KLINIKUM EINS
hirnbrandig – die hirn
-brander im petrolmeer rupfen sich die segelschlagen
aaaaasich
den bug ein.
(in der geschlossenen hat ein brander (brandiger)
aaaaa(hirn -b.) sein bett angesteckt, die aschtonnigen
aaaaa/ die
-tönigen Container von einem zestenlosen orantsch.)
für alle siffbrüchigen. für alle anthro-pop-hagen: und mein haferlschuh hat sein ledriges maul voller mentschenfleisch.
was soll denn nicht recht sein mit den hirn
-brandigen?
sie tragen den rotz im gesicht (wie es sich gehört), sie tragen den kot in den eingeweiden (wie es sich gehört), sie tragen die Samenleiter im rückenmark. diaphragmen auf den netzhäuten. ihre euter (DIE EUTER!) unter den versen.
sorgen brauchen wirun snicht zu machen: solange das hertz von ludwig dem zwoten (LUDWIG MARK II) in seiner silbrigen urne in der gnadenkapelle zu altötting der wundertätigen maria insge sicht schaut
sind wir vor allen
billmessern
und bockschneidern
sicher!
(und vor der allzu rabiaten alpdruckerei)
wenn wir nur fleißig die schollen von der hirnrinde schaben, legen wir das kambium frei
(altes lindhölzernes baumgesetz, das auch die
segensr eiche
wund ertätige
lindhöl zehrne
madonna zu altötting
kennt)
Joseph Felix Ernst
In Zeiten der Kurzmitteilungen und Tweets sollte das Gedicht die zeitgemäße Kunstform schlechthin sein. Es mangelt der Lyrik an nichts – formal und inhaltlich außer vielleicht an Leserinnen und Lesern. Aber war das je anders, und wenn ja, wann noch mal genau? Ausgerechnet als Live-Event, auf Slams, erreicht sie ein größeres Publikum, obwohl sie doch oft (also nicht immer) das intime Zwiegespräch sucht.
Was aber ist ein Gedicht, das keiner liest? Eine Spur im Sand: Ich war hier.
Findet das Gedicht jemanden, der seiner seltsam verschrobenen Innigkeit folgen kann, geschieht das (quasi-musikalische) Wunder. Eine kurzweilige Gemeinschaft des Menschlichen stellt sich ein: Du bist nicht allein.
Grund genug, der Lyrik nicht nur eine komplette Nummer zu widmen, sondern gleich eine ganze Jubiläumsausgabe. Denn kein Podest kann groß genug sein für die Lyrik (sei es am Ende auch noch so klein und laut wie die Krachkultur).
Mit der Ausgabe 20/2019 möchten wir unsere Wertschätzung der Dichtung kundtun, einen kleinen Überblick über Tendenzen gegenwärtiger Dichtkunst geben (so vielfältig, so offen für alles) und auch theoretischen Überlegungen zum Thema (kleinen Zwistigkeiten) Raum geben.
Die Lyrik war schon immer da, lange vor den Funksprüchen und dem Online-Gezwitscher. Ihre Widerstandskraft bleibt unübertroffen, das Gespräch nicht nur über Räume, sondern über Zeiten hinweg. Unkenrufe, so gern sie die kulturpessimistische Hautevolee auch hören mag, sind also fehl am Platz. Wir sind gekommen, um zu bleiben.
Die Herausgeber, Vorwort
Neue Krachkultur feiert die Lyrik Pressemitteilung
Michael Braun: Die Programmierung des Schönen
signaturen-magazin.de
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