CHRISTIAN SCHLOYER
an den angler in monets bildern
merk dir nie an den wolken (wenn
da ein meer ist – & da
ist ein meer) wo du die fisch
falle versenkst, merk dir immer das über
fließende blau (merks dir am
über) am fluss vom himmel
ins meer, merk dir genau, wann
du das meer in den himmel
versenkst, merk dir kein meer
an den wolken (& es gibt diese
wolken – nicht alle sind blau) merk dir am besten
den fisch
nach 2000
aus: Christian Schloyer: spiel · ur · meere. Gedichte. kookbooks Verlag, Berlin 2007
Der Dichter Christian Schloyer (geb. 1976) bevorzugt die sanfte Drift kunstvoll verwobener Bilder, das metaphorische Erzeugen von Schwebezuständen. Diese Gedichte erreichen ihre größte Leuchtkraft, wenn der Autor seine Motive in der Auseinandersetzung mit Werken der Bildenden Kunst entwickelt. In subtilen Gemäldegedichten, in denen er Bilder von Edvard Munch oder Claude Monet auf berückende Weise neu interpretiert, versucht Schloyer der jeweiligen Bildvorlage neue Bedeutungen abzugewinnen.
Es ist das Litaneihafte der lyrischen Bildbeschreibung, das hier die poetische Suggestion erzeugt. Das lyrische Subjekt tritt offenbar in einen Dialog mit den Figuren des Bildes, um dann in der sanften Repetition alter poetischer Zauberwörter („meer“, „wolken“ und „blau“) die Bildobjekte zu auratisieren und zugleich zu beleben. Eine fließende Bewegung kommt in eine eigentlich fixierte Szene. So erwachen bei Schloyer die Bilder zu neuem Leben – eine nicht geringe Leistung eines jungen Dichters.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009
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