, Wiedersehen in Köln in der Brüderstraße bei Peter Härtling, Auseinandersetzung, Mißverstehen, Briefe, Wiedersehen da und dort, Hamburg, Stockholm, die Berliner Akademie und so weiter vierundzwanzig Jahre lang bis zum wiedersehen heute abend –:
All diese Sätze. Das Inventar der Gelegenheiten. Vergiß nicht.
Der Literaturgeschichte ist es am Ende gleichgültig, wer wen gekannt, gemocht oder nicht gemocht, wer über wen was geschrieben, wer wen beleidigt oder gepriesen hat, und dennoch ist es das subjektive Erleben, sind es die zahllosen einzelnen Gelegenheiten und Begegnungen, aus denen so etwas wie ein Zusammenhang entsteht, ein Zusammenhang der Beziehungen, Einflüsse, Gruppierungen, Moden, Einzelgängereien, ein Zusammenhang, der ergibt, was wir literarisches Leben nennen und woraus sich ins Allgemeine abhebt, was einmal die Literaturgeschichte ist. Literarisches Leben, Literaturbetrieb, das ist natürlich immer Öffentlichkeit, die jedoch wiederum nur zustande kommt, die spürbar, erlebbar und beschreibbar wird, wenn es Menschen gibt, die sich begegnen, an einem Ort. Im vergangenen Jahr, an dieser Stelle, da sahen wir ihn zum letzten Mal, hat uns Uwe Johnson plausibel gemacht, warum er, während seiner häufigen Fahrten nach Ostende niemals eine seiner erzählten Personen im Hauptbahnhof hat aussteigen lassen, nämlich gewisser Kollegen wegen, die Köln bereits ausführlich besetzt hätten mit ihrer Existenz und ihren Beschreibungen – die Person Uwe Johnson stieg gleichwohl hier aus, und unser erstes und nicht letztes gemeinsames Bier tranken wir beim Fischenich, 1960. In den Texten Helmut Heißenbüttels lesen wir mitunter den Namen unserer Stadt, im Zusammenhang mit einer offensichtlich autobiografisch begreifbaren Person, die sich häufig auf Reisen befindet zwischen Stuttgart und Hamburg und hier Aufenthalt macht zwecks Rundfunkaufnahmen, Gesprächen, Lesungen, Ausstellungseröffnungen – und wo ich so viele Gesichter hier sehe, die mir identisch erscheinen mit den gemeinten Kontaktpersonen und Kollegen, Freundinnen und Freunden, weiß ich, wie viele private Erinnerungen dazu gehören, zum literarisch, zum öffentlich mitgeteilten „Inventar der Gelegenheiten“. Helmut Heißenbüttel in Köln – seine Anwesenheiten hier haben mit Jahrzehnten zu tun, in denen in Köln das Bewußtsein auflebte von den neuen künstlerischen Möglichkeiten, als Avantgarde noch kein Aufkleber, sondern ein Abenteuer war, das manchen lockte, herzukommen, zu bleiben. In meiner Erinnerung rutschen die Gelegenheiten, die er gestiftet, an denen er teilgenommen hat, so dicht zusammen, daß eine Imagination entsteht, das Bild von einem großen norddeutschen Mann, dem immer eine Tasche über die Schulter hängt, der immer noch mit mir, seit vierundzwanzig Jahren, über den Eigelstein in die Machabäerstraße geht, der da sitzt und mit leiser Stimme Öffentliches erzählt, also Literarisches, also Persönliches und Privates, also Tratsch und Anekdoten und Erinnerungen auch, das Bild von einem Dichter, dessen Wörter und Sätze in diese Stadt eingedrungen und hier wahrgenommen und bedacht worden sind, der jetzt, indem wir ihn ehren, eindeutig zu den öffentlichen Würdenträgern der Stadt gehört und darob, ich bin sicher, nicht erschrecken wird, der Gewißheit wegen, daß sein Ich hier nicht fremd werden, sondern nahe und vertraut bleiben wird, uns, seinen, Deinen Freunden, die sehr glücklich sind, Dir jetzt zu gratulieren.
Jürgen Becker, in LiK. Bd. 18. Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln. Bearbeitet von Uta Biedermann. Hg. Von der Stadt Köln, 1985
Bernd Scheffer: Moderne Literatur läßt sich nicht länger sprachtheoretisch begründen. Helmut Heißenbüttels Theorie als Beispiel, Merkur, Heft 449, Juli 1986
Jörg Drews: 1960 und die Folgen. Erinnerungen an Helmut Heißenbüttel
Elke Heinemann: Helmut Heißenbüttel-Homestory
Thomas Combrink: Keine Elite, keine Auserwählten, keine Bescheidwisser. Über Helmut Heißenbüttel, Merkur, Heft 697, Mai 2007
EPILOG AUF HELMUT HEISSENBÜTTEL
(✝ am 19. Oktober 1996)
vorgestern trugst du noch den konischen finger ohne verschluss.
oder war es der zugzwang der deine lippe löschte.
kämst du einmal nur noch zum zuckerlecken in meine bremsspur.
doch er machte gekonnt die kehrtwendung um 181 grad.
there is no leaving while a noise is heard.
Franz Mon
Heinz Ludwig Arnold: Meine Gespräche mit Schriftstellern
Jörg Drews: Weil der Versuch die einzige Gewähr ist
Merkur, Heft 397, Juni 1981
Ulf Stolterfoht: Wie ich Helmut Heißenbüttel einmal fast begegnet wäre
Stuttgarter Zeitung, 18.6.2021
Peter Mohr: Poet im Sprachlabor
literaturkritik.de, Juni 2021
Willi Winkler: Erschreckend modern
Süddeutsche Zeitung, 20.6.2021
Paul Jandl: Die deutsche Sprache kam ihm immer spanisch vor
Neue Zürcher Zeitung, 21.6.2021
Beate Tröger: Ein Radikaler
der Freitag, 2.7.2021
„Sage ich Du zu mir oder Sie?“ Happy Birthday Helmut Heißenbüttel! am 26.6.2021 im Literaturhaus Stuttgart
Fernsehdokumentation von Urs Widmer aus dem Jahre 1967 über den experimentellen Schriftsteller Helmut Heißenbüttel (1921–1996). Der Titel: Zweifel an der Sprache. Helmut Heißenbüttel, ein Portrait.
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