CATULL
Nulli se dicit mulier mea nubere malle
aaaaaaaquam mihi, non si se luppiter ipse petat.
dicit: sed mulier cupido quod dicit amanti,
aaaaaaain vento et rapida scribere oportet aqua.
Meine Geliebte sagt, sie wolle keinen lieber heiraten als
mich, nicht einmal, wenn luppiter selbst um sie würbe.
So sagt sie; aber, was eine Frau einem Liebenden sagt,
der sie begehrt, sollte man in den Wind und ins reißende
Wasser schreiben.
(Übersetzung: Michael von Albrecht)
um 70 v. Chr.
Der römische Dichter Catull, der nur dreißig Jahre alt wurde, lebte zur Zeit des Spartakus-Aufstandes (73–71 v. Chr.) in Sirmione in der Nähe von Verona, wo man noch heute das Anwesen besichtigen kann, auf dem seine Villa sich befunden haben soll. Seine Gedichte waren meist direkt an die treuen Freunde aus dem Kreis der sogenannten Neoteriker gerichtet, dem Catull anqehörte. Bekannt ist auch, dass der Dichter sich nicht scheute, in seinen Versen auch seinen Kaiser Caesar zu verspotten, den das nicht davon abhielt, ihn zum Essen einzuladen.
Nicht wenige von Catulls Gedichten sind Lesbia, einer zehn Jahre älteren Frau gewidmet, mit der ihn eine Liason verband. Offenbar gelang es ihr nicht, ihm völlig den Kopf zu verdrehen, denn wenn er ihr auch viele Lieder singt, so bleibt er, was die Beziehung zu Frauen angeht, grundsätzlich skeptisch. Der Vierzeiler handelt in einem für Catull typisch direkten Tonfall davon, dass Liebe blind macht. Die Liebenden befinden sich in einem Zustand, dem man nicht trauen sollte. Zumindest nicht den Worten, die man einander im Liebesrausch zuflüstert.
Volker Sielaff (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010
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