HAPPY END
Um legen sich Schalter an Schalter
on power! Neutronen befeuern
im Schlafanzug steckende Welt
es melden mir Speicherverwalter
die meine Mattscheibe scheuern
memory good und mouse driver installed
malvenblau ist dieser Tag
er versorgt deine Haare mit Schimmer
mir fallen sie schockweise aus
weiß nicht ob ich dich anfassen mag
was in mir zunimmt ist Dimmer
meistens halb gram und halb graus
am linken Fuß zerrts mich vom Bett
ich reinige mich von Sekreten
einer morastigen Nacht
sind das Wolken blondiert und kokett
oder Tippsen aus Nagellackröten
und tippex um viertel vor acht
außer Kontoauszug keine Post
mein Geld schreit vermehr mich vermehr mich
es winken mir Schlipse tiptop
Yoga treiben und Joghurt als Kost
bloß meine Seele gefährlich
kippt zwischen Flip oder Flop
pausbackiger niemals gewesen
und bleibe ein Hamster beim Jogging
der kommt ja im Rad nicht vom Fleck
was nutzt das sein Pensum abpesen
hopp foppt uns ein Mop und macht Mobbing
und putzt einen putzmunter weg
Kopf hoch! erklimm deine Leiter!
es locken Karrieren am Ende
und lehnst du am Fuße verflennt
hetzt man halt ohne dich weiter
und schnippselt im siebenten Himmel behende
sein Zipfelchen vom happy end
ist auch Dichter mit „sperrigem Eigensinn in Sprache und Vorstellungswelt“ (Neue Zürcher Zeitung). – In Jan Koneffkes zweitem Gedichtbuch Was rauchte ich Schwaden zum Mond wird die Paradiesmauer zur ehemaligen Grenze zwischen Ost und West, der Mond zum „gelben Magneten“, stehen „herrenlose Hosen“ beim Freudenhaus an und rollen die Karossen der Traumzensur durch die „lange rumorende Nacht“. In temporeichen freien Versen und liedhaften Strophen erzählen Jan Koneffkes Gedichte, mal sarkastisch, mal salopp, mal lakonisch und rebellisch verzweifelt, von einer bodenlosen Welt, in der das lyrische Ich traumtänzerisch über Abgründe balanciert, sofern es sich nicht selbst zum Abgrund wird: „aufmerksam, aufmerksam brachten mich zwei Polizisten / heim wo ich mir / begegnete der / Schwaden zum Mond rauchte bis er / elendig gelb war“.
DuMont Verlag, Ankündigung
Tobias Lehmkuhl: Der ist richtig.
satt.org, Oktober 2001
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