CORNELIA SCHLEIME
Meine Liebe sind nicht die Lippen
die du fressen wolltest
meine Liebe war nicht der Rabe mit dem
ich durchs Zimmer flog.
Meine Liebe ist immer die Stunde,
die wir uns treffen zwischen den Stunden
Die Stadt wo wir uns suchen
zwischen den Städten
Die Nacht wo wir uns wollen
zwischen den Nächten
1980er Jahre
aus: Ein Mololow-Cocktail auf fremder Bettkante. Hrsg. von Peter Geist. Reclam Verlag, Leipzig 1991
Die 1953 in Ost-Berlin geborene Cornelia Schleime kann getrost Universalkünstlerin genannt werden. Mit Malerei, Filmen, Performances und zuletzt mit Gedichten und einem 2008 erschienenen autobiographischen Roman verfügt ihr Werk über eine große Bandbreite und verwendet letztlich eine Vielzahl an bilderzeugendem Material.
Das Wesen der Liebe, die das Gedicht thematisiert, lässt sich nur andeutungsweise begrifflich darstellen. Eine Stimme, die sich weder räumlich noch zeitlich verorten lässt, listet einen Kategorienkatalog auf: Zunächst wird die Liebe ex negativo beschrieben, dann folgt der Versuch, die Liebe an einer Stelle zu entdecken, einer Schnittstelle, einem unbewussten Zwischenzustand.
Norbert Lange (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010
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