GESCHICHTE DER LINKEN
für Georg Orwell
Paris 1871
die Niederlage der Kommune
Ausfluss der Naivität
gegenüber eigenem Vermögen
und dem humanitären
Gewissen der Bourgeoisie?
Katalonien 1939
die Niederlage der Republik
Ausfluss des Scheiterns vor
dem Terror von NKWD GPU
des Unvermögens Eigensinn
und Gemeinwohl zu versöhnen?
Juni 2007 am see
darf er das niederschreiben?
Unter dunklen Wolken die
über Land gehen wo nichts so fern
Armut greift Ausgrenzung
Börsenterror Besetzung
Historisches Defizit allein?
Keine anthropologischen?
Kann er das aufschreiben?
von Jochen Kelter lotet das lyrische Ich die Welt aus an ihren Orten („All diese Orte“), in der Zeit: „wir sind nicht Jahr / haben nicht Zeit“ und im Unsagbaren: „dass all das Ungesagte / aus der frischen Erde sprösse“. Es versucht, uns auf die Spur zu kommen, „die wir Heimstatt suchen / in Bildern von der Welt“. Es schaut weit zurück: „wir haben geglaubt / sie kämen heim … aus allen Schlachten und würden / Brüder“ und fühlt gleichwohl, „dass unser Leben noch gar nie / gelebt worden ist“. Während das Hier und Jetzt ein „Einerlei / der Gegend ohne Hoffen“ bleibt, ist „das Leben / ein alter Kindertraum“. Das lyrische Ich versucht zudem, „keinem Menschen / zu verfallen keinem Ding“. Existenz wird der Sprache anvertraut, die allein die Niederlage(n) des Lebens erträglich macht. In den knappen oder auch ruhig ausholenden Bildern der zehn Gedichtzyklen entsteht ein ebenso sinnliches wie virtuoses Fresko von der Fremdheit des Menschen in Welt und Zeit: „wir unterliegen / allem das nicht von Rosen / spricht und nichts ist Rosenmund“.
Klöpfer & Meyer, Ankündigung
Frank Milautzcki: Die Fahndung ist ausgeschrieben
fixpoetry.com, 29.11.2009
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