Jörg Waehner: Amerika ist ein U-Boot im Goldfischteich oder ein Genie ist kein Mietwagen

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Jörg Waehner: Amerika ist ein U-Boot im Goldfischteich oder ein Genie ist kein Mietwagen

Waehner/Springmühl-Amerika ist ein U-Boot im Goldfischteich oder ein Genie ist kein Mietwagen

Ein dunkler Fleck
auf der Oberfläche des Mondes
irritiert mich
wie im Augenblick
eine Sehschwäche
die von Trunkenheit
herrühren mag     oder
dem Geräusch der Straße
das sich überschlägt
in späteren Stunden
fährt mir die
U-Bahn durchs Gesicht.

 

 

 

Als bezeichne der Riß auf dem Titel des Buches

die Spaltung der Gesellschaft: Verdrängen oder Aufarbeiten: „Das Schweigen der Sirenen / den Helden von gestern / den Ton ton angibt“ Die Frage nach der Vergangenheit(en) deutscher Geschichte begleitet den Berliner Autor Jörg Waehner in seinem Band. Neben den Gedichten greift er die Strukturen kafkascher Dichtung auf, um aus dem Unterholz der Macht Konflikte zu thematisieren, die den täglichen Umgang vergifteten und vergiften. Was er schreibt, ist Literatur gegen das vorschnelle Vergessen. Aber unspektakulär und offen, einfach und kompliziert zugleich in der Aussage seiner Betroffenheit. „Satellitenschüsseln lösen den Gehorsam ab.“ Dieses Buch aus dem Galrev-Verlag bleibt ein Angebot den Riß zu überzeichnen, mit den Erfahrungen des Lesers.
Zu dem „Amerika“ des Franz Kafka, das als Textgrundlage diente, schafft der Autor schon den im Titel bezeichnenden Gegenentwurf „Amerika ist ein U-Boot…“ Dort „tobt der Krieg der Banden, mit denen sich die Polizei und die Nationalgarde Schlachten liefert“ und „die Mutation der Oberfläche“ regiert. So entwirft Jörg Waehner nicht erst in der geplanten Bühnenfassung ein drastisches Bild von sich verselbständigenden Strukturen der Macht.

Die den Band begleitenden Zeichnungen des Malers Klaus Hähner-Springmühl ergänzen die Texte um eine subversive Dimension, die des ironischen Blickes.

Syrena, Stadtstreicher 35 Chemnitz, 10/1992

 

 

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Bild von Juliane Duda mit den Übermalungen von C.M.P. Schleime und den Texten von Andreas Koziol aus seinem Bestiarium Literaricum. Hier „Der Wähner“.

 

Joerg Waehner liest Gedichte zur Autorenlesung der Literatur- und Kunstzeitschrift Herzattacke am 28.1.2016 im Roten Salon der Volksbühne.

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