– Nach Georg Trakls Gedicht „Verklärter Herbst“. –
GEORG TRAKL
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht –
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Mit den Einflüsterungen: Lieb schöne Frauen!
schweig mir, guter Tag!
In dem Boote möchte ich sitzen
und trinken die Bilder frommer Herbstzeit
den blauen Fluß hinab.
Keine anderen Wünsche
blühn in mir auf
im Buche lesend.
Nach allen Seiten
möchte ich schauen
selig werdend
ohne Himmelfahrt.
24.5.13
Johannes Kühn, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014
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