ELKE ERB
Nein
Über die Po-Ebene – das wird öde.
Die Po-Ebene queren – lange Fahrt.
Po-Ebene – still doch. Vermutlich nie,
wie sie vorkommt in Sätzen, ist sie zu fassen.
Die Alpen – freilich! Alle Welt, allerwelts.
Der Comer See? – überzeugt.
Die Po-Ebene – nie! Keine menschliche
Rede begreift sie
je.
1997
aus: Elke Erb: Gänsesommer. Urs Engeler Editor, Basel/Weil am Rhein 2005
„Ein Kind, das weit in die Welt hineingeht, erwartet das Wunder“, hat die Dichterin Elke Erb (geb. 1938) einmal in einem autobiografischen Text notiert – nach diesem „Wunder“ hat sie in ihrem lyrischen Werk stets Ausschau gehalten. Und dieses „Wunder“ erlebt sie in den immer neu zu gruppierenden, mitunter sich eigen-dynamisch generierenden Konstellationen der poetischen Sprache.
Seit sie aus der Eifel nach Berlin-Ost gekommen war und dann ab 1966 die DDR-Poesie aufzumischen begann, hat Elke Erb eine ganze Menge an produktiven Sprach-Spielen zuwege gebracht. Sehr skizzenhafte Texte stehen in ihrem Werk neben sprachbesessenen Wort-Meditationen, die um eine bestimmte Vokabel oder eine Lautstruktur kreisen. Im Fall des Gedichts „Nein“, das im April 1997 entstand, entzündet sich das poetische Interesse an den durchaus komischen phonetischen und semantischen Effekten, die um die geografische Bezeichnung „Po-Ebene“ und um den Vokal „O“ kreisen.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009
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