DIRK VON PETERSDORFF
Am Grund der Diskurse
Am Grund der Diskurse ein Fisch, ein
Fisch, der nicht zu fassen ist, es ist
ein Fisch, am Grund der Diskurse
schwimmt ein Fisch, nicht zu fassen,
am Grund ein Fisch, der schwimmt, am
Grund der Diskurse schwimmt ein Fisch,
ein Fisch, der nicht zu fassen ist.
1992
aus: Dirk von Petersdorff: Wie es weitergeht, S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1992
In den eleganten Essays des Bandes Verlorene Kämpfe (2001) hat sich der 1966 geborene Lyriker Dirk von Petersdorff als konservativer Ästhetiker zu erkennen gegeben, der die Zumutungen einer „erschöpften Moderne“ abzuwehren trachtet. Anstelle eines verkrampften Avantgardismus propagiert er ein entspanntes Traditionsbewusstsein und die Verfahrensweisen lyrischer Leichtigkeit: Ironie, Heiterkeit, Utopie-Abstinenz.
In seinem lyrischen Debütband Wie es weitergeht von 1992 war von Petersdorff noch sehr damit beschäftigt, ein leicht-sinniges Spiel mit allerlei Theoremen der Philosophiegeschichte aufzuziehen. Die „Diskurse“ des westlichen Denkens wurden zum Spielmaterial, das es in unterschiedlichster Weise zu zerlegen galt. Am schönsten gelang dem Autor diese De-Konstruktionsbewegung in seinem Text über den „Grund der Diskurse“, in dem er das Fluide und Nicht-Greifbare der Denksysteme in der einfachen Variation eines Satzes nachbildet.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006
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