LA RÉVOLUTION DU LANGAGE POÉTIQUE
ich will eine andere sprache als die türkische
um gedichte zu schreiben
so elegant wie englisch
so stolz wie französisch
mehr musicale als italienisch
mehr erotiki als griechisch
so weich wie persisch
so durchmischt wie arabisch
mit den feinheiten des mongolischen ausgestattet
so liebreizend wie ungarisch
seine h’s raffinierter als im kurdischen
seine weichen g’s genau wie im armenischen
seine vokale germanischer herkunft
seine konsonanten niederländischer abstammung
besser als sanskrit
in bezug auf lange und kurze silben
mit schimpfworten aus dem lateinischen
mit begriffen aus dem lasischen entwendet
ein winiziges bisschen proto-turkic
ein härchen old icelandic
mit leichterer grammatik als die des japanischen
sein alphabet aus dem chinesischen abgekratzt
wenn ich diese sprache nicht finden kann
sind all meine mühen umsonst gewesen
Es sind Gedichte, die sich in der Tradition des Surrealismus wissen, aus einer Zeit, als dieser noch konfrontativ war, die Revolte wagte. Der engagierte Paul Éluard kommt bei Yazar zu Wort mit seiner „Poésie ininterrompue“, einer „Poesie, die keine Unterbrechung kennt“. Natürlich weiß Yazar, dass die Poesie jede Rettung verweigert. „fang gar nicht erst an mit diesem gedicht/ du wirst es bereuen“ heißt es in seinem programmatischen Text, der nicht umsonst einen französischen Titel trägt: „Le poète raille“ (der spöttische Dichter). Auch Yazar neigt zum Spott. Und beginnt bei sich selbst: „was ist ein gedicht schon anderes, als sich hinzulegen und mit seiner behaarung zu spielen“. Seine oft langzeiligen Gedichte atmen aber auch Sinnesfreude, erfreuen den Leser mit gewagten Metaphern und kühnen Konstruktionen. Gegen die herrschende Prüderie und Großmannssucht setzen sie die Geste eines irredentistischen Einzelgängers, der provoziert: auf ewig gesegnet sei der fluch der ausgestoßenen. Für den deutschen Leser die Entdeckung einer neuen Stimme aus dem noch unerforschten Kontinent der türkischen Poesie, kongenial übersetzt von der Dichterin Özlem Özgül Dündar, die mit ihren deutschen Versen beim diesjährigen Leonce-und-Lena-Wettbewerb in Darmstadt Aufsehen erregte.
Verlag Das Wunderhorn, Ankündigung
Interview mit Izzet Yasar.
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