Jürgen Becker: Die Gedichte

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Jürgen Becker: Die Gedichte

Becker-Die Gedichte

SENDEZEIT

Nachmittags ein Kommentar, aber abends ziehen
Sterne über den Bildschirm, die rascher entstanden
aaaaasind
als die Spur der Gedanken. Sie öffnen und schließen
Türen dieses Systems, in dem wir unser Mögliches
tun, bis zum Dementi. Dann hockt auf einmal

nachts auf der Fensterbank eine Eule, und es ist
eine neue Situation, die in den Nachrichten nicht
erwähnt wird. Irgend etwas mußt du jetzt

sagen. Alles gespeichert. Du kannst auch versuchen,
Gesagtes zu variieren; im Archiv stehen Leute
zum Nachschauen bereit. Oder die Sonne bricht
durch den Dunst, der morgens zwischen den Hügeln liegt,
und das wäre schon der folgende Tag, den man
anfangen muß, ohne die Nachrichtenlage zu kennen.

 

 

 

Im literarischen Werk Jürgen Beckers –

die Prosa gehört dazu und das Hörspiel – ist die Lyrik inzwischen bestimmend geworden. Dabei hat Becker zu einer poetischen Sprechweise gefunden, die seine Gedichte zu unverwechselbaren Gebilden macht; sie sind beispielhaft für die Präzision des Wahrnehmens und die Intensität des Erinnerns, für eine Technik des Assoziierens, das konkrete Orte und reale Ereignisse mit entrückten Vorgängen und dunklen Imaginationen verschmilzt. Schauplatz seiner Gedichte ist eine Bewußtseins-Landschaft, in die alle Erfahrung wirklicher Landschaft eingegangen ist, mit Orten und Gegenden, die sie wiederfinden auf Feldern einer poetischen Landkarte, in den Entwürfen einer möglichen Topographie. Von Anfang ist es ein erzählerischer Impuls, der sich durch Jürgen Beckers Gedichte zieht und der viele davon zu einem Journal macht, das vom augenblicklich Erlebten spricht wie vom langen Reisen, vom Suchen nach dem entschwundenen Einst. Das führt – vor allem in den langen Gedichten, mit denen Becker zunehmend seine Eigenart gefunden hat – zu Entdeckungen verschütteter Erinnerungen, zu Wahrnehmungen von Gleichzeitigkeit, in der das Jetzt mit der Vergangenheit unmittelbar korrespondiert, „… das Schreiben dehnt den Augenblick aus und bleibt unterwegs zu diesem Horizont aus Herkunft, Zeit, Gesichtern und Dingen, der nie zu erreichen ist, aber doch in dein Leben tritt mit einer Folge von Wörtern…“

Suhrkamp Verlag, Klappentext, 1995

 

 

Zum 60. Geburtstag des Autors:

Heinrich Vormweg: Ein Poet in seinen Umgebungen
NRW literarisch, Heft 5, 1992

Walter Hinck: Vielleicht das letzte Glänzen: Sinfonien, Radiostimmen
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.7.1992

Sabine Küchler: Die Entdeckung des „multiplen“ Ich
Der Tagesspiegel, 10.7.1992

Zum 65. Geburtstag des Autors:

Wolfgang Schirmacher: Geräusche, Gerüche und Signale
Rheinische Post, 8.7.1997

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Armin Ayren: Die Wirklichkeit als Sprache
Stuttgarter Zeitung, 10.7.2002

Nico Bleutge: Erinnerungsreise
Süddeutsche Zeitung, 10.7.2002

Hannes Hintermeier: Der Landschaftsmaler
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.7.2002

Beatrix Langner: Selbstporträts mit dem Rücken zum Betrachter
Neue Zürcher Zeitung, 10.7.2002

Jochen Schimmang: Ockerfarben in Deutschland
Frankfurter Rundschau, 10.7.2002

Zum 80. Geburtstag des Autors:

 

Cornelia Geissler: Mit dem Rücken sieht man schlecht
Frankfurter Rundschau, 10.7.2012

Norbert Hummelt: Leise landen die Abendmaschinen
Neue Zürcher Zeitung, 10.7.2012 

Lothar Schröder: Autor Jürgen Becker wird 80
Rheinische Post, 10.7.2012

Gisela Schwarz: Jürgen Becker wird 80 Jahre alt
Kölner Stadt-Anzeiger, 10.7.2012

Zum 85. Geburtstag des Autors:

Frank Olbert: In diesen neuen alten Gegenden
Kölner Stadt-Anzeiger, 10.7.2017

Zum 90. Geburtstag des Autors:

Peter Mohr: Prosa als fehlender Rest
literaturkritik.de, Juli 2022

Martin Oehlen: Jürgen Becker – zwei Bücher zum 90. Geburtstag: „Fast täglich hört eine Epoche auf“
Frankfurter Rundschau, 7.7.2022

Jens Kirsten: „eine Landschaft aus Erinnerungen und Imaginationen“
Palmbaum, Heft 75, 2022

eine Landschaft aus Erinnerungen und Imaginationen“ – Der Dichter Jürgen Becker im Gespräch mit Wolfgang Haak und Jens Kirsten
Radio Lotte, 5.7.2022

Nico Bleutge: Der riesige Rest
Süddeutsche Zeitung, 8.7.2022

Michael Hametner: Jürgen Becker: „Ich habe nicht viel Phantasie“
der Freitag, 9.7.2022

Hans-Dieter Schütt: Das siehst du nie wieder!
nd, 8.7.2022

Michael Braun: Der große Lyriker Jürgen Becker wird 90 Jahre alt
Die Rheinpfalz, 8.7.2022

Gregor Dotzauer: Die Schatten des früher Gesagten
Der Tagesspiegel, 9.7.2022

Joachim Dicks: Jürgen Becker zum 90. Geburtstag
NDR, 10.7.2022

Thomas Geiger: Zeitmitschriften in Lyrik und manchmal auch Prosa
Berliner Zeitung, 8.7.2022

Herbert Wiesner: Von Altlasten und künftigen Katastrophen
Die Welt, 10.7.2022

Nicola Reyk, Christel Wester: Jürgen Becker zum 90. Geburtstag
WDR, 30.8.2022

 

 

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Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Jürgen Becker

 

Jürgen Becker: „Da wagt einer, mich zu verreißen? Das muss ich aber genauer wissen.“

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