ERZIEHUNG DURCH DEN STEIN
Eine Erziehung durch den Stein: durch Lehren;
um vom Stein zu lernen, mit ihm zu verkehren,
seine unpathetische, unpersönliche Stimme
aaaaaeinzufangen
(mit der Ausdrucksweise beginnt er den Unterricht).
Die Lehre der Moral, seine kalte Widerstandskraft
gegen das Fließende und das Fliehen, das
aaaaaGeformtwerden,
die der Poetik, seine konkrete Fleischigkeit,
die der Ökonomie, sein kompaktes Sich-Verdichten:
Lehren des Steins (von außen nach innen,
stumme Fibel) für den, der sie buchstabieren will.
Eine zweite Erziehung durch den Stein: im Sertão
(von innen nach außen, und vordidaktisch).
Im Sertão versteht der Stein nicht zu unterrichten
und unterrichtete er, er würde nichts lehren;
dort lernt man nicht den Stein: dort beherbergt
der Stein, ein Stein von Geburt, die Seele.
spricht eine unpathetische, unpersönliche und präzise Stimme zu uns, die Stimme der Steine aus der kargen Hochlandsteppe des brasilianischen Nordostens. Die uneingeschränkte Herrschaft der Metaphorik und der reinen musikalischen Effekte sind durch einen Erkenntniswillen ersetzt, der die Dichtung als Instrument zur Sichtbarmachung der Wirklichkeit in ihrem Kern begreift.
Carlos Rincón, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1975
Bernd Heimberger: Initiator, Inspirator, Integrator
Berliner LeseZeichen, 3/2000
João Cabral de Melo Neto liest eigene Gedichte.
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