Wiegt
ein Tausendstel,
weniger als,
wiegt, ungemessen,
uns ein: Nächte,
einmal gewogen,
ein vermessenes
Gran: ausgewogen,
weniger als, ein
tausendstel Traum:
Rosenblätter verwelken,
kein Gegengewicht.
Eine knappe, spröde Diktion, die mit wenigen Worten viel sagt, war schon immer das Signum des Lyrikers Kay Hoff – und nicht nur, wie seine beiden Romane Bödelstedt oder Würstchen bürgerlich und Ein ehrlicher Mensch beweisen, des Lyrikers. Auch die Gedichte dieses Bandes – Gedichte verschiedenster Art und Intention: Notizen, Dialoge, Strophen und Lieder, Skizzen, Glossen, Rätsel und Sprüche – tragen dieses Signum kompromißferner Eigenwilligkeit. Sie sind hart, gehämmert, kurz; sie stellen unbequeme Fragen, sie sind angriffslustig. Gefühliges Behagen ist Kay Hoffs Sache nicht; auch gehört er nicht zu jenen, die Gottfried Benn einmal als „Bewisperer von Gräsern, Nüssen und Fliegen“ bezeichnete. Er lebt nicht im Elfenbeinturm der Abstraktion, nicht im Unverbindlichen, sondern in unserer Gegenwart; und er sagt dieser Gegenwart, was er von ihr hält. Er stellt die Fragen, die sie nicht hören will und doch beantworten muß; und es zeigt sich, daß diese Fragen gerade in der Form des Gedichts ein Höchstmaß an kritischer Schärfe gewinnen. Hier steht Lyrik, unter den Gattungen sprachlicher Kunst die einsamste, hart und aktiv im Dialog mit der Zeit.
Hoffmann und Campe Verlag, Klappentext, 1969
Hans Dieter Zimmermann: Rede auf Kay Hoff zu seinem 80. Geburtstag
Gehalten in Lübeck im August 2004
Ralf-Henning Steinmetz: Kay Hoff zum 90. Geburtstag
Vortrag gehalten in Neustadt am 20.9.2014
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